Barrierefreiheit in Leoben
Mit dem Rollstuhl durch die Stadt
In Sachen Barrierefreiheit gibt es in Leoben noch Luft nach oben. Wenn Harald Schmerlaib mit seinem Rollstuhl unterwegs ist, stößt er oftmals an für ihn unüberwindbare Grenzen. Kleine Hürden können zu großen Problemen werden.
LEOBEN. Für die meisten Menschen ist es selbstverständlich, mobil zu sein und kleinere Hindernisse ohne Probleme überwinden zu können. Aber für Menschen im Rollstuhl sieht die Situation schon ganz anders aus. Was tun, wenn Geschäfte, Lokale oder Altbauhäuser nur über Stufen erreichbar sind? Harald Schmerlaib ist einer jener Menschen, die in Leoben im Rollstuhl unterwegs sind.
Seit 1. Jänner 2006 gilt das Gesetz über die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen für alle Unternehmen in ganz Österreich. Das heißt, dass öffentlich zugängliche Gebäude wie Amtshäuser, aber auch Theater oder Restaurants für Menschen mit körperlicher Behinderung ohne Hindernis erreichbar sein müssen.
Ohne Probleme in den Stadtbus
Harald Schmerlaib aus Leoben, der auf den Rollstuhl angewiesen ist, erzählt, welche positiven, wie auch negativen Erfahrungen er im Alltag gemacht hat. Die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel sei vor einiger Zeit noch problematisch gewesen. Die Rampen der Stadtbusse konnten oftmals nicht ausgefahren werden und somit wurden die Einstiege für Personen im Rollstuhl ohne Begleitung zu unüberwindbaren Hindernissen. Nach Gesprächen mit den Verantwortlichen der Stadtwerke Leoben ist jetzt das barrierefreie Aus- und Einsteigen in die Busse gewährleistet.
Altstadt-Tiefgarage ist barrierefrei
Der Abgang zur Tiefgarage und zum öffentlichen WC am Hauptplatz war zuvor nur über eine Stufe und eine schwer zu öffnende Türe erreichbar. Nach Intervention bei der Stadtgemeinde Leoben wurde eine kleine Rampe errichtet und die Türen mit einer Öffnungsautomatik ausgestattet. Ebenso wurden im Behinderten-WC klappbare Haltestangen montiert. Die Tür kann mit einem sogenannten Euroschlüssel geöffnet werden. Dieser ermöglicht berechtigten Personen den Zutritt zu Behindertentoiletten in Städten, beispielsweise in öffentlichen Gebäuden, Bahnhöfen, Hochschulen, Freizeitanlagen oder Kaufhäusern.
„Den Verantwortlichen sind oft die Probleme einfach nicht bewusst. Meist reicht ein klärendes Gespräch vor Ort und danach werden Hürden beseitigt.“
Harald Schmerlaib
Nachholbedarf beim Live Congress Leoben
Dieselbe Ausstattung wie bei der Altstadt-Tiefgarage würde auch den barrierefreien Zugang zum neuen Live Congress ermöglichen. Schmerlaib schildert: "Hier sind die Eingangstüren zu schwer, um sie vom Rollstuhl aus eigenständig öffnen zu können. Mein Wunsch wäre, wenigstens eine dieser Türen mit Taster oder einem Schloss für einen Euroschlüssel auszustatten, dann wären diese elektrisch zu öffnen." Für die Verbindungstüre zwischen Lift und dem Gang zu den WC-Anlagen gilt dasselbe. Auch hier ist die zu schwer zu öffnende Türe ein unüberwindbares Hindernis.
Schmerlaib weiß aus Erfahrung, dass mitunter die Bedienhöhe von Kassenautomaten problematisch sei: "Die Automaten in der Tiefgarage des Einkaufszentrums LCS sind zu hoch angebracht, um sie vom Rollstuhl aus bedienen zu können. Bei der Tiefgarage des Krankenhauses ist die Höhe des Kassenautomaten hingegen optimal."
Probleme am Zentralfriedhof
Am Zentralfriedhof Leoben befinden sichzwei WCs, von denen keines behindertengerecht sei, da die Türen zu schmal sind und eines nur über Stufen erreichbar ist. Breitere Türen und Haltegriffe würden Abhilfe schaffen.
Im Ortsteil Schladnitz sind die Bäckerei Köck, das WC und die Pizzeria an der Tankstelle Leitner nur über eine Stufe erreichbar – hier würde eine kleine Rampe das Problem beseitigen.
Selbst Arztpraxen seinen oftmals nicht barrierefrei erreichbar. „Ich würde mir wünschen, meine Ärzte nach Qualifikation und nicht nach Barrierefreiheit aussuchen zu können“, betont Schmerlaib.
Harald Schmerlaib findet, dass der Mareckkai durch die Spielplätze und die Calisthenics-Anlage stark aufgewertet worden ist: "Leider wurde auf Menschen mit körperlicher Behinderung vergessen. Wünschenswert wäre, wenigstens ein Trainingsgerät für Rollstuhlfahrer zu installieren.
Betroffene miteinbinden
Bessere Barrierefreiheit sei meist nur in Verbindung mit der Planung neuer Gebäude möglich. Schmerlaib würde sich wünschen, dass Personen mit körperlicher Behinderung in die Planung miteingebunden werden: „Denn wer sonst, als die Betroffenen selbst, sind Experten auf dem Gebiet des barrierefreien Gestaltens?“
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