Trofaiacher Stimmungsbilder
Brigitta Ruhm: "Wie wird das weiter gehen?"

Brigitta Ruhm erzählt, wie es ihr in der zweiten Woche der Ausgangsbeschränkungen ergangen ist. | Foto: KK
  • Brigitta Ruhm erzählt, wie es ihr in der zweiten Woche der Ausgangsbeschränkungen ergangen ist.
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Mit den "Trofaiacher Stimmungsbildern" zeigt Jacqueline Juri, wie sich der Alltag der Menschen in Trofaiach in der aktuellen Zeit verändert.

TROFAIACH. "Das Stimmungsbild einiger Menschen in einer kleinen Stadt in einer Krisenzeit zu archivieren", ist das Ziel des Projektes von Jacqueline Juri, der Obfrau des Museumsvereins Trofaiach. Dafür hat sie in den vergangenen Wochen einige Trofaiacher telefonisch befragt, um zu erfahren, wie es ihnen mit der aktuellen Situation ergeht. Nachdem Brigitta Ruhm ihre Gedanken und Erfahrungen bereits nach der ersten Woche der Ausgangsbeschränkungen geteilt hat, folgt nun ein weiteres Fazit nach Woche zwei.

Die zweite Woche seit der Ausgangsbeschränkung ist nun vorbei. Wie empfinden Sie Ihren körperlichen und geistigen/seelischen Zustand?
BRIGITTA RUHM: 
Ich denke viel, auch an früher, und schaue, dass die Gedanken wieder weg gehen, aber es geht schon. Ich muss halt schauen, dass ich immer eine Beschäftigung habe. Nicht das ich den ganzen Tag lese, ich stricke auch, fahre mit dem Rad, natürlich in der Wohnung, einfach damit die Zeit vergeht. Ich habe Gott sei Dank einen schönen Balkon, da sitze ich vormittags gerne. Die Sonne scheint bis Mittag hin.

Was beschäftigt Sie/dich derzeit, auch im Hinblick auf Ihren/deinen Alltag?
BRIGITTA RUHM: Wie wird das weiter gehen? Das beschäftigt mich schon sehr. Wie wird das enden? Irgendwie, wenn ich so nachdenke, hat sich die ganze Welt verändert. Früher dachte ich, wenn mal ein Weltkrieg kommt, dann ist es ein Atomkrieg, aber jetzt … Ich empfinde das so, als ob es ein Krieg wäre. Es wird hinterher nicht mehr so sein, wie es einmal war. Es ist so ähnlich wie ein Atomkrieg, so auf die Art, aber mit Viren, die die Menschen „niederknüppeln.“ Für mich ist das furchtbar. Es wird Jahre dauern, bis sich die ganze Wirtschaft wieder erholt hat. Das geht nicht von heute auf morgen. Das dauert zehn bis 15 Jahre sicher, anders geht das gar nicht, glaube ich.
Es beschäftigen mich die Menschen, die die Arbeit verlieren, die es schwerer haben werden in der Zukunft, das macht mir schon große Sorgen! Wir haben das hinter uns, die Jugend muss damit fertig werden. Sie tun mir leid. Ich wünsche es ihnen nicht, dass sie das erleben müssen, was wir erlebt haben. Aber positiv denken, es geht wieder weiter!
Mich beschäftigt, dass es bestimmt noch länger dauern wird das Ganze. Für mich ist es so, dass es noch so viele Menschen gibt, die unvernünftig sind. Die älteren Leute bleiben in der Wohnung, aber die Jungen? Sie glauben sie müssen raus, vielleicht eh nur ein Prozent, aber das geht jetzt nicht.

Was hat sich maßgeblich verändert, in dieser zweiten Woche?
BRIGITTA RUHM: 
Für mich persönlich nicht so viel, ich bin ja Pensionistin, ich bekomme meine Pension. Ich habe auch eine Person, die für mich einkaufen geht, mich betreut, so muss ich nicht hinaus gehen, weil ich eine gefährdete Person bin, da ich Probleme mit dem Herzen und dem Kreislauf habe. Meine Tochter kann ich jetzt halt auch nicht sehen. Sie ist in Graz und hat einen kranken Mann zu Hause. Ich will auch gar nicht, dass sie kommt, alles ist gefährdet. Trotzdem haben wir Kontakt, wir telefonieren zweimal am Tag ausgiebig und meine Tochter fragte mich: „Du Mama, hast eh nicht schon einen Koller zu Hause, wenn du immer alleine bist?“ Mit der Nachbarin telefoniere ich auch häufig, obwohl ich keine „Telefoniererin“ bin, muss ich ehrlich sagen. Ich brauche keine zehn Euro im Monat, aber jetzt brauche ich natürlich mehr, ich möchte halt mit Jemandem plaudern können, das geht mir schon sehr ab!

Was möchten Sie/du Ihren/deinen Mitmenschen mitteilen?
BRIGITTA RUHM: 
Wir sollen durchhalten, es geht sicher alles wieder vorbei, es dauert vielleicht noch etwas, aber es geht auch wirklich alles vorbei und mit Geduld geht es leichter. Positiv denken, das musste ich auch für mich lernen, um mit meiner Erkrankung fertig zu werden. Dann geht’s leichter! Oft habe ich das Wort schon gar nicht mehr hören mögen, aber jetzt ist es wieder soweit, um es zu sagen.

Interview: Jacqueline Juri

>>Hier gibt‘s weitere Stimmungsbilder und die Interviews der ersten Woche<<

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