"Auf verlorenem Posten gewesen"

"Uns hat man richtig totgeschwiegen. Das Ennstal ist keine prosperierende Region." Das meint der nun scheidende Schulleiter Karl Forstner zur WOCHE. | Foto: LBS Aigen
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  • "Uns hat man richtig totgeschwiegen. Das Ennstal ist keine prosperierende Region." Das meint der nun scheidende Schulleiter Karl Forstner zur WOCHE.
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AIGEN. Zehn Mitarbeiter haben eine Anstellung in Hartberg, Knittelfeld und dem Poly Rottenmann gefunden. Der Rest von den rund 30 Mitarbeitern der Landesberufsschule Aigen/Ennstal ist arbeitslos gemeldet. Der Grund: Die LBS Aigen ist Geschichte.

Konzept erstellt
Die Berufsschule für Tourismus wurde 1979 gegründet und bot die Lehrberufe Sys-temgastronomie, Hotel- und Gastgewerbeassistent, Gastronomiefachkraft sowie Koch- und Restaurantfachkraft an. Die Schule fällt nun dem Sparstift zum Opfer. Ein 2011 von Lehrern erstelltes Konzept zur Rettung dieser Ausbildungseinrichtung fand kein Gehör. Weder bei lokaler noch der Landespolitik, wird beklagt. Dabei wollte man mit einer Art "Brückenschule" jenen Jugendlichen eine Ausbildung bieten, die nach der Pflichtschulzeit ausscheiden - Schulabbrecher, Ausbildungsabbrecher. Davon gäbe es rund 10.000 in Österreich, so Schulleiter Karl Forstner. Man sei hier "auf verlorenem Posten in der Region und auf sich allein gestellt gewesen", sagt dieser. Auch er verlässt den Bezirk. Zumindest arbeitsmäßig. Forstner wird ab Herbst in Bad Gleichenberg unterrichten und pendeln. Durch die Schließung der LBS verliert die Region Arbeitsplätze und Jugendliche, ist sein Resumee.

Sorgenkind LBS
"Aigen ist ein größeres Problem. Es hat keine privilegierte Lage", sagt GF Albrecht Erlacher von der Landesimmobilien Gesellschaft (LIG), der das Schulgebäude gehört. Man bemüht sich jetzt um einen Käufer. Und bis 2014 werden die Räumlichkeiten an die Volksschule Irdning, die derzeit saniert wird, sowie Teile des Internates an Raumberger Schüler vermietet. "Es steht wenigstens nicht leer", meint Erlacher.
Die LIG müsste drei Millionen Euro aus dem Verkauf der Immobilie erzielen, um die Schulden zu tilgen. Diese seien durch den Ankauf des Gebäudes entstanden. Hier sei noch ein langjähriger Kredit dafür offen, so Erlacher.
In den letzten Jahren wurde noch in die Schulküche inves-tiert. Für eine thermische Sanierung wären aber weitere zwei Millionen Euro nötig gewesen, erklärt Forstner. Er sieht in den politischen Statements zum Ennstal nur "Lippenbekenntnisse für den ländlichen Raum". Denn wenn die Jugend weggeht, kommt keiner zurück, sagt der Schulleiter. Der Grund: "Es gibt keine adäquate Arbeit bei uns", so Forstner. Für die Tourismusschüler heißt es ab Herbst, ab nach Bad Gleichenberg.

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