Liesingtola Köllateifl'n
Die Schreckgestalten der Adventzeit haben Hochsaison
In unserem Bezirk wird Brauchtum gelebt, das zeigen die unzähligen Krampusläufe und Shows, die seit Beginn des Monats stattfinden. Doch was steckt dahinter? MeinBezirk.at hat mit den Liesingtola Köllateifl'n über das Brauchtum "Krampus" und was es damit auf sich hat gesprochen.
BEZIRK LEOBEN. Es ist Samstag, 18 Uhr. Draußen ist es bereits stockfinster. Rund um eine Absperrung vor dem Rüsthaus der Freiwilligen Feuerwehr warten gespannt Männer und Frauen aller Altersgruppen. Auch zahlreiche Kinder sind dabei, einige von ihnen sogar in der ersten Reihe – die Neugier und Spannung in ihren Augen ist nicht zu übersehen.
Dann setzt die Musik ein, die Blicke fixieren gebannt das Höllentor. Hinaus laufen die ersten Krampusse mit ihren gruseligen Masken. Sie kommen ganz nahe an die Zuschauerinnen und Zuschauer heran und rascheln gefährlich mit ihren Ruten. Los geht die Show der Liesingtola Köllateifl’n – einem von zahlreichen Krampusvereinen der Region.
Brauchtum soll weiterleben
In der Zeit vor dem 5. Dezember tritt der Krampus in vielen Teilen des Landes in Erscheinung. Er gilt im alpenländischen Brauchtum als Schreckgestalt der Adventzeit, die den Heiligen Nikolaus begleitet. Während der Nikolaus jedoch die braven Kinder beschenkt, werden die unartigen vom Krampus bestraft. "Uns ist wichtig, dass wir dieses Brauchtum aufleben lassen, unseren Kindern zeigen, wie unsere Kindheit war. Das war für uns etwas ganz Besonderes", meint Sylvia Peschorn, die Schriftführerin der Liesingtola Köllateifl'n.
"Die meisten kennen das ja gar nicht mehr. Uns ist wichtig, dass das Brauchtum rund um den Krampus erhalten bleibt und weiterlebt."
Markus Prasshofer, verkörpert sowohl den Tod als auch den Krampus.
Besonders schön seien für den Verein auch kleinere Läufe und Shows, wie etwa jene bei einem Pflegeheim in Knittelfeld. "Das ist schon etwas ganz Besonderes, bei den Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern zu laufen, weil sie total dankbar sind und eine Freude haben", erzählt die Schriftführerin. Gerade für alte Menschen sei es schön zu sehen, dass das alte Brauchtum gelebt werde.
Was macht den Krampus aus?
Doch was macht den Krampus so besonders? Generell gilt: Jeder Verein hat so seine eigenen Vorstellungen, wie dieser auszusehen hat und setzt dies auch auf unterschiedlichste Weise um. "Es gibt viele Gruppen, die von den Kostümen her einheitlich auftreten. Da gibt es zum Teil ganz strenge Gewandvorschriften", führt Peschorn aus. "Jeder kann das natürlich so machen, wie er sich das vorstellt", stellt die Schriftführerin klar.
Bei den Köllateifl'n gebe es weder einheitliche Kostüme, noch strenge Gewandvorschriften. Der Verein zeichnet sich durch eine Vielzahl an Figuren aus: „Wir haben eine Hexe, Mönche, weiße und schwarze Engel, den Nikolaus und den Tod, Perchten und Krampusse“, erzählt Markus Prasshofer. Auf die Frage, worin eigentlich der Unterschied zwischen diesen beiden Gestalten liege, erklärt die Schriftführerin, dass Krampusse menschenähnlicher seien. Perchten hingegen würden noch gruseliger aussehen und zum Teil eine Vielzahl an Hörnern haben. Ein weiterer Unterschied liege im zeitlichen Auftreten: Perchten werden ursprünglich in den Rauhnächten zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag aktiv, um die bösen Geister des Winters zu vertreiben.
Ganz so streng halten das jedoch auch die Köllateilfl'n, in deren Reihen sich auch einige Perchten befinden, nicht. Die erste Show fang in diesem Jahr bereits am 5. November statt. "Wir haben so viele Shows und Läufe, dass wir heuer noch früher starten mussten", erklärt Sylvia Peschorn den frühen Saisonauftakt.
Familienfreundlich, aber kein "Streichelzoo"
Generell habe sich in den vergangenen 20 Jahren einiges verändert, nicht nur was den Start der Krampusläufe betrifft. Auch die Masken haben sich verändert: Bei den Liesingtola Köllateifl'n wurden die ersten Masken beispielsweise von den Vereinsmitgliedern per Hand geschnitzt. "Das waren Perchtenmasken mit sechs Hörnern und rund 15 Kilo schwer", meint Peschorn und ergänzt, "die neuen Masken sind ganz dünn geschnitzt und mit zwei bis drei Kilo sehr leicht". Auch weibliche Krampusse sorgen bei den Köllateifl'n seit einigen Jahren für Angst und Schrecken.
Apropos Angst: Nicht alle Vereine würden mit der Furcht der Zuschauerinnen und Zuschauer gleich umgehen. Einige seien aggressiv, würden an den Gittern rütteln und die Leute mit ihren Ruten bedrängen. "Das ist für mich kein Krampuslauf mehr", meint dazu Prasshofer. Die Liesingtola Köllateilf'n seien dagegen "familienfreundlich", das jüngste Mitglied gerade einmal drei Jahre. "Wenn ich merke, dass ein Kind Angst hat, halte ich ihm die Hand hin oder ziehe auch einmal die Haube oder Maske runter, damit sie sehen, wer dahinter steckt", so Prasshofer. "Ein bisserl Angst sollen sie aber natürlich schon haben, Streichelzoo sind wir keiner."
Weitere Lauftermine der Liesingtola Köllateifl'n findest du auf ihrer Facebook-Seite!
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