Trofaiacher Stimmungsbilder
Ingrid Eberl: "Ich freue mich, wenn ich wieder Leute treffe und es ihnen gut geht"

- Ingrid Eberl: "Wir dachten uns, wir müssen wieder was Kreatives tun. Somit war die Geschäftsidee geboren, die Mund-Nasenschutzmasken zu nähen. So konnten wir die Zeit gut überbrücken!"
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Zum Abschluss der Serie „Trofaiacher Stimmungsbilder" hat Jacqueline Juri die letzte Runde ihrer Telefoninterviews absolviert. Sieben Wochen lang hat sie Trofaiacherinnen und Trofaiacher über ihr Befinden in der Coronakrise befragt, so auch Ingrid Eberl.
INGRID EBERL: Mein Name ist Ingrid Eberl, ich bin gelernte Einzelhandelskauffrau und betreibe seit dem Jahre 1991 mein Handarbeitsgeschäft in Trofaiach, welches ich von Frau Herta Habermann übernommen habe. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, liebe mein Geschäft und betreibe es mit Herzblut. Ich und mein Team stehen jedem mit Rat und Tat zur Seite. Wenn es um das Nähen, Stricken, Häkeln oder um etwas Kreatives geht, wir geben gerne Tipps oder Anregungen.
Du feierst in diesem Jahr dein 30jähriges Firmenjubiläum, eine Erfolgsgeschichte, auf die du zurückblicken kannst. Wie hast du die Zeit seit dem 16. März, als die Ausgangsbeschränkungen begonnen haben, sowohl privat als auch beruflich erlebt?
INGRID EBERL: Ich bin ein Mensch der mit veränderten Situationen gut umgehen kann. Ich habe diese Maßnahmen natürlich ernst genommen, habe am Samstag das Geschäft noch geputzt und mit dem 16. März waren die Türen meines Geschäftes geschlossen. Im ersten Moment konnte ich es relativ gut annehmen, aber das Grübeln hat schnell eingesetzt. Seit nunmehr 30 Jahren, so dachte ich mir, betreibe ich mein Geschäft und hatte noch nie aus irgendwelchen Gründen geschlossen, hatte noch nie einen Betriebsurlaub und nun das. Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich habe einen Handwerksberuf. Durch das Handwerk kann man sich in positive Stimmung bringen, das ist dann kurzfristig weggefallen. Allerdings habe ich das Glück eine große Familie zu haben, die einen auffängt, wo man miteinander reden kann, das lenkt einen auch ab und damit ist es auch nicht so schwierig.
Tatsächlich bin ich jeden Abend in mein Geschäft gefahren, habe dort Licht gemacht, damit für mich mein Geschäft lebt, es ist ja auch mein Zuhause. Am Ende der Woche dachten wir uns, wir müssen wieder was Kreatives tun. Somit war die Geschäftsidee geboren, die Mund-Nasenschutzmasken zu nähen. So konnten wir die Zeit gut überbrücken! Mit Beginn der zweiten Woche kontaktierte ich die Wirtschaftskammer und unseren Bürgermeister Mario Abl, um zu fragen, ob ich vormittags Bestellungen annehmen und nachmittags die Zustellung der Masken ausführen kann, natürlich unter Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen. Das ging so weit alles okay und durch die tatkräftige Unterstützung meiner Schwester, die bei mir auch angestellt ist, konnten wir loslegen. Das hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Wir sind ein gutes Team, – gemeinsam sind wir stark – das habe ich immer schon gesagt. Außerdem habe ich auch viele Leute hinter mir, die mich tatkräftig unterstützen. So geht das Hand in Hand.
Ich habe zwei tolle Kinder, die haben unsere Idee ihren Freunden und Arbeitskollegen erzählt, gleichzeitig präsentierten wir unsere Masken auf Facebook und so begann sich die Idee zu entwickeln. Wir haben mittlerweile Aufträge von Privatpersonen jeder Altersgruppe, Vereinen, diversen Berufsgruppen, Gastronomie, Unternehmen und Geschäften. Wir gingen auf spezielle Wünsche der Kunden ein, bedruckten die Masken mit diversen Logos. Wir erfüllen alle Wünsche, damit dieses kleine Accessoire Freude macht. Man kann das wirklich positiv sehen.
Mein erster Auftrag, über den ich mich als kleines Unternehmen, wie ich es eigentlich bin, sehr gefreut habe und mir eine Ehre war, kam aus Graz von einer politischen Partei. 100 Masken durften wir anfertigen, das war meine Initialzündung. Daraufhin musste ich meine Nähstube ein wenig ausbauen. Mit der Unterstützung meiner Eltern, meiner Schwester und meines Bruders, der sich um die Beschaffung der Stoffe kümmerte, was nicht so einfach war, konnten wir mit der Produktion beginnen.
In der ersten Woche, als ich geschäftlich noch nichts zu tun hatte, begann ich mich in meiner Nachbarschaft in der Nordsiedlung in Trofaiach, wo ich auch lebe, zu engagieren, indem ich Einkaufdienste für Menschen, die schon älter sind und alleine leben, erledigte. Es wurden auch Gespräche, natürlich mit Abstand, geführt. Ich erzählte was sich in Trofaiach so tut und versuchte, sie auch zu beruhigen, ihnen die Ängste so gut wie möglich zu nehmen. Ich schenkte ihnen auch gleich eine Maske, damit sie das Gefühl hatten, ein wenig Schutz zu haben, obwohl sie eh nicht hinausgehen mussten. Über so ein kleines Geschenk haben sie sich sehr gefreut und ich mich mit.
Wie würdest du die sieben Wochen zusammenfassen?
INGRID EBERL: Das Leben geht immer weiter, ich denke positiv, man darf nicht aufgeben. Am Ende des Tunnels kommt das Licht, dann kann es auch wieder bergauf gehen.
Mit Blick in die Zukunft, wie wird es weiter gehen?
INGRID EBERL: Ich bin ein bodenständiger Mensch und ich schätze das, was wir haben, wie zum Beispiel unsere schöne Umgebung, nette Leute, liebe Stammkunden. Es geht weiter. Ich bin mit kleinen Dingen zufrieden. Ich freue mich, wenn ich wieder Leute treffe und es ihnen gut geht.
Was wünscht du dir für die Zukunft, auch im Hinblick auf das Handwerk?
INGRID EBERL: Das Handwerk ist wichtig, die Kreativität, man kommt zu sich, weil man abschalten kann. In der kreativen Phase schöpft man was, man erzeugt was, schlussendlich hat man das fertige Produkt in der Hand. In diesem Produkt sind all die Gedanken während der Zeit des Erschaffens enthalten, so sehe ich das und das gibt mir persönlich viel. Ich kann diesen Prozess nur empfehlen. Es macht zufrieden und stolz, wenn man das fertige Produkt in der Hand hält. Wie gesagt, ich bin mit dem Handwerk groß geworden und ein zufriedener Mensch.
Bitte vervollständige die Sätze:
Die Zeit der Ausgangsbeschränkung war … für mich nicht schlimm.
Ich bin … zufrieden und glücklich und voller Tatendrang.
Für die Zukunft … wünsche ich mir diesen Zusammenhalt und das Positive, was während dieser Zeit zu spüren war, auch weiterhin.
Meinen Mitmenschen möchte ich mitteilen … Bleibts positiv und freudig. Genießt jeden Tag, man weiß nicht was kommt, und halten wir weiterhin so zusammen, wie wir es jetzt getan haben.
Das Interview führte Jacqueline Juri
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