Veitscher Windpark in der Kritik
Gegenwind für die Windräder
Überrollt fühlen sich die Grundnachbarn des geplanten Windparks der Windkraft Simonsfeld AG auf der Langeben in Veitsch. Man hätte sie besser in die vorbereitende Planung einbinden sollen, so die Kritik.
ST. BARBARA-VEITSCH. Das niederösterreichische Unternehmen Windkraft Simonsfeld plant sechs Windkraftanlagen auf der Langeben zwischen Eisnerkogel und Schwarzkogel in Veitsch, Gemeinde St. Barbara.
Unterstützt wird das Projekt von Bürgermeister Jochen Jance und den Industriebetrieben Breitenfeld Edelstahl AG und RHI Magnesita Werk Veitsch. Versprochen wird auch, dass die Bevölkerung von dieser erneuerbaren Stromproduktion in der Gemeinde profitieren soll.
Vor wenigen Tagen wurde das Windparkprojekt im Veitscherhof der Bevölkerung im Rahmen eines Info-Nachmittags vorgestellt. Dabei bestand auch die Möglichkeit, mit den Projektbetreibern ins Gespräch zu kommen. "In Wirklichkeit haben wir konkret erst hier detaillierte Informationen zu diesem Projekt erhalten, obwohl wir als benachbarte Grundbesitzer die Leidtragenden dieser Industrieanlagen sind", erklärt Markus Scheikl, dem die Rotsohlalm und die Scheiklalm gehören. "Aber auch Brunnalm, Rauschalm und besonders die Schalleralm werden durch diese überdimensionalen Windräder beeinträchtigt", so Markus Scheikl weiter.
Zu spät informiert
Bernhard Haider ist Obmann der Servitutsgemeinschaft Schalleralm: "Die Simonsfeld AG sagt zwar, dass sie von Anfang an auf volle Transparenz setzt, trotzdem haben wir erst aus der Zeitung vom Projektstand erfahren. Wir haben zwar gewusst, dass es Windmessungen gegeben hat, über Details wurden wir nicht informiert."
Ähnlich argumentiert Christian Fraiss – ein Windrad steht 280 Meter von seiner Grundstücksgrenze entfernt. "Auch vom Bürgermeister hätten wir uns gewünscht, dass er uns über die Planungen informiert."
Martina Zisler und Hannes Fraiss sehen es aus der Sicht der steirischen Jägerschaft: "Wir werden darauf achten, dass sämtliche naturschutzrechtlichen Bewilligungen in die Umweltverträglichkeitsprüfung einfließen werden und ob die Baumaßnahmen Einfluss auf den Wildbestand und aufs Habitat der Raufußhühner haben. Generell sind wir besorgt, weil die Zahl der Windräder im Bezirk überhand zu nehmen scheint", so Bezirksjägermeister Hannes Fraiss. Bislang haben sich die Windparks auf die südliche Seite der Mürz beschränkt, "dieser Windpark wäre der erste Windpark nördlich des Tales", so Martina Zisler.
Keine ausgewiesene Vorrangzone
Man sei sich bewusst, dass man sich alternativer Energieanlagen wie Wind- und Wasserkraft sowie Fotovoltaik nicht verschließen will und kann. "Es hat schon seinen Sinn, dass das Veitschertal mit den vielen Almen nicht als Windvorrangzone ausgewiesen ist. Zudem ist das Gebiet der Hohen Veitsch und das Gemeindegebiet von Turnau als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Nur weil ein Grundbesitzer dieses Projekt losgetreten hat, muss es nicht heißen, dass alle damit einverstanden sind", so die Grundnachbarn.
Sie wollen sich auch nicht als Buhmänner hingestellt sehen. "Wir glauben aber nicht, dass sechs Windräder die Standorte von zwei energieintensiven Industriekonzernen absichern können. Hier wird sehr bewusst mit der Keule der Arbeitsplatzsicherheit gespielt. Für uns ist das keine seriöse Herangehensweise – so nach dem Motto ,Wer gegen Windkraft ist, ist auch gegen Arbeitsplätze im Ort‘", so Markus Scheikl nochmals.
An diesem Runden Tisch haben übrigens auch weitere besorgte Grundbesitzer teilgenommen, die aber aus verschiedenen Gründen nicht namentlich genannt werden wollen.
Flächen müssen umgewidmet werden
Am 29. März wird das Projekt im Gemeinderat behandelt, es bedarf eines mehrheitlichen Beschluss zur Überarbeitung des örtlichen Flächenwidmungsplanes, da dieser geplante Windpark in keiner ausgewiesenen Vorrangzone liegt. Auch hier ist man sich in dieser Runde nicht sicher, ob für Flächenumwidmungen nicht doch eine Zweidrittel-Mehrheit erforderlich ist, aber da vertraue man auf die Expertisen des Landes.
Eines aber sei gewiss: "Man wird an uns bei der Projektumsetzung nicht vorbeikommen – sei es beim Wegebau oder bei der Ableitung des Stromes. "Man wird also mit uns ins Gespräch kommen müssen."
Die Kommunikation hätte anders verlaufen sollen, bereits jetzt scheinen die Fronten verhärtet. Der Windpark Schwarzkogel ist demnach noch keine "gmahte Wiesn".
Von der Alm hab ich ja nichts
ein Gastkommentar von Markus ScheiklIm Jahr 2002 wurden Gebiete um die Hohe Veitsch und den Hochschwab zum Zweck der Erhaltung seiner besonderen landschaftlichen Schönheit und Eigenart, seiner seltenen Charakteristik und seines Erholungswertes zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. Dieses Gebiet endet nicht neben dem Strich auf der Landkarte, sondern geht auch dort weiter, wo viele fleißige Hände eine einzigartige Kulturlandschaft erschaffen haben und diese nach wie vor erhalten.
So viele Menschen genießen die Ruhe, das Panorama und nutzen dieses Gebiet für Aktivitäten. Wenn nun einzelne Personen meinen, von der Alm finanziell nichts zu haben und daraus ein Industriegebiet machen wollen, sollte wohl vorher gut überlegt werden, ob man diese Zerstörung erlaubt und wer dann noch etwas davon hat. Denn eines ist sicher: Der Strom für die Bewohner von St. Barbara wird wegen sechs Windrädern sicher nicht billiger.
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