Landschaftspflegefonds
900 Euro pro Monat und Bauernhof sind das Ziel

In der Gemeinde Grundlsee gibt es nur mehr 23 viehhaltende Betriebe. In den 90er-Jahren waren es noch über 50. | Foto: Landschaftspflegefonds
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  • In der Gemeinde Grundlsee gibt es nur mehr 23 viehhaltende Betriebe. In den 90er-Jahren waren es noch über 50.
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2021 hat der Grundlseer Bürgermeister Franz Steinegger den Landschaftspflegefonds gegründet. Mit diesem Verein wollen die Landwirte aus der Gemeinde Kleinstbäuerinnen und Kleinstbauern am Leben halten. Oberstes Ziel ist es, allen 22 viehhaltenden Familienbetrieben ein fixes monatliches Einkommen zu ermöglichen.

GRUNDLSEE. Das Bauernsterben ist ein europäisches, kein rein österreichisches Problem. Große Supermarktketten bieten Produkte aus aller Welt an und das zu jeder Jahreszeit. Das macht den Landwirtinnen und Landwirten seit Jahrzehnten zu schaffen: In der Gemeinde Grundlsee gab es beispielsweise in den 1990er-Jahren noch 50 viehhaltende Betriebe, heute sind es nur mehr 23, die trotzdem noch einem Hauptberuf nachgehen müssen.

Am Landschaftspflegefonds können sich Einheimische, Gäste, Betriebe oder Beherberger mit einem frei wählbaren Betrag beteiligen, um traditionelle Klein- und Almbauern am Leben zu halten. | Foto: Landschaftspflegefonds
  • Am Landschaftspflegefonds können sich Einheimische, Gäste, Betriebe oder Beherberger mit einem frei wählbaren Betrag beteiligen, um traditionelle Klein- und Almbauern am Leben zu halten.
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Um dieses Bauernsterben zu stoppen, wurde 2021 in Grundlsee der Landschaftspflegefonds ins Leben gerufen. Mit diesem Verein soll Landwirtinnen und Landwirten einerseits Wertschätzung entgegengebracht werden, andererseits kann eine finanzielle Unterstützung den Betrieb am Leben halten. Es kann sich im Übrigen jede und jeder mit einem frei wählbaren Betrag daran beteiligen, damit traditionelle Klein- und Almbäuerinnen sowie Klein- und Almbauern ihren Betrieb fortführen können.

"Wir haben an die 70 außerordentliche Mitglieder. Sie sind Teil des Newsletters, bekommen Fotos von der Arbeit und erhalten Infos, wenn es frische Produkte gibt. Sie sollen ja sehen, dass wir ihr Geld professionell verwalten", erklärt Obmann Franz Steinegger.

Unterstützung wird größer

Durch die Unterstützung der außerordentlichen Mitglieder konnten im ersten Jahr 6.000, im Jahr darauf 10.000 Euro an die 22 Mitglieder ausbezahlt werden. "Es ist ein Betrag, der große Wertschätzung und Dankbarkeit auslöst. Wir freuen uns darüber, dass von der Bevölkerung geschätzt wird, dass es mit den bäuerlichen Betrieben weitergehen soll", betont Steinegger.

Franz Steinegger ist Obmann des Landschaftspflegefonds. Seiner Meinung nach braucht das Projekt einen "langen Atem" – er rechnet mit jahrelanger Aufbauarbeit. | Foto: Schneeberger
  • Franz Steinegger ist Obmann des Landschaftspflegefonds. Seiner Meinung nach braucht das Projekt einen "langen Atem" – er rechnet mit jahrelanger Aufbauarbeit.
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Die Aktion unterstützen sowohl Leute aus dem Ort sowie Zweitwohnsitzbesitzerinnen und Zweitwohnbesitzer als auch Beherbergerinnen und Beherberger sowie Firmen über die Gemeindegrenzen hinaus. Der Obmann ergänzt: "Sogar Leute aus Wien, die über die Medien davon erfahren haben, aber noch nie bei uns Urlaub gemacht haben, unterstützen uns." Ziel des Vereins ist es, dass alle Mitglieder jeweils rund 900 Euro pro Monat dadurch ausbezahlt bekommen. Das würde ungefähr das Einkommen eines 20-Stunden-Jobs bedeuten.

Lange Aufbauarbeit notwendig

Um das zu schaffen, gibt Steinegger ehrlich zu, ist "ein langer Atem" erfoderlich. "Wir denken von Jahr zu Jahr, müssen Aufbauarbeit leisten. Damit eine Hofnachfolge wieder ‚logisch‘ wird, dauert es sicher 15 Jahre." Positiv vermerkt er, dass mittlerweile andere Orte das Konzept übernehmen wollen. Daraus sollen sich Synergien ergeben, denn "die Probleme haben alle – egal ob eine Tourismusgemeinde oder ein kleines Dorf."

Der Landschaftspflegefonds soll den Landwirten in der Gemeinde Grundlsee bestenfalls ein fixes Einkommen von rund 900 Euro pro Monat bescheren. | Foto: Landschaftspflegefonds
  • Der Landschaftspflegefonds soll den Landwirten in der Gemeinde Grundlsee bestenfalls ein fixes Einkommen von rund 900 Euro pro Monat bescheren.
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Eine Kooperation zwischen den Mitgliedern und Grundlseer Wirtinnen und Wirten hat rasch Fahrt aufgenommen. Neben Produkten vom Schaf, Gemüse, Salat, Eier oder Honig nimmt vor allem das Rindfleisch eine bedeutende Rolle ein. "Es kommt kein Rind mehr aus Grundlsee hinaus", sagt Steinegger lachend. Mittlerweile wird nach einem genauen Plan geschlachtet. Das Potenzial sei groß, in den Sommermonaten sei die Nachfrage sogar höher als geliefert werden könne.

Gespräch mit Gästen suchen

Um dem 900-Euro-Ziel näherzukommen, werden sich die Mitglieder des Vereins in den kommenden Monaten den Urlauberinnen und Urlaubern verstärkt präsentieren – und zwar mithilfe von Foldern bei den Beherbergungsbetrieben. Außerdem will man mit den Gästen direkt in Kontakt treten und sie über ihre Leistungen informieren.
Man darf also gespannt sein, wie es mit dem Landschaftspflegefonds weitergeht. Eines ist jedoch klar, die Mitglieder werden den "langen Atem" sicherlich haben. Denn sie wissen, in der Landwirtschaft ist ohnehin alles auf Jahre ausgerichtet.

Wie kann ich den Verein finanziell unterstützen?
Landschaftspflegefonds
Obmann Franz Steinegger
Gößl 10,
8993 Grundlsee
Tel.: 0664/59 22 988
E-Mail: office@landschaftspflegefonds.at
Web: www.landschaftspflegefonds.at

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