Dringender Änderungsbedarf
Kulturarbeit muss fair bezahlt werden
50 Prozent aller Künstler und Kulturarbeiter leben in Armut. Hier muss sich dringend etwas ändern.
Während wirtschaftlich erfolgreiche Veranstaltungen, wie beispielsweise das Aufsteirern in Graz, welches jährlich große Summen in die Kassen der Veranstalter spült, mit zusätzlichen Förderungen versorgt werden, kämpfen viele Kulturschaffenden in der Region ums nackte Überleben.
Ein Lied davon singen können auch Sabine Aigner und Helmut Schlatzer, die Macher von Theater/Baum/Schere, die im vergangenen Oktober einen Schlussstrich gezogen haben, da ihnen das wirtschaftliche Überleben im freischaffenden Bildungsbereich nicht mehr möglich war.
Beispiele wie dieses gibt es viele, weswegen Aigner unlängst den Kontakt zur steirischen Interessensgemeinschaft IG Kultur herstellte und Geschäftsführerin Lidija Krienzer-Radojević sowie Vorstandsmitglied Michaela Zingerle vergangene Woche zum Austausch mit anderen Kulturschaffenden der Region in die Politik-Traffik nach Kapfenberg einlud.
Kulturarbeit ist Arbeit
Dabei wurde die mangelnde Fairness in der Bezahlung und Förderung von Kulturarbeitern diskutiert, die vor allem kleinen Initiativen und freiberuflichen Kulturarbeitern in der Region zu schaffen macht. "Entweder ich springe auf den Zug der Eventkultur auf oder sterbe", brachte Helmut Schlatzer seine Erfahrungen im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag auf den Punkt. Um genau solche Szenarien zu vermeiden, hat es sich die Interessensgemeinschaft zum Ziel gesetzt, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Kulturarbeit eben auch Arbeit ist und dementsprechend fair bezahlt werden muss. So wurde bereits vor zehn Jahren die "Fair Pay Kampagne" ins Leben gerufen, welche gerechte Gehaltsschemen und Honorarrichtlinien für Kulturarbeiter beinhaltet. Diese sollen für alle Kulturaktivisten als Vehikel dienen, um höhere Kulturbudgets verhandeln zu können und Kultur als Zukunftssache zu etablieren.
Realität sieht anders aus
"Eine solche Bezahlung wäre wünschenswert, aber ist leider nicht Realität", entgegnet Fritz Kabinger vom Dachbodentheater in Bruck, dem – wie er sagt – wenigstens seitens seiner Gemeinde die überlebensnotwendige Unterstützung entgegengebracht wird. Ein Problem in der Region sieht er vor allem auch in der mangelnden Wertschätzung der Bürger. "Wir leben in einer Gratis-Kultur, in der gerade unsere Arbeit nichts kosten darf", so Kabinger. Ein weiterer Knackpunkt für alle Kulturschaffenden sind die komplizierten Förderanträge, die "enorm viel Zeit in Anspruch nehmen und meiner Meinung nach rein willkürlich vergeben werden", klagt Sabine Aigner.
Genau hier tritt die Interessensgemeinschaft auf den Plan, die versucht, Hilfestellungen zu leisten und weiterhin Druck auf die Verantwortlichen auszuüben. "Eure Arbeit ist etwas wert, das muss in die Köpfe rein", so die Geschäftsführerin der IG Kultur. Hoffnung sieht sie in der Bestellung Ulrike Lunaceks als Staatssekretärin im Bundesministerium für Kunst und Kultur. "Sie hat eine faire Bezahlung zur Priorität erklärt. Außerdem findet sich das Fair Pay Schema auch im Regierungsprogramm der steirischen Landesregierung", erklärt Krienzer-Radojević und bittet alle Kulturschaffenden, sich mit ihnen zu vernetzen und den Kampf mit ihnen gemeinsam zu kämpfen. Nähere Infos auf igkultur.at.
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