Bezirksblätter vor Ort
Dorfentwicklung für mehr Lebensqualität in Serfaus
SERFAUS. Beim Projekt Gemeindeentwicklung Serfaus werden nun Maßnahmen in den zehn Handlungsfeldern umgesetzt. Neben einer aktiven Bodenpolitik sollen auch Maßnahmen gegen die Abwanderung und den "Ausverkauf an Investoren" gesetzt werden.
Umfassender Gemeindeentwicklungsprozess
Vor drei Jahren startete die Gemeinde Serfaus unter dem Motto "Ins'r Zukunft z'liab" einen umfassenden Gemeindeentwicklungsprozess. Am Beginn stand ein einstimmiger Gemeinderatsbeschluss, die Installierung einer Steuerungsgruppe und eine BürgerInnen-Befragung. Nach vier Workshops mit 40 repräsentativ ausgewählten BürgerInnen wurden die Ideen und Visionen diskutiert und grundlegende Handlungsfelder bestimmt. Die Zwischenergebnisse wurden bei einer Open Space Veranstaltung präsentiert. Der Prozess wurde im Frühjahr 2020 abgeschlossen. Begleitet wurde dieser von der Dornbirner Firma ISK (Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung). Aufgrund der Pandemie wurden nun mit eineinhalb Jahren Verspätung am 21. September im Kultursaal das Gemeindeentwicklungskonzept und der Abschlussbericht präsentiert.
Gute Rahmenbedingungen schaffen
"Unsere Zielsetzung war es, die Entwicklung des Dorfs in allen Lebensbereichen nachhaltig positiv zu beeinflussen und gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Im Rahmen des Prozesses wurden nun zehn Handlungsfelder definiert, um die Lebensqualität zu steigern. Dabei sind die normalen Infrastrukturaufgaben der Gemeinden aber ausgeklammert. Am Ende des Dorfentwicklungsprozesses steht nun ein umfangreiches Arbeitsprogramm mit konkreten Umsetzungsmaßnahmen und einem klaren Arbeitsauftrag",
erläuterte Bgm. Paul Greiter.
Die Dorfentwicklung sei aber ein dynamischer Prozess und mit der Pandemie haben sich auch die Rahmenbedingungen verändert. Gerald Mathias (ISK) ging detailliert auf alle zehn Handlungsfelder ein und präsentierte die geplanten Maßnahmen und den kurz-, mittel- oder langfristigen Umsetzungszeitplan. Einige Dinge konnten in der Zwischenzeit bereits umgesetzt werden.
"Nicht nur der Tourismus allein ist für die Entwicklung der Gemeinde wichtig, sondern man muss sich auch um die BürgerInnen kümmern, die die Grundlage für den Erfolg bilden",
stellte Mathias klar.
Aktive Bodenpolitik und Verkehrsberuhigung
Ein wichtiges Thema für die Zukunft wird das Flächenmanagement und die aktive Bodenpolitik für die Ansiedlung von Gewerbe samt Schaffung neuer Arbeitsplätze und das leistbare Wohnen sein. Dafür wurde analog zu Landeck-Zams eine PSG gegründet (60 Prozent Gemeinde, 40 Prozent Raiffeisenbank), die die Flächen künftig sichern und managen soll. Beim Thema Verkehr wünschen sich 60 Prozent der Leute eine Verbesserung. Ein gesamtes und umfassendes Verkehrs- und Mobilitätskonzept, das auf das ganze Jahr anwendbar ist, soll erstellt werden. Ein autofreies Zentrum ist hier eine Vision.
Neue Arbeitsplätze schaffen
Um den Abwanderungstendenzen – gerade bei jungen Leuten – entgegenzuwirken, müssen entsprechende Rahmenbedingungen für Einheimische geschaffen werden. Ein vielfach geäußerter Wunsch war ein öffentliches Hallenbad. Dies kann aber nur unter Einbeziehung des TVB und der Nachbargemeinden umgesetzt werden. Zudem sollen alternative Arbeitsplätze geschaffen und ein Co-Working-Space umgesetzt werden. Auch soll der Ort in der Zwischensaison (Baustellen, ein offenes Gasthaus) für die Einheimischen lebbar sein. Mit dem Skaterpark für die Jugendlichen wurde bereits ein langgehegter Wunsch umgesetzt.
Dorfcharakter erhalten Fondsmodell gegen Ausverkauf
Wichtig ist auch der Erhalt des Dorfcharakters (auch im architektonischen Sinn). Ein großes Problem ist auch die Betriebsnachfolge. Um dem Druck des "internationalen Immobilienspekulantentums" entgegenzuwirken, soll ein Modell entwickelt werden, damit Betriebe in heimischer Hand bleiben. Für solch ein Fondsmodell braucht es aber einen Schulterschluss. "Das Arbeitsprogramm ist intensiv. Wir müssen aber die Rahmenbedingungen schaffen, dass die jungen und gut ausgebildeten Leute im Dorf bleiben und eine Freude haben auch im Tourismus tätigt zu sein", betonte der Dorfchef abschließend.
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