Deponie Allerheiligen
Mürzverband: "Sorgen sind unbegründet"

Einkehrsplitt aus den Kehrmaschinen wird in Allerheiligen deponiert. Pro Jahr sind es rund 1.000 Tonnen, die aus Wien angeliefert werden. | Foto: RMA
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Der Mürzverband beruhigt: "Die Deponie in Allerheiligen wird ganz sicher nicht zum Müllplatz der Stadt Wien."

Der Mürzverband, an dem alle Gemeinden des Bezirkes Bruck-Mürzzuschlag beteiligt sind, regelt die Entsorgung des Rest- und Sperrmülls ab Jänner gemeinsam mit der Stadt Wien in Form einer interkommunalen Zusammenarbeit.
Dabei übernimmt die Stadt Wien den Rest- und Sperrmüll, im Gegenzug wird Einkehrsplitt (landläufig als Straßenkehricht bezeichnet) aus den Kehrmaschinen aus Wien übernommen und in der verbandseigenen Deponie in Allerheiligen endgelagert.

Keine Gefahrenstoffe

Diese Meldung hat in der Vorwoche für Unruhe in Allerheiligen gesorgt. Mürzverbandsobmann Karl Rudischer beruhigt: "Es gibt keinen Anlass zur Sorge, Straßenkehricht ist kein Gefahrenstoff. Die Deponierung erfolgt staub- und geruchslos. Es handelt sich hierbei um untergeordnete Mengen, die Ressourcen in der Deponie sind absolut vorhanden."
Ähnlich argumentiert auch der Kindberger Bürgermeister Christian Sander, die Stadtgemeinde ist auch Mitglied des Mürzverbandes: "Durch den Deal mit der Stadt Wien können wir die Gebührensicherung für die Bevölkerung gewährleisten. Die Lagerung von Splitt und Straßenstaub sind für die Profis in der Allerheiligener Deponie keine große Herausforderung."

Kein Staub, kein Geruch

Andreas Zöscher ist Geschäftsführer des Mürzverbandes. Er erläutert die Details der Deponierung. "Wir übernehmen den sogenannten Frühjahrskehricht, der auf unserer Massenabfalldeponie in Allerheiligen endgelagert wird. Vereinbart sind 1.000 Tonnen pro Jahr, wir selbst deponieren zwischen 600 und 8000 Tonnen pro Jahr – also Straßenkehricht von unseren Gemeinden."
Der Kehricht wird in Wien analysiert, getrennt und den jeweiligen Deponieformen zugeteilt. "Der Kehricht, den wir aus Wien bekommen ist erdähnlich und in feuchtem Zustand. Er ist geruchlos und staubt nicht", erklärt dazu Umwelt- und Abfallberater Helmut Prade.

Hintergrund

Bisher war das Unternehmen Mayer Recycling aus St. Michael Vertragspartner des Mürzverbandes und somit zuständig für die Entsorgung des Rest- und Sperrmülls. Jetzt musste die Firma Mayer den Entsorgungsvertrag aus ökonomischen Gründen per 1. Jänner 2020 aufkündigen. Grund: Der Preis von 90 Euro pro Tonne war nicht mehr marktkonform. Die Entsorgungsbranche hat auf eine Neuausschreibung des drittgrößten steirischen Abfallwirtschaftsverbandes gewartet, dazu ist es jedoch nicht gekommen.

Künftig wird die Entsorgung über eine sogenannte interkommunale Zusammenarbeit mit der Stadt Wien geregelt, damit braucht die Vergabe auch nicht ausgeschrieben werden.
Mayer Recycling hat die Vergabe beeinsprucht und auf eine Neuausschreibung gepocht, doch das Landesverwaltungsgericht hat diese Form der interkommunalen Zusammenarbeit für rechtens befunden und somit den Einspruch abgewiesen. "Für unsere Bürger war es die beste Lösung. Wir haben wieder einen verlässlichen Partner. An der Mülltrennung und an der Entsorgung ändert sich nichts, die Gebühren müssen nicht erhöht werden", sagt Karl Rudischer, Obmann des Mürzverbandes und Bürgermeister von Mürzzuschlag.
Der Restmüll des Mürzverbandes landet in der Müllverbrennungsanlage Spittelau, vorerst werden 15.000 Tonnen Restmüll pro Jahr nach Wien geliefert.

Kein "Mülltourismus"

Andreas Zöscher stößt sich am Begriff "Mülltourismus". "Wir haben uns sehr genau überlegt, wie diese interkommunale Zusammenarbeit für beide Seiten Sinn macht. Geld gegen Ware funktioniert hier nicht, hier geht es überwiegend um physikalische Gegenleistungen im Sinne des Vergabegesetzes."
"Mit unserem jetzigen Vertragspartner und wiederum dessen Vertragspartnern kommen wir beim Sperrmüll auf 50.000 Kilometer pro Jahr – das sind jene Kilometer, die von uns bis zur Endverwertung notwendig sind. Mit dem künftigen Partner, der Stadt Wien, können wir das auf 35.000 Kilometer reduzieren." Beim Restmüll sind es bisher 77.000 Kilometer, künftig 70.000 Kilometer. "Wir sparen also 22.000 Kilometer pro Jahr ein", so Zöscher.

Ausschreibung  ja oder nein. Der Mürzverband hat sich ausgiebig damit auseinandergesetzt. "Auch bei einer Ausschreibung hätte es absolut keine Gewähr für eine regionale Verwertungslösung gegeben." Studien zufolge werden nur 36 Prozent des Siedlungsabfalls in der Steiermark endaufbereitet, 55 Prozent landen in Aufbereitungsanlagen in österreichischen Bundesländern, neun Prozent sogar im Ausland. 

Müll ist mittlerweile ein lukratives Geschäft. "Bei der interkommunalen Zusammenarbeit mit Wien arbeiten zwei nicht gewinnorientierte Einrichtungen zusammen, deswegen sehen wir diese auch für uns neue Form der Zusammenarbeit sehr positiv."

Andreas Zöscher möchte auch noch einmal erwähnen, dass es mit der Firma Mayer eine ausgesprochen gute Zusammenarbeit gegeben hat. "Aus wirtschaftlicher Schritt verstehe ich absolut, dass sie aus dem Vertrag heraus wollten, ja sogar mussten. Wir lagen ja deutlich unter dem marktüblichen Preis."

Zöscher ist aber überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit Wien befruchtend für beide Seiten sein wird. "In Sachen Abfallaufbereitung geht Wien völlig neue Wege in der Rohstoffrückgewinnung. Da können wir einiges lernen, beziehungsweise werden wir und somit die Bevölkerung im Bezirk profitieren."

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