Filmstart
Klammer: Chasing the Line: Erinnerung an die goldene Zeit des Skisports

Franz Klammer – in "Chasing the Line" dargestellt von Julian Waldner und #%Daron Rahlves als Stuntman – beim Start in Innsbruck. | Foto: epo/Samsara/Christoph Thanhoffer
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  • Franz Klammer – in "Chasing the Line" dargestellt von Julian Waldner und #%Daron Rahlves als Stuntman – beim Start in Innsbruck.
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Endlich ist er da: Ein Film über die Siegesfahrt von Franz Klammer bei den Olympischen Spielen Innsbruck 1976.

Einen Film über Franz Klammer, das Skiidol meiner Jugend, habe ich mir schon lange gewünscht. 45 Jahre nach seinem legendären Olympiasieg in Innsbruck 1976 ist es endlich soweit: "Klammer – Chasing the Line" wird aktuell in unseren Kinos gespielt – für mich ein Pflichttermin.
Die Handlung ist nostalgisch, allerdings mit modernster Filmtechnik inszeniert. Obwohl man den Ausgang kennt, kommt Gänsehaut auf, als Franz Klammer in seinem für ihn typischen Stil – unruhig auf den Skiern stehend und mit den Armen rudernd – am Patscherkofel in Innsbruck zu Olympiagold rast. Daron Rahlves, der im Film den Klammer-Darsteller Julian Waldner bei Skiszenen doubelt, hat den "Klammer-Style" gut hingebracht.

Lang, lang ist's her

Ältere Semester wie ich können sich noch genau erinnern, wo sie am 5. Februar 1976 die Siegesfahrt des später zum österreichischen Skikaiser ernannten Franz Klammer erlebt haben. Ich selbst saß mit meinen Klassenkollegen der HAK im ehemaligen Brucker Bahnhofshotel vor dem Fernseher. Wir absolvierten damals unsere Maturareise, die uns nach Tunesien führte, bereits in den Energieferien. Bei der Zugfahrt nach Wien und weiter zum Flughafen haben wir das prägende Skiereignis entsprechend gefeiert. Auch in der Clubanlage in Hammamet haben wir in Folge noch öfter auf "unseren" Franz Klammer angestoßen.

Das Rennen seines Lebens

Für alle jene, deren Erinnerung verblasst ist oder die noch gar nicht auf der Welt waren, kurz das damalige Szenario. Beim Abfahrtslauf der Olympischen Winterspiele 1976 gibt es nur einen Favoriten: Franz Klammer. Der erst 22-jährige charismatische Abfahrtsläufer trägt die Hoffnung von ganz Österreich auf seinen Schultern. Während der Druck des Publikums astronomische Ausmaße erreicht, sein Skihersteller aus Promotion-Gründen in letzter Minute die Ausrüstung austauschen will, die Wetterbedingungen von Tag zu Tag schlechter werden, sich der Berg als trotzig erweist und rivalisierende Rennfahrer auf seinen Fersen sind, muss sich Franz der ultimativen Herausforderung stellen: Die Kraft zu finden, den Berg auf eigene Faust zu bezwingen. Dazu braucht er seine große Liebe, Eva, die ihm den Mut gibt, sich von allen Zwängen zu befreien, um das Rennen seines Lebens bestreiten zu können.

Pionier der Carvingtechnik

Klar, dass die spätere Eva Klammer und ihr Franz ausreichend Filmstoff für eine Liebesgeschichte bieten, die im Film etwas ausufert. Die authentische Art Franz Klammers aber ist stimmig eingefangen, sein spitzbübisches Lächeln macht auch den Hauptdarsteller Julian Waldner zu einem herzerwärmenden "Franzi".
Fazit: Zwei Stunden atemberaubendes und gefühlvolles Kinoerlebnis, das darüber hinaus Lust macht, bald selbst den Skiwinter zu genießen. Nicht in der Abfahrtshocke, aber mit Carving-Schwüngen, die Franz Klammer bereits damals so schnell gemacht haben.

Der Mythos Franz Klammer

Franz Klammer gilt heute noch international als der beste Abfahrtsläufer aller Zeiten.
Dafür gibt es zwei Gründe: Der eine ist, dass Franz Klammer immer noch der Rekordhalter für die meisten gewonnen Weltcup-Abfahrtsläufe ist. Der zweite ist der Olympia-Abfahrtslauf vom 5. Februar 1976.
Vorangegangen sind diesem Abfahrtslauf eineinhalb Skisaisonen, in denen Franz Klammer so gut wie jedes Rennen gewonnen hat. Die internationale Erwartungshaltung war: Der “Kaiser” Franz Klammer muss das Rennen gewinnen!

Klammer gegen Russi und den Rest der Welt

Vor 60.000 Zuschauern kam es schließlich zum erwarteten Zweikampf mit Bernhard Russi, dem Olympiasieger von 1972, der sich spannender nicht hätte gestalten können: Russi legte gleich zu Beginn eine Rekord-Bestzeit hin. Klammer startete mit der unglücklichen Startnummer 15, am Ende der ersten Gruppe, als die Piste niedergefahren und weit vom Idealzustand entfernt war. Bei der Zwischenzeit lag Klammer nach einem schweren Fehler nur auf Rang drei. Doch dank seiner riskanten Fahrweise mit direkter Linie und einem neuartigen Stil, der seine Nachfolger später zum Carven inspirieren sollte, siegte Franz und brachte den gesamten Berg zum Beben.
Aus Österreich gibt es Bilder vom Renntag, die selbst die Straßen der Hauptstadt leergefegt zeigen. Schulkinder wurden früher nach Hause geschickt, Geschäfte geschlossen, der Absatz von Farbfernsehgeräten schnellte in die Höhe – ganz Österreich saß gespannt vorm Fernseher.

Die Klammer Foundation

Heute ist Franz Klammer eine Figur des öffentlichen Lebens, tritt bei zahlreichen Sport- und Benefizveranstaltungen auf. 1998 gründete er die “Klammer Foundation”, eine Stiftung, die jungen, verletzten Sportlern hilft. Außerdem ist er Botschafter der Klimaschutzorganisation R20 Regions of Climate Action.
Seit 1979 ist Franz mit Eva verheiratet. Die beiden haben zwei Töchter und zwei Enkelsöhne und leben in Wien.

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