Rene Eisner: Schiedsrichter, Trainer und Optiker

Spieler werfen dem Schiedsrichter oft "Blindheit" vor. Rene Eisner lässt das kalt – auch deswegen, weil er selbst Optiker ist. | Foto: GEPA pictures/Michael Riedler
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  • Spieler werfen dem Schiedsrichter oft "Blindheit" vor. Rene Eisner lässt das kalt – auch deswegen, weil er selbst Optiker ist.
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Der steirische Top-Schiedsrichter und Wahl-Gröbminger Rene Eisner stand der WOCHE Ennstal Rede und Antwort.

Die Bundesliga wurde ohne Zuschauer zu Ende gespielt. Wie nimmt man die ungewohnte Stille als Schiedsrichter wahr?
RENE EISNER:
Es ist wie bei einem Spiel in einer unteren Liga. Als Schiedsrichter ist es vielleicht sogar einfacher, weil sich die Spieler weniger Kritik und Unsportlichkeiten leisten. Sie halten sich beim Meckern zurück, führen dafür aber mehr Zweikämpfe. Die Trainer hört man zwar mehr, aber der Fokus bleibt für uns Schiedsrichter gleich.

Was hat sich durch Corona geändert?
Klar pusht dich ein volles Stadion mehr und du bist vielleicht noch ein Stück motivierter – aber für Schiedsrichter hat sich wenig verändert. Für die Heimmannschaft gibt es keinen Vorteil mehr durch die Unterstützung der Fans. Es wurden noch nie so viele Auswärtssiege eingefahren.

Sie sind selbst Trainer in Öblarn. Welchen Einfluss wird Corona auf die Unterhaus-Klubs haben?
Wenn ein Spieler positiv getestet wird, wissen wir nicht, wie es weitergeht. Dann soll nämlich die ganze Mannschaft in Quarantäne gehen, aber was passiert mit den Spielen? Es wird wie bei einem Nichtantreten mit 0:3 gewertet. Schlimmer stellt sich dann die Arbeits-Situation der Spieler dar. Was passiert, wenn sie kein Einkommen bekommen, weil sie quasi selbstverschuldet 14 Tage in Quarantäne sind?

Mit dem FSV Öblarn: Ist der Aufstieg in die Unterliga das Ziel?
Das vordergründige Ziel lautet, die jungen Spieler zu integrieren. In den nächsten zwei bis drei Jahren wollen wir dann um dem Aufstieg spielen. Wir wollen einen neuen Weg einschlagen – mit jungen, einheimischen Spielern. Unser ältester Spieler ist 28, das Durchschnittslater beträgt 20,5 Jahre.

Wie verhalten Sie sich als Trainer, wenn der Schiedsrichter die Situation anders beurteilt?
Ich sehe mich eher auf der Seite des Schiedsrichters. Manchmal werde ich auch selbst um meine Meinung gefragt. Wenn ich als Trainer tätig bin, interessiert mich der Schiedsrichter nicht, ich lasse ihn in Ruhe.

Wenn nicht gerade Corona ist, wird man als Referee von allen Seiten kritisiert. Warum tut man sich das an?
Ich war vorher Fußballer und habe die Trainerlizenz gemacht. Während der Ausbildung musste ich ein paar Spiele leiten. Das wollte ich zuerst gar nicht, wurde dann aber überredet. Somit war ich ein Jahr lang sowohl als Fußballer als auch als Schiedsrichter tätig und bin irgendwie hängen geblieben.

Als Franchise-Nehmer einer Optikerkette betreiben Sie die Filialen in Schladming, Kirchdorf und Perg. Wie verbinden Sie das mit dem Fußball?
Durch die drei Filialen und dem Schiedsrichterwesen verbringe ich viel Zeit im Auto. Da gehen sich 40 Wochenstunden nicht immer aus. Für uns Schiedsrichter gibt es keine Sommerpause, wir müssen weiterhin vier Trainingseinheiten pro Woche absolvieren. Drei davon sind individuell, einmal steht das Stützpunkttraining am Programm. Ich stehe sechs Mal pro Woche am Fußballplatz, manchmal absolviere ich zuerst meine persönliche Einheit bevor ich das Training in Öblarn leite.

Ein Schiedsrichter, der Brillen verkauft. Gibt es Spieler, die sich hier einen Reim daraus machen?
Durch den Umstand, dass man sich mit der Zeit ja besser kennen lernt, wissen das natürlich auch einige Spieler. Es hat schon welche gegeben, die mir vorgeschlagen haben, mich beim Assistenten selber testen zu lassen (lacht).

Welches Spiel würden Sie als Ihr größtes bezeichnen?
Das war 2010 England gegen Japan in Graz. Es war das letzte Spiel vor der WM, dementsprechend sind beide Mannschaften mit ihren besten Spielern angetreten. Als die vielen englischen Fans die Nationalhymne gesungen haben, war das für mich ein Gänsehautmoment. Alle Stars wie Rooney, Lampard oder Gerrard waren äußerst diszipliniert und freundlich. Trainer Fabio Capello hat beispielsweise einen jungen Spieler zusammengestaucht, weil er mir nicht die Hand gegeben hat.

Spieler werfen dem Schiedsrichter oft "Blindheit" vor. Rene Eisner lässt das kalt – auch deswegen, weil er selbst Optiker ist. | Foto: GEPA pictures/Michael Riedler
Rene Eisner ist Franchise-Nehmer von drei Filialen einer großen Optikerkette in Österreich. | Foto: Pearl
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