WMC
Vor 20 Jahren erfolgte die "unabsichtliche" Gründung eines sozialen Netzwerkes
Der Ennstaler Facebook-"Vorreiter" WMC erlebte vor über einem Jahrzehnt seine Blütezeit – mit etwa 20.000 Usern.
Die spätere Erfolgsgeschichte hat 2001 mit einer Counter Strike Clan-Seite, mit dem Namen WMC – Weißenbacher Modem Clan – begonnen. Mit der zweiten Version haben die Gründer der Plattform rund um Christopher Horn die Möglichkeit eingebaut, Fotos hochzuladen und Nachrichten zu schicken. Die Verbreitung fand vorerst nur im Freundeskreis statt. Mit der Zeit wurden es immer mehr Nutzer und schließlich kam es zur "unabsichtlichen" Entstehung eines sozialen Netzwerkes. 20 Jahre danach baten wir Christopher Horn zum Gespräch – ein nostalgischer Rückblick.
War WMC ein Vorreiter der heutigen sozialen Netzwerke?
CHRISTOPHER HORN: Jede Zeit hat seine Plattformen. Ein soziales Netzwerk wie WMC war damals etwas Neues und Spannendes, vor allem die Möglichkeit, unkompliziert mit Leuten aus der eigenen Region in Kontakt zu treten, gab es so noch nicht. Aber als Vorreiter sehe ich WMC nicht. Es sind hunderte Netzwerke mit ähnlichen Features weltweit empor geschossen und eines davon hat sich damals durchgesetzt – Facebook.
2006 erfolgte der nächste Schritt: Was ist passiert?
Aufteilung der Seite in Regionen, regionales Admin-Team, Punktesystem, mit dem man sich Features freischalten lassen konnte, Kooperation mit regionalen Betrieben: Members konnten sich mit einem Einkauf Punkte auf WMC gutschreiben lassen.
Was hatte es mit den WMC-Partys auf sich?
Wir wollten die virtuelle Community auch einmal im realen Leben versammeln und aufgrund unserer Altersverteilung legten wir sehr großen Wert auf den Jugendschutz. Für viele Members war es ja eine der ersten Partys überhaupt. Pro Altersgruppe gab es eigene Armbänder, das wurde auch ganz gut angenommen.
Wie viele User waren zur besten Zeit österreichweit registriert?
Knapp 20.000 aktive User und davon waren 1.200 gleichzeitig abends online. Ennstal war die stärkste Region mit mehr als 10.000 aktiven Usern, gefolgt vom Salzkammergut. Die Userzahl der anderen Regionen nahm mit der Distanz zu Liezen ab.
Zielgruppe: Waren es ausschließlich Jugendliche?
Anfangs waren es naturgemäß Jugendliche wie wir, später ging dann die Altersspanne weiter auf (12 bis 50+). Jeder war willkommen und von uns auch nicht wirklich gesteuert.
Wenn du heute zurückblickst: Was waren die Gründe für den großen Erfolg?
Dass es nicht geplant war, dass wir den Nerv der Zeit getroffen haben und dass wir einen guten Draht zu den Usern gehabt haben. Neue Feature-Vorschläge wurden im Forum diskutiert und bei entsprechend positivem Feedback rasch umgesetzt.
Und dann kam Facebook. Warum hatte man schon damals keine Chance dagegen?
Ein Netzwerk lebt von seiner User-Basis. Wir hatten sehr erfolgreiche Jahre, aber plötzlich schlug das Momentum Richtung Facebook, das damals einen weltweiten Siegeszug angetreten hat. Immer mehr User wurden auf unserer Plattform inaktiv beziehungsweise waren nur noch selten online. Man kann noch eine Zeit lang versuchen, mit neuen Features gegenzusteuern, aber letztendlich war es aussichtslos. Wir haben dann Ende 2011 entschieden, es gut sein zu lassen und die Seite abzudrehen.
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