Talent für Kunst kam "aus heiterem Himmel"

LEOBEN. „Ich bin so zufrieden, dass es – wie meine Frau oft scherzend meint – gar nicht auszuhalten ist“, sagt Clemens Neugebauer, Künstler aus Leoben. Diese tiefe Zufriedenheit habe ihren Ursprung in der Fähigkeit, Fehler zuzulassen und vor allem zu akzeptieren. „Ich habe im Laufe des Lebens, wie jeder von uns, so manches falsch gemacht. Wenn man gelernt hat, das zu akzeptieren und als Teil der Erfahrungen annimmt, dann kann man sich zufrieden mit dem Leben arrangieren“, so der 64-Jährige.

Musikalisches in die Wiege gelegt

Seit seiner Kinder- und Jugendzeit ist der Leobener dem Musizieren, der Bildhauerei und Malerei verbunden. „In den letzten Klassen des Gymnasiums – im Alter von 15 bis 18 Jahren – habe ich ganz intensiv zu zeichnen begonnen. Damals sind rund 700 Zeichnungen entstanden. Gleichzeitig habe ich sehr viel Klavier gespielt und komponiert“, erinnert sich Neugebauer, dem das Musikalische in die Wiege gelegt wurde. „Mein Vater war Berufsmusiker, meine Großmutter Pianistin. Das Talent für die bildende Kunst kam bei mir allerdings aus heiterem Himmel“, schmunzelt der vierfache Vater, der 2011 gemeinsam mit Sohn Jacob die „3D KUNST GmbH“ in Leoben gründete. Nach seiner Pensionierung als Kunsterzieher in beiden Leobener Gymnasien widmet er sich nun verstärkt der Firma, in der er für die bildhauerische beziehungsweise gestalterische Arbeit zuständig ist.

35 Meter breite Kulisse

Hergestellt werden Kunst-, Design- und Werbeobjekte mittels 3D-Scanner und -Drucker, aber auch ganze Kulissen für Theater- oder Musicalaufführungen, etwa im Raimundtheater oder am Theater an der Wien. „2014 haben wir beispielsweise mittels CAD – CAM Technologie, Fräsroboter und händischer bildhauerischer Gestaltung den Kulissenbau für die Opernfestspiele in St. Margarethen übernommen“, erzählt Neugebauer. 400 Kubikmeter Styropor wurden unter anderem zu einer 20 Meter hohen Sphinx verarbeitet. Zwölf Sattelschlepper waren für den Transport der 35 Meter breiten Kulisse nötig. Der Meinung, es sei keine Kunst, wenn Maschinen und Computer einen Teil der Arbeit übernehmen, widerspricht Neugebauer vehement: „Die Geräte sind nur nützliche Werkzeuge, das Ausschlaggebende ist aber die kreative Gestaltung durch den Bildhauer, auch wenn sie am Computer erfolgt. Das ist gerade bei Büsten wichtig, um dem Gesicht Ausdruck zu verleihen.“

Überzeugter Leobener

Apropos Büste: Eine solche ist neben dem abstrakten Bild „Terra X“ der persönliche Beitrag Neugebauers zur diesjährigen Ausstellung „Le(o)bensbilder/Le(o)bensspuren“ im Museumscenter Leoben. „Die Büste, gegossen aus Aluminium, porträtiert einen sehr ernsten und vom Leben gezeichneten Leobener Bürger“, erklärt er. Seine Gedanken zu seiner Heimatstadt: „Ich bin überzeugter Leobener. Die Stadt hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr zum Positiven entwickelt, ich denke dabei an eine saubere Umwelt, den Hauptplatz als Fußgängerzone, das Museumsviertel oder das LCS.“

Das Wichtigste: Familie

Und auch wenn der Erschaffer der Stier-Skulptur am Spielberg Ring, der vor Jahren auch den zerstörten jüdischen Friedhof am Leobener Zentralfriedhof mit einem Schulprojekt „revitalisierte“, sagt: „Kunst ist mein Leben“, wäre alles nichts ohne seine Familie. „Es gibt zwei Dinge, die mir im Leben am wichtigsten sind: Zum einen ist es die 35 Jahre dauernde glückliche Partnerschaft mit meiner Frau Ingrid, und zum zweiten sind es unsere vier Söhne.“