Trofaiacher Stimmungsbilder
Elisabeth Welzel: "Man hinterfragt jedes Wehwehchen"

Elisabeth Welzel teilt ihre Erfahrungen nach der zweiten Woche der Ausgangsbeschränkungen.  | Foto: KK
  • Elisabeth Welzel teilt ihre Erfahrungen nach der zweiten Woche der Ausgangsbeschränkungen.
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Mit den "Trofaiacher Stimmungsbildern" zeigt Jacqueline Juri, wie sich der Alltag der Menschen in Trofaiach in der aktuellen Zeit verändert.

TROFAIACH. "Das Stimmungsbild einiger Menschen in einer kleinen Stadt in einer Krisenzeit zu archivieren", ist das Ziel des Projektes von Jacqueline Juri, der Obfrau des Museumsvereins Trofaiach. Dafür hat sie in den vergangenen Wochen einige Trofaiacher telefonisch befragt, um zu erfahren, wie es ihnen mit der aktuellen Situation ergeht. Nachdem Elisabeth Welzel ihre Gedanken und Erfahrungen bereits nach der ersten Woche der Ausgangsbeschränkungen geteilt hat, folgt nun ein weiteres Fazit nach Woche zwei.

Die zweite Woche seit der Ausgangsbeschränkung ist nun vorbei. Wie empfinden Sie Ihren körperlichen und geistigen/seelischen Zustand?
ELISABETH WELZEL: 
Körperlich geht es mir total gut, ich fühle mich total fit. Das Einzige, was vielleicht ein bisschen eigenartig ist, dass man sich bei jeder Befindlichkeit, die einem irgendwie aufkommt, sofort überlegt, ist das was, könnte das was sein? Also grundsätzlich geht es mir gut, aber irgendwie, glaube ich, hinterfragt man jedes kleine Wehwehchen im Hinblick auf Corona.
Psychisch geht es mir, soweit ich das von mir selber beurteilen kann, auch recht gut. Natürlich, wenn dann die Nachrichten kommen, die dann von Woche zu Woche härter werden, dann wird man schon immer nachdenklicher. 

Was beschäftigt Sie/dich derzeit, auch im Hinblick auf Ihren/deinen Alltag?
ELISABETH WELZEL:
Meine Woche ist eigentlich zweigeteilt. Zum einen arbeite ich in der Apotheke, wo sehr viel los ist und die Frage sich für mich immer noch stellt: Warum gehen immer noch so viele alte Leute einkaufen? Den zweiten Teil der Woche verbringe ich dann zu Hause, beziehungsweise versorge ich meine Schwiegereltern. Wobei für mich jetzt ganz vehement in den Vordergrund gerückt ist, meine Schwiegereltern haben nur zu mir Kontakt. Ich bin die einzige Kontaktperson, die sie mit Lebensmittel beliefert und ich eigentlich jetzt Angst habe, dass ich sie in irgendeiner Form anstecken könnte, mit Corona. Das ist eine große Sorge, die für mich persönlich aufgekommen ist. 
Was ich als anderes Beispiel noch anmerken möchte, mir ist aufgefallen, ich muss mit niemandem mehr irgendwo hinfahren. Ich habe zwei Kinder und ich muss kein Kind zu irgendeinem Training oder zu einem Nachmittagsevent bringen, ich brauche am Abend niemanden abholen. Plötzlich ist da Zeit entstanden, die es vorher nicht gegeben hat, weil ich Taxidienst war. Das muss ich auch noch anmerken: Ich bin extrem stolz auf meine Kinder, sie halten durch. Sie sind seit zwei Wochen noch nie wo gewesen. Sie chatten mit ihren Freunden und soweit ich das überblicken kann, halten sich auch alle Freunde daran. Also wirklich Hut ab. Da bin ich ehrlich stolz darauf, dass die Jugend das so einhält.

Was hat sich maßgeblich verändert in dieser zweiten Woche?
ELISABETH WELZEL:
Ganz zu Beginn der Corona Krise gab es in der Apotheke eine ganz große Nachfrage nach Masken. Danach, wie es zu dem Shutdown gekommen ist, gab es eine große Nachfrage nach Desinfektionsmittel. Beides war sehr schnell ausverkauft. In der vorigen Woche war das große Thema dann Einweghandschuhe, die dann auch sehr schnell ausverkauft waren. Seitdem bekannt geworden ist, dass beim Einkaufen Masken zu tragen sind, ist jetzt natürlich täglich die Nachfrage nach Masken da. Wir besitzen im Moment keine. Wir hoffen, dass wir diese nächste Woche bekommen. Wir versuchen und bemühen uns sehr, aber es ist am Markt kaum etwas erhältlich. Es gibt ganz viele Leute die unheimlich nett und irrsinnig höflich sind und sich bedanken was für eine tolle Arbeit geleistet wird. Einige wenige Menschen, die es nicht verstehen, wenn etwas nicht erhältlich ist, gibt es natürlich auch. Aber wir erhalten viel Anerkennung.

Was möchten Sie/du Ihren/deinen Mitmenschen mitteilen?
ELISABETH WELZEL:
Im tiefsten Inneren bin ich einfach ein Landschaftsplaner und deshalb dreht sich für mich schon seit längerem der Gedanke darum, ob das ein Schritt für die Zukunft sein wird, dass man wieder auf das Land zieht. Gedanken, die ich in den letzten Tagen immer wieder gehabt habe. Weil ich mir denke, wir in Trofaiach haben das Glück ein Haus zu haben, man hat einen Garten. Auch wenn das nicht vorhanden ist, hat man genug Bewegungsfreiheit. Wenn ich da jetzt an Leute denke, die mitten in Wien leben, vielleicht zu viert in einer kleinen Wohnung sitzen, vielleicht auch ohne Balkon, und nicht die Möglichkeit haben, raus in die Natur zu gehen –  das stelle ich mir schwer vor. Für mich stellt sich da die Überlegung, ob sich die Leute jetzt vielleicht rückbesinnen und dadurch wieder aufs Land oder in eine kleinere Stadt ziehen, weil es Vorteile bringt. Man kennt sich, ist nicht anonym, kennt seine Nachbarn mit Namen. In den meisten Fällen, so wie ich das jetzt von mir kenne, würde jeder für jeden alles machen und helfen oder bereit sein etwas zu tun. 

Interview: Jacqueline Juri

>>Hier gibt‘s weitere Stimmungsbilder und die Interviews der ersten Woche<<

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