Intensivstation LKH Wolfsberg
Vor dem Intubieren kommt die Todesangst

Intensivpflegerin Maria Knauder mit Pflegeassistentin Ulrike Kogelnig vor dem Isolierbereich im LKH Wolfsberg.
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Maria Knauder, Intensiv-Krankenpflegerin und Bürgermeisterin von St. Andrä im Lavanttal, über den harten Alltag auf der Intensivstation.

WOLFSBERG. Um das große Leiden auf den Intensivstationen zu sehen, muss man nicht in die großen Städte wie Wien oder Graz blicken. Auch im LKH Wolfsberg belegen Covid-Patienten einen Großteil der Intensivbetten, auch hier geht das Team der Pfleger und Mediziner täglich an seine Grenzen. Eine der speziell für die „Intensive Care Unit“ (ICU) ausgebildeten Pflegekräfte ist Maria Knauder, die hauptberuflich als Bürgermeisterin der Stadtgemeinde St. Andrä arbeitet, doch jede Woche zusätzlich einen 12,5-stündigen Dienst auf der Intensivstation leistet.

Keine Zeit zum Verschnaufen

Pro Dienst sind auf der ICU in Wolfsberg fünf Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger (DGKP), eine Pflegeassistenz und zwei Ärzte tätig. „Manchmal haben wir nicht einmal die Zeit für den notwendigen Gang zur Toilette“, berichtet Knauder. Denn die Intenstivstation ist voll. Gesamt stehen hier elf Betten zur Verfügung, neun davon werden aktuell von Covid-Infizierten besetzt. "Weil man jeden Augenblick mit einem Notfallzugang rechnen muss, waren wir gezwungen, zwei zusätzliche Betten im Endoskopie-Nachsorgeraum zu platzieren", berichtet Knauder. Und der Zenith scheint noch nicht erreicht; die Belegschaft rechnet auch weiterhin mit steigender Auslastung.

Betten blockiert

Das Hauptproblem bei den Covid-Patienten ist ihre außergewöhnlich lange Verweildauer auf der Intensivstation. Es kann durchaus vorkommen, dass eine Person wochenlang intensivmedizinisch betreut werden muss, bis sich ihr Gesundheitszustand dermaßen verbessert hat, dass sie auf eine andere Station verlegt werden kann. Während dieser Zeit ist das Intensivbett blockiert für andere dringende Notfälle, wie etwa Herzinfarkte, schwere Unfallverletzungen oder akute Operationen, die einen Intensivaufenthalt benötigen.

Monate im Krankenhaus

Es kann vorkommen, dass ein Covid-Infizierter mehrere Monate im Krankenhaus verbringt. „Und selbst danach sind die Probleme meist nicht überwunden“, weiß Knauder. „Ich kenne persönlich eine ganze Reihe von Fällen, die mit Long-Covid zu kämpfen haben. Sie haben Orientierungs- und Gedächtnisprobleme, kriegen bei leichten Tätigkeiten Atemnot und können sich nicht mehr konzentrieren. Da sind auch junge Menschen dabei, die zwar nicht ins Krankenhaus mussten, aber unter diesen Folgeerscheinungen leiden.“

Fast nur Ungeimpfte

Auf der Intensivstation landen allerdings nur schwere Fälle, bei denen befürchtet werden muss, dass die Lunge bald nicht mehr selbstständig atmen kann. „Zum allergrößten Teil sind das Ungeimpfte, es gibt aber auch Geimpfte mit schweren Vorerkrankungen. Dass geimpfte gesunde Menschen auf der ICU behandelt werden müssen, kommt äußerst selten vor“, sagt Maria Knauder. Für sie ist das ein klares Zeichen für die Wirkung der Impfung.

Todesangst

Wenn die Atemnot so groß ist, dass die Lunge den Körper nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgen kann und auch Atemmasken nicht helfen, wird intubiert – dem Patienten wird ein Schlauch in die Luftröhre eingeführt, eine Maschine übernimmt das Atmen. Zuvor wird der Patient mit Schlafmitteln in den Tiefschlaf versetzt. Knauder: „Wenn man einem Patienten beibringt, dass er jetzt gleich intubiert werden muss, kommt die Todesangst. Die Leute wissen nicht, ob sie jemals wieder aufwachen werden.“

Abschied im Schutzanzug

Die Todesangst ist berechtigt – für viele ist die Intensivstation auch die Endstation. Wenn das Virus den Körper so sehr geschwächt hat, dass ohne starke Medikamente und Maschinen kein Überleben mehr möglich ist, werden die Verwandten angerufen. Ihr eigenes Sterben bekommen die Patienten im künstlichen Tiefschlaf nicht mehr mit; schwer ist es für die Hinterbliebenen, die sich auf der Station im vollen Schutzanzug von ihren Lieben verabschieden. „Erst kürzlich erlebte ich einen Fall, bei dem sich eine Ehefrau von ihrem Mann auf der Intensivstation für immer verabschieden musste. Er war erst 58 Jahre alt und ungeimpft“, erzählt Knauder, die bereits 1993 auf der Intensivstation in Wolfsberg begonnen hat.

Luftröhrenschnitt

Es gibt auch Fälle, die besonders lange künstlich beatmet werden müssen. Dann kann es vorkommen, dass der Körper die Kunststoffröhre im Rachen wieder loswerden will. In so einem Fall greift der Arzt auf die Tracheotomie zurück – den Luftröhrenschnitt.

Team gibt 100 Prozent

Die Pflegekräfte haben die Aufgabe, die Patienten kreislauftechnisch zu überwachen und sämtliche pflegerischen Tätigkeiten zu übernehmen, bis hin zur Körperpflege und der Beseitigung der Ausscheidungen. Weil das Personal auf der Intensivstation eine spezielle Ausbildung durchlaufen muss, ist es nur begrenzt möglich, dort Pfleger von anderen Stationen einzusetzen. Auf das Wolfsberger Team ist Knauder stolz: „Trotz der extremen Auslastung sind die Patienten bei uns gut aufgehoben, wir geben alle 100 Prozent.“

„Geht impfen“

Was die Intensivpflegerin über Corona-Verharmloser, Impfverweigerer und Demonstranten denkt? „Zwei Stunden auf der Intensivstation würden reichen, um so manche Überzeugung in ihren Grundfesten zu erschüttern. Ich habe noch keinen Intensivpatienten erlebt, der es nicht bereut hätte, dass er sich nicht geimpft hat.“ Knauders Appell an die Bevölkerung: „Lasst euch nicht auseinanderdividieren und geht impfen. Hört auf die Experten und nicht auf Menschen, die diese Krankheit aus politischem Kalkül oder anderen Gründen verharmlosen!“

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