Kindberg ist Zukunftsgemeinde
Wenn ein ganzes Dorf Theater spielt
Die Stadtgemeinde Kindberg erreichte mit dem Projekt „Die Dorfoper – Die Nacht von Allerheiligen“ des Musikvereins Allerheiligen-Mürzhofen beim Wettbewerb „Zukunftsgemeinde Steiermark“ den dritten Platz – und darf sich hochoffiziell "Zukunftsgemeinde der Steiermark" nennen.
KINDBERG. Nach mehreren coronabedingten Verschiebungen konnte die Preisverleihung der "Zukunftsgemeinde Steiermark"gestern Abend in der Alten Universität in Graz im feierlichen Rahmen über die Bühne gehen. Die Stadtgemeinde Kindberg wurde für das Projekt "Die Dorfoper – Die Nacht von Allerheiligen" vom Musikverein Allerheiligen-Mürzhofen mit dem dritten Platz ausgezeichnet.
Der Initiator des Dorfoper-Projektes war Georg Schütky. Er wurde im Zuge der Preisverleihung auch in der Kategorie "besondere Verdienste" extra ausgezeichnet. Georg Schütky konnte den Preis nicht persönlich entgegennehmen – an seiner Stelle nahm Joachim „Archie“ Hochörtler den Preis entgegen.
Ein Dorf ins Kulturgeschehen einbinden
Ziel des Projektes „Dorfoper“ war es, die Bewohner:innen von Allerheiligen und Kindberg sowie aus der gesamten Region mit einem professionellen Kulturangebot zu versorgen und sie aktiv in den künstlerischen Prozess dieses wilden Musiktheaters einzubeziehen – singend, musizierend, schauspielernd, als Unterstützung beim Bau des Bühnenbildes, beim Nähen der Kostüme und diskursiv.
Mit dem Projekt wurde ein beinahe einjähriger Weg durch Oper, Jazz, Neue Musik, Blasmusik, Stückentwicklung, Laienchorgesang und Performance hin zum neuen Volkstheater und einer neuen Volksoper beschritten. Eine Säule des Projektes war die Stärkung der bereits bestehenden kulturellen Infrastruktur, wie etwa dem Musikverein Allerheiligen-Mürzhofen. Dessen Mitglieder wurden mit neuen Impulsen und Herausforderungen, wie Improvisation, experimentellem Musiktheater und neuer Musik konfrontiert und konnten durch das Musizieren mit Profis neue Anreize mitnehmen.
Schauspieler:innen der Lebenshilfe Kindberg
Eine weitere Säule war die Integration und das Miteinander von Menschen, die bisher nicht oder nur selten mit kultureller Arbeit in Berührung gekommen sind. Durch das Arbeiten auf Augenhöhe mit Profis konnten neue Perspektiven mitgenommen werden. Exemplarisch dafür standen wohl die drei Schauspieldebütant:innen aus dem Kreis der Lebenshilfe Kindberg. Die inklusive Arbeit und ihr Beitrag haben das Projekt gestärkt und eine Kommunikationskultur etabliert.
50 Helfer:innen eingebunden
Seit Mai 2021 wurde geprobt, danach gab es im August drei Aufführungen. Insgesamt waren 50 ehrenamtliche Helfer:innen am Projekt beteiligt. Künstlerisch hat das Projekt eine Verwandlung des Dorfesangestrebt, zumindest für eine gewisse Zeit – und dies ist letztendlich auch auf mehreren Ebenen gelungen. Gerade nach Corona war die Sehnsucht nach Gemeinschaft groß – gegen eine gewisse Scheu und die etwas eingefrorenen Verbindungen hat das Projekt aktiv angekämpft.
Es wurde ein Wir-Gefühl etabliert, das seine Kraft aus der Integration bezieht. Zudem war der Abbau sozialer Hürden im Zugang zur Hochkultur ein weiterer Aspekt des Projektes. In dieser Hinsicht gab es auch für das künstlerische Kernteam einige Erkenntnisse: die größte war, dass über die Sichtbarkeit der Arbeit eine völlig neue Kommunikation mit den Menschen möglich wurde.
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