Bergmännisches Brauchtum

Mettenschicht in Eisenerz: Licht und Dunkel im Stollen

Seit 1984 wird in Eisenerz wieder die Tradition der bergmännischen Mettenschicht unter Tage gelebt.

EISENERZ. "Gesicherte Informationen zu den Mettenschichten früherer Tage liegen uns heute keine mehr vor, man kann aber spekulieren, dass es solche Andachten für die Arbeiter in nahezu allen Bergbaubetrieben gab", erzählt Richard Isele vom Montanhistorischen Verein Österreich Arbeitskreis Innerberg. Die Mettenschicht, das war traditionell die letzte Andacht der Bergleute unter Tage, ehe sie an den Weihnachtsfeiertagen für einige Tage Schlägel und Eisen niederlegen durften. Isele: "Man ließ sich dann natürlich nicht die Gelegenheit nehmen, gemeinsam zu feiern, zu beten, Gedichte vorzutragen oder einfach Dank zu sagen für ein unfallfreies Arbeitsjahr und um ein weiteres solches zu bitten."
Waren die Mettenschichten früherer Zeit nur für die Bergleute gedacht, so stellt sich dies heute am Steirischen Erzberg anders dar. Seit nunmehr 35 Jahren organisiert der Montanhistorische Verein eine bergmännische Andacht unmittelbar vor Weihnachten – und dies 600 Meter unter der Oberfläche in der Barbarakapelle im Herzen des Steirischen Brotlaibs.

Licht und Dunkel

Seit 35 Jahren lebt die Tradition der vorweihnachtlichen Bergmannsmette in Eisenerz wieder auf. Fand die Veranstaltung anfangs noch im Kammerhof statt, so darf Pfarrer Anton Reinprecht seine Worte heute in den inzwischen touristisch genutzten Stollen der bis 1986 aktiven Grube an die Anwesenden richten. "Licht und Dunkel, ober Tage, unter Tage, der Mensch mit seinen Höhen und Tiefen – diese Dualität erleben wir alle in unserer Lebenszeit, vor allem im Advent", meint dazu der Eisenerzer Stadtpfarrer, der auch heuer den Wortgottesdienst abhielt. "Die Mettenschicht an so einem besonderen Ort gestattet es einem, sich diesem Thema auf tiefgreifende Art zu nähern."
Auch welchen besonderen Stellenwert der Dezember mit den Barbarafeierlichkeiten, Ledersprung und Mettenschicht in Eisenerz hat, darüber weiß Reinprecht zu berichten: "Die Barbaramesse sowie die Andacht im Berg sind definitiv ein Höhepunkt des Eisenerzer Kirchenjahres. Viele, die man sonst das ganze Jahr nicht zu Gesicht bekommt, kommen an diesen Tagen nach Eisenerz."

Gemütlicher Ausklang

Nach dem Wortgottesdienst ging es für die Versammelten entweder zu Fuß über den rund 800 Meter langen, "Nordausfahrt" genannten Stollen oder bequem mit der ehemaligen Grubenbahn, der "Katl", wieder zurück an die Oberfläche. Im Innerberger Gewerkschaftshaus gab es im Anschluss an die 35. Eisenerzer Mettenschicht der Neuzeit noch einen gemütlichen Abend mit Musik der Bergmannskapelle Eisenerz sowie einen spannenden Vortrag über die "Technischen und betrieblichen Besonderheiten der Erzbergbahn".