Carla-Shops schenken ein zweites Leben

In den Carla-Shops der Caritas sollen Beschäftigungssuchende über Transitarbeitsplätze wieder den Anschluss ins Berufsleben finden. | Foto: Caritas
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Shopping mit sozialer Verantwortung und mit einem guten Gewissen, das ermöglicht das Einkaufen in einem der insgesamt 32 steirischen Carla-Shops. Dort findet man so gut wie alles – von Kleidung über Möbel bis hin zu Büchern – in guter und günstiger Second-Hand-Qualität. Aber nicht nur der Ware, die in den von der Caritas betriebenen Geschäften verkauft wird, wird ein zweites Leben geschenkt, auch die Shop-Arbeiter bekommen die Chance auf ein zweites Leben, ein Leben ohne Arbeitslosigkeit.
Hinter den Carla-Shops steht nämlich ein Caritas-Beschäftigungsprojekt, durch das rund 280 Langzeitarbeitslose eine neue Aufgabe und damit auch eine neue Perspektive gewonnen haben.

Ständige Gratwanderung

"Im Schnitt laufen diese Transitarbeitsplätze für zirka sechs Monate", erklärt Peter Wagner, der bei der Caritas für den Bereich Beschäftigung und Sachspenden verantwortlich ist. Die Auftraggeber dahinter sind meist das AMS, das Land Steiermark oder die EU. "Das Ziel ist langfristig natürlich eine Wiedereingliederung in den regulären Arbeitsmarkt." Die Herausforderung dabei sei, die ständige Gratwanderung zwischen "zu hartem und zu laschem Umgang mit den Transitarbeiten zu meistern", verrät der Caritas-Mitarbeiter. "Die meisten haben keine Vorkenntnisse, viele haben sprachliche Schwierigkeiten oder Bildungsdefizite. In besonderen Härtefällen haben wir uns auch schon von Transitarbeitern getrennt", so Wagner. Dass hinter der Idee dennoch ein Erfolgsrezept steckt, zeigt die Tatsache, dass das Gros des Stammpersonals in den Shops ehemalige Transitarbeiter sind.

Paradebeispiel

So auch im Fall von Silvia Lindner, der Shopverantwortlichen bei Carla Liezen: "Ich selbst habe als Transitarbeiterin begonnen. Jetzt bin ich für einen Carla-Shop verantwortlich und habe drei Mitarbeiter." In ihrem Shop in Liezen können die Arbeitskräfte zwischen sechs und neun Monaten bleiben. Um ihnen die Chance zu geben, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, haben sie aber jederzeit die Möglichkeit auszusteigen. "Nicht alle, aber viele schaffen das auch tatsächlich", sagt Lindner.
Auch Margit Laaber, die Shopverantwortliche von Carla Admont und Carla Trieben kann das bestätigen: "Den Schritt auf den Arbeitsmarkt schaffen einige. Wir haben aber gemerkt, dass das Alter dabei entscheidend ist. Im Vorjahr hatten wir den Schwerpunkt 50+, da war es schon schwieriger. Aber wir haben eine gute Vermittlungsquote, das AMS ist zufrieden mit uns", lacht Laaber.

Am Arbeitsmarkt Fuß fassen

Um ihnen diesen Schritt zu erleichtern, werden die Shop-Arbeiterinnen auf ihrem Weg unterstützt: "Bei uns können die Transitarbeiterinnen – momentan sind es vier Damen in Admont und vier in Trieben, allesamt in Teilzeit – bis zu neun Monaten bleiben. In dieser Zeit – einer Art Übergangsphase – sollen sie versuchen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Unterstützt werden sie dabei von einer Sozialpädagogin, die hilft, Bewerbungen zu schreiben, Stellen zu finden und alles, was sonst noch so dazugehört."
Hin und wieder gibt es aber auch Schwierigkeiten: "Die fehlende Mobilität ist ein Thema. Die meisten können sich kein Auto leisten, der Weg zum Arbeitsplatz ist dadurch oft nur schwer zu bewältigen. Aber die Zusammenarbeit funktioniert super. Die Damen sind sehr gerne da, freuen sich über den Kontakt mit Leuten. Oft tut es ihnen richtig leid, wenn sie wieder weggehen müssen. Sie fragen dann, ob sie nicht doch länger bleiben können."

Über Carla-Shops und das Beschäftigungsprojekt

  • In der Steiermark gibt es 32 Carla-Shops, fünf davon im Bezirk Liezen: in Liezen, Gröbming, Stainach, Admont und Trieben.
  • Transitarbeit bezeichnet eine zeitlich befristete Arbeit im Rahmen eines geförderten Beschäftigungsprojekts, in dem langzeitarbeitslose Menschen auf die Wiedereingliederung in den freien Arbeitsmarkt vorbereitet werden.
  • Die Sachspenden-Märkte der Caritas helfen auch Menschen, die in Notschlafstellen oder Flüchtlingsquartieren Unterschlupf gefunden haben: Auf Anfrage erhalten sie dort Gutscheine für die Carla-Shops. "Damit ist es auch ihnen möglich, in einem Geschäft Kleidung zu probieren und letztlich auch 'einkaufen' zu gehen", erläutert Peter Wagner. "Das ist ein ganz anderes Feeling als um Dinge des täglichen Bedarfs betteln zu müssen, ein riesiger Schritt für mehr Selbstwertgefühl und Wertschätzung."
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