Tag der Arbeitslosen
Lösungen für langzeitarbeitslose Menschen gefordert

Immer mehr Menschen sind mit dem Tempo am Arbeitsmarkt überfordert. "Arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich" fordert anlässlich des Tages der Arbeitslosen Lösungen für langzeitarbeitslose Menschen. | Foto: Pixabay
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  • Immer mehr Menschen sind mit dem Tempo am Arbeitsmarkt überfordert. "Arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich" fordert anlässlich des Tages der Arbeitslosen Lösungen für langzeitarbeitslose Menschen.
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Arbeitsmarktservice und Arbeitsministerium vermelden positive Zahlen. Aber viele Menschen sind nicht in der Lage, mit den Arbeitsbedingungen und dem Takt, den der Arbeitsmarkt vorgibt, mitzuhalten. "Arbeit plus - Soziale Unternehmen Österreich" fordert anlässlich des Tages der Arbeitslosen (30. April) neue Lösungen für langzeitarbeitslose Menschen.

STEIERMARK. "Arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich", ein Netzwerk von mehr als 200 sozialen Unternehmen in ganz Österreich, beobachtet, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt für Langzeitarbeitlose weiter verschlechtert. "Für Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Problemen hat sich die Situation verschärft. Aber auch für Menschen, die Kinder betreuen oder Eltern pflegen, ist es enger geworden."

Immer mehr Menschen können sich das Leben nicht mehr leisten. Vor allem für Langzeitarbeitlose hat sich die Situation am Arbeitsmarkt stark verschlechtert. | Foto: Pixabay
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Auch ältere Menschen seien vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen – diese Menschen sind die Zielgruppe von "Arbeit plus". Sie seien schwerer vermittelbar als vor Corona, weil ihre Lebensumstände durch die Belastungen der Pandemie schwieriger geworden seien.

99,5 Prozent wollen arbeiten

„Unserer Erfahrung nach wollen 99,5 Prozent der Menschen arbeiten. Dazu müssen aber die Rahmenbedingungen passen. Der Arbeitsmarkt muss sich verändern und es braucht eine Arbeitsmarktpolitik für alle Menschen – das kommt auch dem Ruf der Wirtschaft nach Arbeitskräften zugute,“ betont Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von "Arbeit plus - Soziale Unternehmen Österreich."

Ältere Menschen sind aufgrund der Teuerungswelle besonders von Armut gefährdet. | Foto: Pixabay
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Laut Martin Schenk von der Armutskonferenz nehme die Armut in unserem Land zu. Energie, Mieten und Lebensmittel werden teurer, das betreffe neben arbeitslosen Menschen vor allem Alleinerzieherinnen und einkommensschwache Familien.
"Auf politischer Ebene wird nach Möglichkeiten gesucht, wie man diese einkommensschwächeren Menschen am besten unterstützt. Gleichzeitig will man in der Arbeitsmarktpolitik kürzen. Das ist absurd. Es braucht arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, auf die man ein Recht hat, die nachhaltig wirken und die die Betroffenen wirklich erreichen“, betont Schenk.

Neue Modelle sind gefragt

Langfristig ist die Verwaltung von Arbeitslosigkeit teurer als arbeitsmarktpolitische Förderprogramme. Keine Arbeit zu haben, verstärkt die sozialen Probleme und nimmt den Menschen die Chance auf nachhaltige Veränderung. Daher brauche es eine aktive Arbeitsmarktpolitik, neue Modelle und alternative Lösungen für Menschen, die mit dem Tempo am ersten Arbeitsmarkt noch nicht mithalten können.

Schnelle Anpassung wird immer wichtiger

„Die Transformation am Arbeitsmarkt bietet neue Chancen in verschiedensten Berufen. Zukünftig wird es noch mehr darum gehen, Anpassungsfähigkeit, Umweltbewusstsein, Innovationsfähigkeit, Kommunikations- und Verhandlungsfähigkeit zu erwerben.
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, braucht es die Verbindung von Arbeiten und Lernen und Beschäftigungsmodelle, die das Erlernen dieser Fachkenntnisse und Fähigkeiten praxisnah ermöglichen,“ sagt Manuela Vollmann, Vorstandsvorsitzende von "Arbeit plus".

Sozialökonomische Firma aus Graz

Soziale Unternehmen unterstützen Menschen dabei, wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Einer dieser Betriebe ist "Bicycle" aus Graz. Die sozialökonomische Firma mit fünf Standorten bietet für benachteiligte Personen 40 Transitarbeitsplätze im Bereich Fahrradreparatur, Fahrradverleih, Verkauf, Fahrradreinigung und mobiler Fahrraddienstleistungen und soziale Unterstützung.

Alleinerziehende Mütter, einkommensschwache Familien und Arbeitslose müssen laut "Arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich" besser unterstützt werden. | Foto: Pixabay
  • Alleinerziehende Mütter, einkommensschwache Familien und Arbeitslose müssen laut "Arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich" besser unterstützt werden.
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Geschäftsführer von "Bicycle" und Obmann von "Arbeit plus Steiermark" ist Gerd Kronheim, er ist der Meinung: „Wir müssen uns in den nächsten Jahren auf eine hohe Dynamik am Arbeitsmarkt einstellen. Je nach Weltwirtschaftslage werden sich Zeiten mit hoher und niedriger Arbeitslosigkeit abwechseln. Neben der weiter hohen Nachfrage an Facharbeiter:innen auf der einen Seite, wird aber auch der Anteil an niedrig Qualifizierten und leistungseingeschränkten Personen hoch bleiben."

Armutsgefährdung nimmt zu

Langzeitarbeitslosigkeit hat vielfältige negative Auswirkungen auf die psychische und die physische Gesundheit. Je länger die Arbeitslosigkeit anhält, umso eher stellen sich gesundheitliche Beschwerden ein. Auch die Armutsgefährdung nimmt zu, je länger man ohne Job ist. Bei einer Arbeitslosigkeit, die über ein Jahr andauert, liegt bei mehr als der Hälfte das Einkommen bereits unter der Armutsgefährdungsschwelle.

Die Forderungen von "Arbeit plus", dem Netzwerk sozialer Unternehmen in Österreich:
▪ Alternative Beschäftigungsinitiativen, die regionale Kreislaufwirtschaft im Sinne der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit unterstützen.

▪ Gleichstellung von Frauen und Männern muss gefördert werden, indem die Kinderbetreuung ausgebaut wird, und durch gerechtere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit Arbeitsplätze schaffen.

▪ Längerfristig geförderte Beschäftigung, die Perspektiven und gerechte Entlohnung für jene bietet, die nicht in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden können.

▪ Vermehrte Förderung von treffsicheren Modellen, die Arbeiten und Lernen verbinden und „Training on the Job“ anbieten. Unternehmenskooperationen und die Verzahnung von Wirtschaft und sozialen und ökologischen Ansprüchen muss verbessert werden.

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