Die wahren Flugretter sind keine TV-Stars

Captain Gerhard Brunner ist Stützpunktleiter des Christophorus-Standortes in Niederöblarn. | Foto: KK
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  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

Wir haben mit dem Stützpunktleiter des Christophorus-Standortes Niederöblarn, Gerhard Brunner, über den steigenden Sommertourismus, Nachtflüge sowie über die Fernsehserie "Bergretter" gesprochen.

Zu wie vielen Einsätzen wird der ÖAMTC Christophorus 14 jährlich gerufen?
Von 2015 bis 2017 waren es um die 900 im Jahr. Seit 2018 haben wir einen zweiten Hubschrauber im Einsatz, daher waren es erstmals über 1.000. Im Jahr 2018 flogen wir zu 697 Primäreinsätzen (Hubschrauber landet am Unfallort), 94 Sekundäreinsätzen (Verlegung eines Patienten) und 37 Fehleinsätzen (Patient nicht schwer verletzt oder ein Arzt anwesend).

Warum wurde ein zweiter Hubschrauber notwendig?
Das Problem ist, dass wir kein Schwerpunktkrankenhaus haben. Wir fliegen nach Linz, Graz, Klagenfurt, Salzburg oder Wels unter anderem – alleine nach Graz sind wir 35 bis 40 Minuten unterwegs. In der Zwischenzeit werden wir allerdings zu weiteren Einsätzen gerufen, daher steht uns von Juli bis Mitte September an den Wochenenden sowie im Winter durchgehend bis Ostern ein zweiter Hubschrauber zur Verfügung.

Gibt es große saisonale Unterschiede betreffend die Einsatzhäufigkeit?
Im Winter kann man sagen, auf etwa 1.000 Skifahrer kommt ein Verletzter. Allerdings muss dieser dann nicht unbedingt mit dem Hubschrauber geholt werden. Insgesamt machen Sportunfälle zirka 30 Prozent der jährlichen Einsätze aus.
Der Sommer stellt mittlerweile fast keinen Einsatzunterschied zum Winter dar. Generell boomt der Sommertourismus. Auch die Jugend geht wieder vermehrt auf die Berge. Klettersteige sind beliebte Ausflugsziele, hier überschätzen sich jedoch viele, sie sind häufig überfordert. Tschechen planen zum Beispiel für kurze Zeit, sie gehen bei jedem Wetter auf die Berge. Einmal haben wir einen Mann mit Sandalen am Dachstein geborgen. Er zeigte sich ziemlich überrascht, dass hier Schnee liegt und dachte, es wäre eine leichte Tour.

Wer übernimmt in diesem Fall die Einsatzkosten?
Die meisten haben bereits einen Ausdruck mit Versicherung mit, wenn wir sie bergen.

Sind Flüge in der Nacht möglich?
Wir fliegen seit zwei Jahren mit einem Nachtsichtgerät. Daher sind wir das ganze Jahr über bis 22 Uhr im Einsatz. Bisher fliegen österreichweit nur die Hubschrauber in Krems 24 Stunden am Tag.

Die Bergretter aus der gleichnamigen Fernseh-Serie fliegen mit dem Christophorus 14 zu ihren Einsätzen. Wer sitzt in diesem Fall im Cockpit?
Wir führen alle fliegerischen Einsätze durch. Wir doubeln Seilbergungen und sind generell für die Stunts verantwortlich. Wenn der Pilot rechts sitzt und "fliegt", fliegen wir links sitzend mit einer zweiten Steuerung. Wir tun dies nun schon seit über zehn Jahren und man kann sagen, der Anteil an Hubschrauber-Szenen nimmt stetig zu.

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