Großes Museum für das kleine Geschäft
Alles andere als ruhig geht es am stillen Örtchen im Leibnitzer Sanitär-Museum von Familie Haas in der Fettingergasse 13 zu. Denn in guten Jahren stürmen bis zu 7.000 Besucher jährlich das kleine Sanitär-Museum.
Seit bereits etwa 50 Jahren sammelt die Leibnitzerin Erika Haas vom gleichnamigen Installateur-Betrieb mit großer Leidenschaft alles rund um Sanitäranlagen. Gemeinsam mit Tochter Dorothea Krainer lädt sie in ihrem kleinen-Sanitärmuseum seit auch schon 25 Jahren zu einer interessanten Zeitreise in die Sanitärgeschichte ein.
Zeitreise über Jahrhunderte
Die Zeitreise beginnt mit gemalten Bilddokumenten in der Zeit um Christi Geburt und reicht herauf bis in das Jahr 1970. Auf einer annähernd 300 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche, die räumlich nach Epochen gegliedert ist, sind über 400 Exponate zu bestaunen.
"Schon Kaiser Vespasian hat die marode römische Staatskasse dank einer Urinsteuer wieder aufgefüllt und den Begriff geprägt, das Geld nicht stinkt. So gab es im alten Rom etwa 160 Latrinen- und gleich viele Pissoir-Stände, wo man sein Geschäft gegen einen Obulus verrichten konnte. Auch der Urinwäscher war damals in Rom ein eingetragener Beruf. Das Leinen wurde mithilfe des als Waschmittel verwendeten Urins weiß gebleicht", erzählt Dorothea Krainer bei einer Führung durch das kleine Sanitär-Museum.
Weiterer eingetragener Beruf
Ebenfalls einen eingetragener Beruf im Zusammenhang mit kleinen Geschäften übte die so genannte Abtrittanbieterin aus. "Die Abtrittanbieterin hatte einen weiten Umhang an, unter dem sie einen Bottich mit sich trug. Passanten auf der Straße schlüpften gegen Entgelt unter den Umhang und konnten sich dort vor Blicken geschützt entleeren", weiß Dorothea Krainer zu erzählen.
Besondere Exponate
Zu den Schmuckstücken der ausgestellten Exponate zählt ein hölzernes Zimmerklosett aus dem Londoner Hotel Bristol. "Um 1680 fand sich das älteste ausgestellte Stück unserer Sammlung praktisch in jedem Zimmer des Londoner Hotels", so Krainer. Nicht weniger interessant auch ein Kutschenklosett, dass man einst im Sperrmüll in der Leibnitzer Kaspar-Harb-Gasse fand. Oder ein anderes hölzernes Kutschenklo, das reich mit Intarsien verziert ist und wo der Rand der Topfes sogar einen Goldrand hat.
Eine Platz sparende ausklappbare Federzug-Badewanne aus dem Staatsvertragsjahr 1955 oder die so genannte Mundl-Badewanne, wie sie typischerweise einst in Wiener Gemeindebauten zu finden war, sind weitere Glanzststücke des Sanitär-Museums, das sich auch dem Tabu-Thema stilles Örtchen widmet. Denn wie man früher sein Geschäft verrichtet hat, darüber wird heutzutage nicht mehr gerne gesprochen, weiß auch Dorothea Krainer zu berichten.
Historische Gliederung
Die Räume sind nach historischen Epochen geordnet und ausgestaltet. So auch der "Sissi-Raum", der zeigt, welche sanitären Errungenschaften die Menschen in der Zeit zwischen 1830 und 1890 daheim vorfanden.
"Hinter jedem Stück, das hier zu sehen ist, steckt eine interessante Geschichte", worüber Frau Krainer sehr lebendig erzählen kann. Nach jeder Führung sorgen ihre Geschichten bei den Museumsbesuchern für Diskussionen und Kopfschütteln, was es alles schon gegeben hat.
Zahlreiche Auszeichnungen
Für ihr sehenswertes Museum sind Erika Haas und Dorothea Krainer bereits 2012 mit dem Bundes-Ehrenzeichen oder mit dem Österreichischen Museumspreis 2007 als einem Anerkennungspreis ausgezeichnet worden.
Öffnungszeiten
Das kleine Sanitär-Museum in Leibnitz, Fettingergasse 13 hat Montag bis Donnerstag von 8 bis 11 Uhr und von 13 bis 16 Uhr sowie Freitag von 8 bis 11 Uhr und von 13 bis 15 Uhr geöffnet. Samstags, sonn- und feiertags sowie für größere Gruppen nur nach rechtzeitiger, vorheriger telefonischer Terminvereinbarung unter Tel. 03452/82047.
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