Pflegeausbildung
Top oder Flop

Ständig liest und hört man, dass Pflegefachkräfte händeringend gesucht werden. Mich wundert's nicht, dass diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger nach absolvierter Ausbildung ihren Beruf an den Nagel hängen. Mangelnde Wertschätzung, respektloser Umgang, Mobbing/Bossing, schlechte Bezahlung und dazu die permanente physische und psychische Belastung stehen, wie auch bei anderen Sozialberufen, leider nur allzu oft an der Tagesordnung.

Idealismus, verbunden mit hohen moralischen Ansprüchen 

seitens der Pflegeschülerinnen und -schüler, wird im Laufe deren Ausbildung sukzessive gebrochen. Einerseits von lehrbefugten Personen, die zwar hervorragenden Unterricht leisten, die Auszubildenden allerdings bei der praktischen Umsetzung kaum unterstützen und vorwiegend auf die Einhaltung formaler Aspekte wie Stundennachweise, Reflexionsberichte usw. Wert legen. 

Angebot von Mentor*innen

ist vorhanden und sollte der Unterstützung der Praktikantinnen und Praktikanten dienen. Vielfach entsteht aber der Eindruck, dass diese mehr auf Seiten ihrer Vorgesetzten agieren und ihre Hauptaufgabe, nämlich die angehenden Fachkräfte bestmöglich zu unterstützen, dabei vernachlässigen. Angst davor, Schwierigkeiten mit der Ausbildungsstelle, sprich Schule zu bekommen, sollten vorhandene Probleme angesprochen werden, verhindert meist einen ehrlichen Austausch und somit eine konstruktive Weiterentwicklung des Ausbildungsprozesses.

Praktikant*innen

werden meistens in den verschiedensten Abteilungen der Gesundheits- und Krankenpflege ausgezeichnet von der Kollegenschaft aufgenommen und betreut. Es gibt allerdings auch Stationen, wo unsere zukünftigen Pflegefachkräfte rasch lernen, dass anscheinend

Theorie und Praxis

zwei völlig verschiedene Sachverhalte darstellen. Die gelernten pflegerischen Interventionen werden manchmal in einer sehr eigenwilligen Art umgesetzt. Es wird nicht mit den Betroffenen gesprochen, sondern über sie. Teamwork scheint nicht vorhanden zu sein und Schüler*innen werden bei der Verrichtung ihrer Dienste häufig alleine gelassen. Eine positive Fehlerkultur wird mancherorts vergeblich gesucht.

Für ein Taschengeld arbeiten

die Schülerinnen und Schüler tagtäglich im Gesundheitswesen. Führerschein und eigener PKW, um die Praktikumsstellen zu erreichen, werden anscheinend vorausgesetzt. Der Großteil nimmt diese Herausforderungen anfangs mit viel Engagement und Enthusiasmus an. Enttäuschungen und manchmal sogar Gefühle der Verzweiflung lassen aber nicht lange auf sich warten.

Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegefachkräfte in Ausbildung

müssen gefördert und gleichzeitig auch entlastet werden. Sie müssen lernen, wie sie mit belastenden Situationen umgehen können. Themen wie Kommunikation, Stressbewältigung und Psychohygiene dürfen nicht nur schulisch, sondern müssen auch praktisch vermittelt werden, damit der Alltag einer angehenden Fachkraft gut gemeistert werden kann. 

Umgang mit Schmerz, Leid und Tod

aber auch anzügliche Bemerkungen von vorwiegend männlichen Patienten und eine veraltete Vorstellung vom Beruf einer "Krankenschwester", gepaart mit Gefühlen von Neid und Missgunst unter der Kollegenschaft, führen keinesfalls dazu, dass dieser Beruf zum Traumberuf wird. 

Hervorragende Leistungen der Pflegekräfte

werden nicht dementsprechend honoriert. Erlebt eine Person ständige Frustrationen und kaum Rückhalt, dann muss sich niemand mehr wundern, warum so viele ihre Ausbildung vorzeitig abbrechen oder ihren abgeschlossenen Beruf nicht lange ausüben. Schade!

Wir brauchen dringend Pflegefachkräfte

und sollten mehr junge Menschen dazu motivieren, diesen wunderschönen Beruf zu erlernen und ihnen möglichst Steine aus dem Weg räumen und sie anleiten, wie sie ihre eigene Gesundheit, physisch und psychisch und auch ihren Selbstwert stärken können. Denn eines ist sicher: geht es der Pflegefachkraft gut, dann geht es auch den Patient*innen gut.

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