Christoph Strasser und David Misch
"Wenn schon Geschichte schreiben, dann richtig"

Christoph Strasser vor seinem Rad von Specialized, auf dem ihm der Weltrekord im 24h-Einzelzeitfahren am Fliegerhorst in Zeltweg gelang. | Foto: MeinBezirk.at/Gaube
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Gestern Abend präsentierten David Misch und Christoph Strasser in Trofaiach gemeinsam das Buch "1000/24 – Christoph Strassers Jagd nach dem perfekten Tag", in dem sie die Geschichte eines Weltrekordes erzählen. 

TROFAIACH. "Wenn schon Geschichte schreiben, dann so richtig", meint David Misch, und beschreibt damit, was Christoph Strasser – Rekordsieger des Race Across America, mehrfacher Weltrekordhalter im Ultracycling und vor allem guter Freund – im vergangenen Jahr versucht und in einem Maße vollbracht hat, das zuvor unvorstellbar schien.  

Gemeinsam stehen die beiden Männer am Freitagabend, 8. April, im Trofaiacher StadtKULTURsaal und erzählen dem gespannten Publikum eine Geschichte, die beeindruckend und zum Teil fast unglaublich klingt. Es ist die Geschichte von Christoph Strassers Weltrekordversuchs, die Misch – habilitierter Geologe, Autor und vormals selbst im Ultraradsport aktiv – wortgewaltig und doch einfühlsam in ein 305 Seiten starkes Buch verpackt hat. In "1000/24 – Christoph Strasser und die Jagd nach dem perfekten Tag" begleitet er den Extremsportler auf seinem Weg, im 24h-Einzelzeitfahren die magische Grenze von 1.000 Kilometern zu durchbrechen. 24 Kapitel stehen für 24 Stunden, je zwei Kapitel für ein Monat des "perfekten Jahres". 

"1000/24 – Christoph Strasser und die Jagd nach dem perfekten Tag" von David Misch und Christoph Strasser erschien im Covadonga Verlag.  | Foto: MeinBezirk.at/Gaube
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"Da geht noch mehr"

Der erste Gedanke, 1.000 Kilometer innerhalb von 24 Stunden zurückzulegen, kam Strasser im Jahr 2011, wie er erzählt. Bis zur tatsächlichen Umsetzung zehn Jahre später war es jedoch ein weiter Weg. Ein Weg, der von zahlreichen Erfolgen und neuen Rekorden geprägt war: Von sechs Siegen beim Race Across America, ein Rennen über 4.860 Kilometer, das er 2013 als erster Teilnehmer überhaupt in unter acht Tagen beendete über einen Weltrekord im 24h-Einzelzeitfahren auf der Bahn mit 941 zurückgelegten Kilometern im Jahr 2017, bis hin zu seinem Weltmeistertitel im 24h-Einzelzeitfahren mit 913 Kilometern im Jahr darauf. 

"Wenn immer alles gut geht, vergisst man leicht, dass nicht immer alles gut geht."
Christoph Strasser

Doch es gab auch schwierige Phasen und Dämpfer. "Wenn immer alles gut geht, vergisst man leicht, dass nicht immer alles gut geht", blickt der gebürtige Kraubather zurück. Und so waren es nicht nur die Erfolge, sondern auch eine Handvoll Rückschläge und Misserfolge, wie etwa das Ausscheiden beim Race Across America im Jahr 2013, die ihm den Weg wiesen und zu dem Sportler machten, der er heute ist. "Auszuscheiden war ein richtiger Dämpfer, vielleicht aber genau der richtige Dämpfer", meint er rückblickend. Außerdem werden auch beim Scheitern schöne Geschichten geschrieben, so der Sportler schmunzelnd.

Christoph Strasser (li.) im Interview mit David Misch | Foto: Lex Karelly
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Für den gebürtigen Kraubather steht dabei eines immer fest: "Da geht noch mehr". Im Notfall einfach noch einmal probieren. "War das wirklich das Beste, was geht? Kann ich mich noch weiter verbessern? Wo geht noch mehr?", sind Fragen, die Strasser antreiben und dazu bringen, sich immer wieder selbst herauszufordern, neue Ziele zu setzen und seine Leistung stetig zu verbessern; Fragen, die ihn schlussendlich immer noch ein paar Watt mehr, ein paar km/h schneller treten lassen. 

