„Stoakogler G’schichtn“ der ganz persönlichen Art
Über die „Stoakogler“ wurde schon viel geschrieben. Karl Oswald ging in den Stuben der Willingshofer-Brüder ein und aus. Er saß mit ihnen stundenlang ins Gespräch vertieft am Tisch zusammen und hat ihr Leben studiert. Aus der Fülle von Erzählungen hat er ein Buch verfasst, das die Erfolgsmusiker abseits von Karriere und Scheinwerferlicht zeigt. Am Samstag, dem 18. Juli 2015, wurden die „Stoakogler G’schichtn – Dahoam am Hof“ im Stoanihaus in Gasen präsentiert.
(jf). Die drei Musiker haben für die Steiermark und die Volkskultur enorm viel geleistet. Keine Frage, die Willingshofer-Brüder Reinhold, Hans und Fritz stehen auch in Karl Oswalds jüngstem Werk im Mittelpunkt. Aber nicht so, wie sie den Fans von Bühnen- und Fernsehauftritten her vertraut sind. Die Leser lernen sie vielmehr von einer etwas anderen Seite kennen – als Familienmenschen dahoam am Hof!
Karl Oswald aus Nestelberg bei Heimschuh zeichnet ein authentisches Bild jener drei Persönlichkeiten, die hinter dem klingenden Namen „Stoakogler“ stehen. Mit Respekt und Wertschätzung porträtiert er die Willingshofer-Brüder. Motiviert von der Kernfrage: „Warum sind die Stoakogler trotz ihrer Erfolge so natürlich und am Boden geblieben?“ Die zahlreichen Begegnungen mit ihnen, ihren Familien, Freunden und Wegbegleitern haben ihm die Antwort darauf gegeben...
„Das Buch erzählt in Kurzgeschichten, warum Menschen so sind, wie sie sind, und gewährt spannende Einblicke in das volkskulturelle Gut jener wunderschönen, aber steilen Region, welche die Stoakogler ihre Heimat nennen – die Gasen,“ liefert Oswald eine kurze Inhaltsangabe. Vom Reisigschneiden bis zum Miststampfen und vom Heuseilen bis zur jährlichen Familienwallfahrt nach Maria Schüsserlbrunn spannen die 66 Erzählungen einen tiefgründigen Bogen über das Leben der drei Bergbauern und ihre Beziehung zu Grund und Boden.
„Das Werk beschreibt den Ursprung jener Heimatverbundenheit, die das ‚Stoakogler Trio’ nie verloren hat.“
Autor Karl Oswald
Im 160 Seiten starken Buch kommen auch Menschen aus dem Umfeld der Stoakogler zu Wort. Darunter mit Helene Strassegger die „Godl“ (Taufpatin) von Fritz, Hans und Reinhold. Die „Tant Lenal“ plaudert über Lebensumstände von damals. Reinhold Willingshofer schwärmt noch heute von den „Butter-Lamperln“ der „Mami“. Der ehemalige Kapellmeister Peter Kaltenegger berichtet über erste Gehversuche der drei Brüder in der Blasmusik. Und Christine Kletzl erinnert sich an gemeinsame Kindheitsspielerlebnisse auf dem Heimathof Pöllerbauer. So weiß die „kleine Schwester Christerl“ noch gut, dass die „Buam“ Seilwinden aus Zwirnspulen gebastelt haben. Cousine Maria Pölzl hat die Brüder mit ihrem VW-Käfer zu den ersten Auftritten chauffiert. Auch die Ehefrauen von Fritz (Christine), Reinhold (Elisabeth), Hans (Romana) erzählen. Reinhold Willingshofer schildert, wie man beim Holzarbeiten auf der Alm mit einem batteriebetriebenen Radio und Drahtantenne dem ersten Radioauftritt lauschte...
Der „Höller Franz“ (1913 – 1994) hat ebenfalls Eingang in das Buch gefunden. Immerhin verdanken ihm die Stoakogler ihren Namen und die erste goldene Schallplatte für „D’Vodaleit“. Der Text dazu stammt aus der Feder des Höller Franz, die Musik von den Stoakoglern selbst. Das Lied „D’Vodaleit“ haben die Willingshofer-Brüder im Februar 1978 anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens im Grazer Stefaniensaal erstmals gespielt. 1981 gab es für 25.000 verkaufte Schallplatten die Goldene. Der Höller Franz war Öl-Austräger, er hat gerne gedichtet und wusste viel zu erzählen. Das Lampen-, Pech- und Speiseöl hat er am Bahnhof Birkfeld abgeholt und mit einem Esel bis auf die Teichalm zugestellt. Auch Rudolf Pretterhofer, besser bekannt als „da Stroßegg-Rudl“ kramt in der Erinnerungskiste.
Oswald sieht sein Werk weder als Biografie noch als chronologische Auflistung von Ereignissen, sondern als Summe vieler Erinnerungen, „in denen Freud und Leid ebenso Platz haben wie die Wertschätzung für vorangegangene Generationen und die Liebe zur eigenen Heimat.“
Das Buch ist mit ganz alten Aufnahmen bebildert. „99 Prozent der über 200 Fotos sind bislang unveröffentlicht. Sie wurden mir von den Stoakoglern und Leuten aus ihrem Umfeld zur Verfügung gestellt.“ Die Publikation gibt Einblick in das Alltagsleben auf den Höfen in der Gasen und ist reich gespickt mit Anekdoten und Familiengeschichten aus der Kindheit und Jugendzeit der Stoakogler. Brauchtum und Volkskultur runden den Inhalt ab.
Als wohl größtes Geschenk dieser Geschichten bezeichnet Autor Karl Oswald ein gewisses Maß an Bescheidenheit, das man angesichts der herausragenden Leistungen einfacher Menschen erhält. „Man definiert seine Wertvorstellungen neu, wenn einem erzählt wird, dass ein Stück Brot oder eine einfache Suppe einst das Größte waren und dass man schwer und viel arbeiten musste, um diese Dinge täglich zu bekommen.“
Die „Stoakogler G’schichtn“ sind im Buchhandel und unter 0664/1450935 erhältlich!
Fotos: Josef Fürbass
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