Wie Covid-19 den Bergtourismus im Nationalpark Gesäuse beeinflusst

Ein Paradies für Tourenskigeher: Der Nationalpark Gesäuse bietet Ruhe und Entspannung fernab vom Massentourismus. | Foto: Stefan Leitner/Gesäuse
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Ein Interview mit Direktor Herbert Wölger über den Nationalpark in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie

Welche groben Auswirkungen kann der Nationalpark Gesäuse aufgrund der Corona-Krise verspüren?
HERBERT WÖLGER:
Die größten Auswirkungen gab es bei den Besuchern, vor allem beim Veranstaltungsprogramm des Nationalparks selbst. Besonders betroffen waren die Schulveranstaltungen, die 2020 nicht möglich waren und auch 2021 nicht sein werden. Bis Ende Mai 2020 waren ganz wenig auf der Fläche. Durch die Ruhe hat der Naturschutz seine Traumzeit erlebt. In den Sommerferien hat das aber umgeschwenkt. Viele, die sonst ihren Urlaub an der Adria verbracht haben, sind dann bei uns wandern gegangen.

Kann man sagen, dass der Bergtourismus durch Covid im Sommer einen Boom erlebt hat?
Wandern und der Bergtourismus haben generell – unabhängig von Corona – in den letzten Jahren ständig zugenommen. Die Reisebeschränkung im vorigen Sommer hat dann nochmal zusätzlich Leute gebracht, wodurch irrsinnig viel Verkehr im Nationalpark war. Da sind wir schon an unsere Grenzen gestoßen.

Was halten Sie von Bergtouren trotz Ausgangsbeschränkung?
Wenn der Gesetzgeber das verbietet, dann braucht man nicht weiterreden. Aber im Lockdown sind freizeitsportliche Aktivitäten zur persönlichen Erholung erlaubt gewesen, weil es immerhin um die Gesundheit unserer Körper geht. Trotzdem darf es natürlich keine Gruppenveranstaltungen geben, aber wenn Paare, Familien oder Einzelpersonen im erlaubten Rahmen unterwegs sind, halte ich das für sehr sinnvoll.

Wie stehen Sie zum Aufschwung des Bergtourismus in der Krisenzeit?

Ich sehe das grundsätzlich positiv. Wir sind ein Nationalpark und viele Besucher haben Respekt gegenüber der Natur. Da unser Motto „Aufstieg aus eigener Kraft“ lautet, sind wir weit weg vom Massentourismus. Das ist in der Regel ein Filter für die Art unserer Gäste.

Kann man sagen, dass der Krise wegen eher die einheimischen Bergsportler unterwegs sind?
Ich sag mal so: Der Radius der Anfahrtszeit beträgt in etwa eineinhalb Stunden. Von Wien ist‘s schon eher selten, aber von Steyr oder Amstetten kommen die Leute häufiger.

Im vergangenen Sommer gab es Lockerungen seitens der Regierung. Haben Sie einen Unterschied zu den Wintermonaten erkennen können?
Der Wintertourismus bei uns besteht fast zu 100 Prozent aus dem Skitourentourismus und der hängt von der Schneelage ab. Da es heuer sehr wenig Schnee gegeben hat, war ganz wenig Bewegung. Als im Februar doch noch der Schnee gekommen ist, war dann schon mehr los. Aber auch nicht dieser ganz große Betrieb, weil ja die Wirtshäuser geschlossen hatten und Übernachtungen nicht möglich waren.

Haben Sie sich ein Konzept für die Hüttenwirte überlegt oder bleibt das den Hüttenpächtern selbst überlassen, sofern diese mit Lockerungen seitens der Regierung rechnen dürfen?
Das ist nicht unsere Sache, das bleibt den Wirten selbst überlassen. Wobei diese ja nicht irgendwelche Privatbetriebe sind, sondern alle den alpinen Vereinen angehören und ziemliche genaue Vorgaben bekommen.

Das Nationalpark Forum fand 2021 erstmals online statt. Wie groß war das Interesse?
Wir haben ungefähr doppelt bis mehr als doppelt so viele Leute als üblicherweise bei dieser Veranstaltung gehabt, weil es halt einfacher ist, von zuhause dabei zu sein als irgendwohin fahren zu müssen. Insofern war das Feedback der Besucher sehr positiv. Die digitale Version hat auch den Vorteil, dass man‘s im Nachhinein nochmal ansehen kann. Allerdings muss ich sagen, dass der persönliche Kontakt nur eingeschränkt möglich ist und der geht ab. Die Zukunftsversion wird also immer die sein, dass man das Forum in einem Saal macht. Wobei wir uns fragen, ob wir nicht zusätzlich die digitale Übertragung anbieten werden.

Das Interview führte Camilla Heigl

Ein Paradies für Tourenskigeher: Der Nationalpark Gesäuse bietet Ruhe und Entspannung fernab vom Massentourismus. | Foto: Stefan Leitner/Gesäuse
Herbert Wölger ist Geschäftsführer des jüngsten Nationalparks in Österreich. | Foto: Stefan Leitner/Gesäuse
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