Ersatzbau Reichensteinhütte 3.0
Die Erleichterung war riesengroß
Die Reichensteinhütte ist zweifellos ein touristisches Zugpferd in der Region und weit über die Grenzen hinaus bekannt. Über die weitere Zukunft der Schutzhütte wurde in einer außerordentlichen Hauptversammlung abgestimmt.
LEOBEN. Rund 100 der 2.600 Alpenvereinsmitglieder der Sektion Leoben wollten dabei sein, sich die letzten und aktuellsten Informationen zur Zukunft der Reichensteinhütte anzuhören und letztendlich in einer Abstimmung eine Entscheidung zu treffen. Dass diese Entscheidung für die Sektion Leoben richtungsweisend sein wird, war den Anwesenden absolut bewusst.
Seit vier Jahren wird im Vereinsvorstand an einem dringend notwendigen Konzept getüftelt, wie die Schutzhütte der Kategorie 1 erhalten werden kann.

- Reges Interesse bei der Hauptversammlung des Alpenvereins um die Zukunft der Reichensteinhütte.
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Sanierung praktisch unmöglich
Nach vielen Expertisen und Gesprächen ist man zu dem Schluss gekommen, dass die Schutzhütte nicht wirtschaftlich saniert werden kann, sondern nur durch einen Ersatzbau zu retten ist. "Nach einer Besichtigung im Jahr 2020 und einer von Experten durchgeführten Bauteilöffnung im Jahr darauf ist uns klar gewesen, dass Handlungsbedarf besteht", bringt Vorstandsmitglied Wolfgang Flaggl den Ist-Zustand der Bausubstanz vor den Mitgliedern auf den Punkt.
Nach dieser Bestandsaufnahme wurde mit der zentralen Servicestelle für Angelegenheiten zum Thema Hütten des Alpenvereins Kontakt aufgenommen und mit Georg Unterberger ein kompetenter Ansprechpartner gefunden. In weiterer Folge wurde ein – anonymisierter – Architekturwettbewerb durchgeführt, in dem sich das Projekt der dreiplus Architekten ZT GmbH mit Sitz in Innsbruck und Graz gegen neun weitere Konkurrenten durchgesetzt hat.

- Wolfgang Flaggl, die Architekten von dreiplus Thomas Heil und Stephan Hoinkes, Obfrau Claudia Schagerl und Georg Unterberger vom Alpenverein (v.l.).
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Redimensionierung als Vorgabe
Die Vorgaben für den Ersatzbau lauteten dahingehend, die Summe von 2,5 Millionen Euro nicht zu überschreiten, das Fundament beziehungsweise auf den in Ordnung befindlichen Keller aufzubauen und die Hütte auf maximal 400 Quadratmeter zu verkleinern. Wichtig war den Verantwortlichen zudem, den Wiedererkennungswert der Reichensteinhütte in einer ähnlichen Bauform zu erhalten. Nachdem die gegenwärtige Schutzhütte aufgrund der exponierten Lage und der extremen Wetterbedingungen durch Schnee, Eis und Windgeschwindigkeiten von nahezu 200 km/h von innen zu vermodern droht, wird der Ersatzbau in Massivholzbauweise zusätzlich von einer Metallfassade geschützt. Dem großen Problem der Wasser- und Energieversorgung wird zukünftig mit einer entsprechenden PV-Anlage und mit Trockentoiletten (die rund 40 Prozent Wasser einsparen werden) begegnet werden.

- Aus alt mach neu: Die neue (vorne) und die alte Reichensteinhütte im Modell.
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Wortmeldungen und Abstimmung
Nach der Projektvorstellung gab es für die Mitglieder die Möglichkeit, Wortmeldungen und Fragen an die Verantwortlichen zu richten. Hier machte sich die penible und äußerst transparente Vorbereitungsarbeit des Vorstandes bezahlt und so hörte man großteils Zustimmung und nur vereinzelt konstruktive Kritik ohne großen emotionalen Einfluss. Die Abstimmung verlief dann mehr als eindeutig: Die knapp 100 stimmberechtigten Mitglieder sprachen dem Vorstand mit nur acht Gegenstimmen und einer Enthaltung das Vertrauen aus. Somit steht dem weiteren Projektverlauf nichts mehr im Weg.
"Ich bin natürlich über das Ergebnis sehr froh und erleichtert. Die letzte Zeit mit meinen Vereinskollegen war ziemlich intensiv, aber bei diesem Ergebnis haben sich die vielen Stunden der Planung und Vorbereitung wenigstens ausgezahlt", sagt die sichtlich erleichterte Obfrau Claudia Schagerl nach der Abstimmung. Ein kleiner Wermutstropfen ist eigentlich nur die Entscheidung vom derzeitigen Pächter der Reichensteinhütte, Gerhard Pilat. Dieser wird nach eigenen Angaben seinen Pachtvertrag im nächsten Jahr noch erfüllen, aber bei der Bauphase und den damit verbundenen Schwierigkeiten im Betriebsablauf ab 2026 als Hüttenwirt nicht mehr zur Verfügung stehen.
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