Leibnitz
Große Trauer um Hans Stoisser
Eine sehr geschätzte Leibnitzer Persönlichkeit ist nicht mehr: Unternehmer Hans Stoisser verstarb in der Nacht von 27. auf 28. Dezember im Alter von 95 Jahren. Stoisser ist Zeit seines Lebens Mensch geblieben und war ein großer Visionär und Gestalter. Er leitete von 1978 bis 1983 die Geschicke der Stadt Leibnitz als ÖVP-Bürgermeister. Ebenso brachte er sich im Landtag und der Wirtschaftskammer als Präsident ein. Auch als Mitbegründer der Städtefreundschaft "Pedra Badejo – Leibnitz" hat er wertvolle Spuren hinterlassen.
LEIBNITZ. Noch im September wurde Kommerzialrat Hans Stoisser von Bürgermeister Michael Schumacher, Abschnittskommandant Kurt Happer und Kommandant Gottfried Roiko für seine 70-jährige Feuerwehrmitgliedschaft geehrt. Jetzt heißt es Abschied nehmen. Hans Stoisser schlief in der Nacht von 27. auf 28. Dezember für immer ein.
Unternehmer mit Herz
Hans Stoisser war gelernter Tischler und sein Ziel war es immer, Flugzeugbauer zu werden. Davon hat er immer wieder erzählt. Der Vater, Blasius Stoisser, war ein lediger Bauernsohn und als solcher nicht erbberechtigt. Er arbeitete als 16-Jähriger beim E-Werk in Lebring als Hilfsarbeiter, dann hat er die Tischlerlehre bei einem Bauerntischler abgeschlossen. Als er fertig war, ging er auf Wanderjahre. Als sein Lehrer in Leibnitz starb, übernahm er dessen Tischlerei, welche sehr fortschrittlich mit damals modernen Maschinen betrieben wurde.
Aus dem Stadtarchiv Leibnitz
Hans Stoisser gab im Rahmen eines Interviews (Stadtarchiv Leibnitz) offen und ehrlich zu, ein Hitlerjunge gewesen zu sein. Er war bei der Flieger-HJ, da sein Berufsziel ja Flugzeugbauer war. Seine erste Eigenkonstruktion hat er mit zwölf Jahren gebaut. Mit 16 Jahren war er ein voll ausgebildeter Segelflieger und freiwilliger Offiziersbewerber der deutschen Luftwaffe.
Sechs Tage lang ging er als Infanterist an die Front. Er erzählt im Interview von einem Erlebnis, als er sich im Krieg mit zwei anderen Österreichern in einem Loch verstecken musste, von einem Russen betrogen wurde und ein Oberleutnant sich neben ihm das Leben nahm.
Unvergessliche Kriegserlebnisse
Während des Krieges wurde Hans Stoisser gefangen genommen und musste in einem Asbest-Steinbruch im Ural arbeiten. Später wurde er zum Direktor des Unternehmens diktiert und wurde von der körperlichen Arbeit befreit, um in Kyrillschrift, welche er beherrschte, zu schreiben. Als der Krieg zu Ende war, ging er zurück an die BULME, um sie mit Ach und Krach abzuschließen. Er legte die Tischler-Meisterprüfung ab und übte eine Zeit lang seinen Beruf mit wenig Freude aus, bis er merkte, dass der Beruf ein sehr schöner sein kann.
Sein Betrieb zählte bald schon 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Hans Stoisser war Gestalter
1965 kam Hans Stoisser in den Gemeinderat und 1970 auf der Liste der ÖVP in den Landtag, wo er 22 Jahre lang blieb. Gleichzeitig wurde er Stadtparteiobmann von Leibnitz und in der Folge Fraktionsführer im Landtag. Auch in der Bezirksstadt Leibnitz wurde Stoisser sehr geschätzt und konnte mit allen Parteien. Ein sehr gutes Verhältnis pflegte er auch nach seiner politischen Tätigkeit mit SPÖ-Altbürgermeister Helmut Leitenberger. Von 1966 bis 1993 war er u.a. auch Funktionär der Raiffeisenbank Leibnitz.
Der Gründungsobmann des Vereines „Städtefreundschaft Pedra Badejo – Leibnitz“ Hans Stoisser konnte in den ersten zehn Jahren der Zusammenarbeit mit der Partnerstadt Pedra Badejo auf den Kapverdischen Inseln durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Verbesserung des Lebensraumes die Emigrationsrate von Arbeitskräften mit der Gründung von Gewerbebetrieben und den Aufbau der städtischen Infrastruktur (Straßen, Wege, Wasser, Strom) wesentlich senken.
Diese Maßnahmen waren der Ausgangspunkt bei den ersten Überlegungen, eine Partnerschaft zwischen Leibnitz und Pedra Badejo zu begründen. Unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ entstanden viele Vorhaben, die beinahe alle Lebensbereiche der Bevölkerung von Pedra Badejo berührten.
Auch Hilfe vor Ort war Hans Stoisser stets ein großes Anliegen. So verzichtete Stoisser u.a. anlässlich seines 90. Geburtstages auf Geschenke und sammelte stattdessen Spenden für den Vinzimarkt Leibnitz. Der Jubilar rundete den Betrag damals auf 1000 Euro auf und übergab ihn an Vinzimarkt-Obfrau Christine Koller und Brigitte Gsell.
Die Familie sah Hans Stoisser stets als Kraftquelle: So lange es seine Gesundheit zuließ, kümmerte sich der Familienvater auch um seine an Demenz erkrankte Frau.
Die Verabschiedung findet am 3. Jänner 2023 um 10.45 Uhr in der Stadtpfarrkirche Leibnitz statt.
Erst kürzlich wurde Hans Stoisser von der Stadtfeuerwehr Leibnitz geehrt:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.