Pfarrsekretärinnen
Frauen, die in der vordersten Reihe stehen
Pfarrsekretärinnen oder Pfarrsekretäre sind die erste Anlaufstelle in kirchlichen Fragen, oft auch bei sozialen Nöten.
LEOBEN. Pfarrsekretärinnen sind für viele Menschen – oft nach langer Zeit – der erste und manchmal auch der letzte Eindruck, den sie von der Kirche bekommen. Wenn nach einem Todesfall ein Begräbnis zu vereinbaren ist, wenn es bei Krisen und Problemen um die Vermittlung von Hilfe und Beratung geht oder wenn jemand wegen eines Kirchenaustritts kommt: "In allen Fällen ist Feingefühl gefragt. Jeder Mensch, der in das Pfarrbüro kommt, soll das Gefühl haben, dass wir uns um sein Anliegen ehrlich bemühen und dass er höflich behandelt wurde", sagen Brigitte Walentich und Susanna Reiff, zwei von insgesamt vier Pfarrsekretärinnen der Stadtkirche Leoben. Beide werden Ende des Jahres in den Ruhestand treten: Ein Anlass, um ihr vielfältiges und abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld zu beleuchten.
Berufsbild im Wandel
"In meiner Zeit als Kaplan in Murau – vor mehr als 25 Jahren – gab's keine Pfarrsekretärin. Wir haben die Taufscheine selbst geschrieben, der Dechant hat die Abrechnung gemacht, organisatorische Dinge wurden von den Seelsorgern erledigt", erinnert sich der Leobener Stadtpfarrer Markus Plöbst. Heute sei das völlig anders, diese Arbeiten kann ein Pfarrer nicht mehr bewältigen: Die Pfarrsekretärinnen sind die erste Anlaufstelle im Pfarrbüro – im sozialen, menschlichen und bürokratischen Bereich. Sie stehen in der vordersten Reihe, ihre Arbeit ist hoch qualifiziert, sie decken ein sehr breites Leistungsspektrum ab.
Die 2015 eingeführte Organisationsreform in der Stadtkirche Leoben habe sich nach anfänglichem Widerstand bewährt, berichtet Monsignore Plöbst. Acht Pfarren, zwei Rektorate und die katholische Hochschulgemeinde wurden zusammengefasst. Die jeweiligen Pfarrämter wurden in St. Xaver zentralisiert, die Öffnungszeiten konnten dadurch wesentlich ausgeweitet werden.
Erweiterte Erreichbarkeit
Plöbst: "Jetzt machen wir einen weiteren organisatorischen Schritt, die technische Entwicklung hilft uns dabei: In Hinkunft wird es statt vier nur noch drei Pfarrsekretärinnen in der Stadtkirche geben. Alle diese Mitarbeiterinnen sind aber für alles zuständig, es wird keine Spezifizierung nach einzelnen Pfarren geben. Das bedeutet auch, dass von Montag bis Freitag immer jemand im Pfarrsekretariat erreichbar ist."
Das Pfarramt sei eine Anlaufstelle, weit über kirchliche Angelegenheiten hinaus. "Das macht unsere Arbeit abwechslungsreich, der Beruf ist fordernd, bereitet allerdings viel Freude", sagen die Leobener Pfarrsekretärinnen Brigitte Walentich, Susanna Reiff, Renate Schranz und Marina Schager.
Der neuen Pfarrsekretärin, vielleicht wird es sogar ein Pfarrsekretär – die Stellenausschreibung läuft noch – können sie ab Juli in der Einarbeitszeit nicht nur die organisatorischen Abläufe und Aufgaben erklären, sondern vor allem eines vermitteln: Die Kirche ist ein Hoffnungsanker bei Problemen, sie ist eine Hilfestellung in alltäglichen menschlichen Fragen. "Und es wird erwartet, dass wir helfen können", ergänzt der Leobener Stadtpfarrer.
Kontakt zu den Menschen
Die Arbeit mit den Studenten, die Stadtpfarre betreibt die Studentenheime „Collegium Josefinum“ und „Collegium Jacobinum“, war und ist für Susanna Reiff ein wichtiger Aspekt ihres Berufes: "Sie wenden sich mit großen und kleinen Sorgen an uns. Es ist schön, wenn man sie beim Einstieg in die Berufswelt unterstützen kann. Nach Ende des Studiums kommen viele von ihnen noch einmal ins Pfarrbüro, um sich zu von uns zu verabschieden." Brigitte Walentich schätzt es, im Umfeld der Kirche zu arbeiten: "Der Kontakt zu den Menschen ist mir wichtig, zu denen, die zu uns im Büro kommen wie auch zu unserem Seelsorgeteam."
Glaube und Loyalität
Glaube und Bindung zur katholischen Kirche sowie hohe Qualität in ihrer Arbeit prägen die beiden Damen, wie auch Loyalität gegenüber den handelnden Personen im Kirchendienst. Plöbst: "Sie sind auch eine unglaubliche Wissenschatulle, in die viel hineinkommt. Oft ist es für sie nicht einfach, mit der Problemstellung, mit der sie in ihrer Arbeit konfrontiert wurden, am Abend unbelastet nach Hause zu gehen. Ihre Arbeit ist eine sehr fordernde."
"Alles kann man nicht verdrängen oder vergessen, manches schwirrt auch in der Freizeit noch im Kopf herum. Da ist eine verständnisvolle Familie sehr hilfreich", betonen Reiff und Walentich unisono.
Gemeinsamkeiten haben beide auch, was ihre Beschäftigung in der Pension betrifft. Sie wollen mehr Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen. Und Susanna Reiff überlegt einen längeren Aufenthalt in den USA.
Mehr über die katholische Stadtkirche Leoben erfahren Sie hier!
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