Neue Zeiten für Taxibranche
Wenn sich die Jugend lieber zuhause trifft
Keine leichten Zeiten für die Taxibranche: Zwei Unternehmen aus dem Bezirk Leoben sprachen mit MeinBezirk.at über den Personalmangel, das veränderte Fortgehverhalten insbesondere junger Leute, neue Leistungen und unveränderte Konstanten.
BEZIRK LEOBEN. Vieles hat sich in der Taxibranche in den vergangenen Jahren verändert – von höheren Tarifen über neue Geschäftsfelder bis hin zum Einzug von Navigationshilfen und anderen Technologien. Was sich ebenso verändert hat, ist die Personalsituation. Wie viele andere leidet auch die Taxibranche im Bezirk Leoben zunehmend unter dem Personalmangel. Ein Lied davon singen kann Thomas Stock, der sich vor mittlerweile 13 Jahren mit Taxi Timmy selbstständig gemacht hat. "Ich finde seit drei, vier Jahren keine Fahrer mehr", berichtet der Unternehmer aus Mautern, dessen letzter Mitarbeiter im vergangenen Jahr aufgehört hat. Seither seien nur er und sein Vater im Einsatz. Die Suche aufgegeben habe er aber noch nicht, erklärt Stock.
Einfach gestaltet sich die Personalsituation auch bei Taxi Kermec in Leoben nicht, wie Inhaberin Brigitte Kermec erzählt. "Der Personalmangel ist für uns die größte Herausforderung", meint Kermec, deren Unternehmen aktuell elf Fahrzeuge und rund 30 Fahrerinnen beziehungsweise Fahrer – die Anzahl schwanke immer ein bisschen – zählt. Klagen möchte sie dennoch nicht. Seit Kermec das Unternehmen 1978 gründete, habe es einige Höhen und Tiefen gegeben. Die mit Abstand größte Herausforderung sei Corona gewesen.
Nachtdienst eingestellt
Seither habe sich viel verändert: "Die Leute gehen nicht mehr so viel fort und auch die Firmen-Weihnachtsfeiern sind nicht mehr so stark besucht wie früher", meint Kermec. Eine ähnliche Beobachtung hat auch Stock in den vergangenen Jahren gemacht, wobei die Abwärtsspirale in der Nachtgastronomie seiner Ansicht nach schon vor der Corona-Pandemie angefangen habe. "Bis 2015 war ich am Sonntag nie vor 10 Uhr vormittags zuhause. Das hat sich komplett verändert", erzählt der Mauterner, und ergänzt, dass er 2015 wochenends noch sechs Fahrzeuge, 2019 nur noch eines im Einsatz hatte.
Heute, so sein Eindruck, treffe man sich gerne zuhause mit Freundinnen und Freunden und bleibe dort, anstatt zu späterer Stunde noch in eine Bar oder eine Disco zu fahren, wie es früher üblich gewesen sei. Es werde weniger exzessiv gefeiert. "Viele junge Leute wollen den Sonntag nutzen", so der Taxibetreiber. Angesichts sinkender Fahrgastzahlen habe er den Nachtdienst gänzlich eingestellt, teilt Stock mit, der diesem Schritt jedoch auch etwas Positives abgewinnen kann.
"Für das Familienleben ist das super, wenn man mehr Zeit hat."
Thomas Stock, Inhaber von Taxi Timmy und Familienvater
Breiteres Leistungsangebot
Mit der Einstellung der Nachtdienste sei noch eine andere Entwicklung einhergegangen: "Ich mache mittlerweile zu 90 Prozent Krankentransporte", erklärt Stock und ergänzt, dass diese Dienste seit 1. Jänner 2024 deutlich besser vergütet würden und lukrativer seien. Auch bei Taxi Kermec hat sich das Geschäft gewandelt. "Früher sind wir nur ganz selten nach Graz oder Wien gefahren. Das hat sich stark verändert, wir haben jetzt viel mehr Auswärtsfahrten", berichtet auch Kermec, die einen Großteil des Geschäfts mittlerweile an Schwiegersohn Helmut Reichenvater übergeben hat.
Nummern, die man kennt
Die Taxibranche ist im Wandel, so viel steht fest. Dazu tragen auch die steigenden Spritpreise, Tariferhöhungen und die allgemeine Teuerung bei. Dennoch gibt es Konstanten: So sind es die Telefonnummern der Taxidienste, die viele Fahrgäste eingespeichert haben oder gar auswendig kennen. "Ich bin es gewohnt, dass rund um die Uhr das Handy läutet", lacht Kermec. Und das wird sich so schnell auch nicht ändern.
Taxitarife und Mindestentgelte:
In der Steiermark gelten für Graz & Graz-Umgebung und die übrige Steiermark verbindliche Taxitarife und Mindestentgelte für Fahrten, die über einen Kommunikationsdienst bestellt werden, die nicht unterschritten werden dürfen.
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