Energie sinnvoll investieren

Als sich Christoph Strasser 2020 mit der Idee für den Weltrekordversuch und die Begleitung in Form eines Buches an David Misch wendet, ist dieser sofort hellauf begeistert. Was begann, war eine Zeit der Vorbereitung, die von beiden eine extreme Disziplin erforderte. "Wie investiere ich meine Energie", war eine Frage, die sich beide stellen mussten: Der dreifache Familienvater, Forscher und Autor Misch ebenso wie den Ultraradsportler Strasser, der im Zuge seines intensiven Trainings versuchte, "in das Denken eines Naturwissenschaftlers einzutauchen" und sich die "Physik des Schnellfahrens" anzueignen. Von der eigenen Leistung über die Ernährung bis hin zur Aerodynamik, der Reibung und dem Rollwiderstand: All diese Faktoren galt es für den angestrebten Weltrekordversuch miteinzukalkulieren und zu optimieren. 

Christoph Strasser auf seiner Weltrekordfahrt im Juli 2021 im Fliegerhorst Zeltweg. | Foto: GEPA pictures/Wolfgang Grebien
  • Christoph Strasser auf seiner Weltrekordfahrt im Juli 2021 im Fliegerhorst Zeltweg.
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Der perfekte Tag

Am Wochenende vom 16./17. Juli des Vorjahres war es dann schließlich so weit: Am Fliegerhorst in Zeltweg sollte die Generalprobe für den eigentlichen Weltrekordversuch in Colorado, USA stattfinden – so zumindest der ursprüngliche Plan. Denn kaum einer – am wenigsten Strasser selbst – rechnete damit. Nicht unter diesen Bedingungen: "Ich wusste, dass ich über 24 Stunden 270 Watt treten kann, damit komme ich in unserer Höhenlage aber nicht auf die nötige Geschwindigkeit", so Strasser. 

"Das Gesamtsystem hat die Summe seiner Einzelteile überholt."
David Misch

Was er dann jedoch in diesen 24 Stunden bewies, ist, dass Prognosen falsch sein können, oder, wie es David Misch treffend ausdrückte: "Das Gesamtsystem hat die Summe seiner Einzelteile überholt". Anfänglichen Rückenschmerzen, Regen und Dunkelheit trotzend, radelte Strasser mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 42,75 km/h und 1.026,215 Kilometern innerhalb von 24 Stunden zum Weltrekord. In seinem Buch gelang es David Misch, all die Gefühle und die Stimmung einzufangen. "Ich hab ein richtiges Kribbeln im Bauch bekommen. Es war, als würde ich alles noch einmal durchleben", beschreibt der Weltrekordhalter das Gefühl beim Lesen der Seiten.

Autor David Misch (li.) und der Ultraradsportler Christoph Strasser signieren Redakteurin Sarah Konrad eine Ausgabe des Buches "1000/24 – Christoph Strasser und die Jagd nach dem perfekten Tag".  | Foto: MeinBezirk.at/Gaube
  • Autor David Misch (li.) und der Ultraradsportler Christoph Strasser signieren Redakteurin Sarah Konrad eine Ausgabe des Buches "1000/24 – Christoph Strasser und die Jagd nach dem perfekten Tag".
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Mit Zuversicht zu neuen Zielen

Dass Strassers Weltrekord nicht das Ende seiner Radsport-Karriere darstellt ist jedoch klar. So verwunderte es wenig, als der Extremsportler auf eine Frage aus dem Publikum verlautbarte, dass er bereits neue Pläne schmiede, neue Ziele im Auge haben. Schließlich liegt es in Strassers Natur, "nie an das lose Ende zu denken, sondern auf die nächste Verknüpfung zu vertrauen, an der es – meistens besser – weitergeht", wie es David Misch formuliert. Und das immer mit der nötigen Portion Zuversicht.

Buchtipp
1000/24 - Christoph Strasser und die Jagd nach dem perfekten Tag
von David Misch und Christoph Strasser
25,50 Euro, Hardcover, 304 Seiten
ISBN 978-3-95726-061-1
Erhältlich unter: https://www.ultracyclingshop.com/

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