Jakob Mandlbauer im Team Bob Österreich
Tollkühne Männer in ihren High-Tech-Bobs
Bobfahrer gelten als Könige des Eiskanals. In der heurigen Saison hat sich der Mürztaler Jakob Mandlbauer mit seinen Mannen mitten in der Weltspitze etabliert. Mit einem Auge schielt er nach Olympia.
STEIERMARK. "Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten" ist eine Filmkomödie aus dem Jahr 1965 und widmet sich einem Flugrennen zwischen Paris und London. Tollkühn sind auch Bobfahrer mittlerweile auch -fahrerinnen, nur dass deren Kisten (noch) nicht fliegen können. Bobs erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 150 km/h. In den Steilkurven kann die Beschleunigung kurzzeitig 5 g (fünffache Erdbeschleunigung) erreichen.
Der Mürzzuschlager Jakob Mandlbauer will just in solch einem "Höllengefährt" bis nach Italien fahren – mit der Zielankunft "Olympische Winterspiele 2026, Mailand und Cortina d’Ampezzo".
Aktuell weilt Jakob Mandlbauer mit seinem Partner Daiye Nichols-Bardi in Lake Placid. Am Samstag wartet der Weltcup im Zweierbob auf die beiden Newcomer. "Wir sind bereits seit 13. März in den USA und sammeln Trainingskilometer auf der Olympiabahn von 1980", erzählt Jakob Mandlbauer in einer Trainingspause. Im Viererbob wird er diesmal in Lake Placid nicht an den Start gehen: "Ich kenne als Lenker die Bahn noch nicht. Man braucht so zirka 20 bis 30 Fahrten mit dem Zweierbob, ehe man es mit dem größeren und schnelleren Viererbob probiert", erzählt Mandlbauer.
Bald schon "Bob Österreich II"
Heuer ist es das "letzte Lehrjahr" des Mürzzuschlagers, der ursprünglich aus der Leichtathletik gekommen ist. "Wir haben sowohl im Zweier- als auch im Viererbob mit guten Platzierungen im Europacup auf uns aufmerksam gemacht und haben heuer dreimal den zweiten Quotenplatz im Weltcup für Österreich zugesprochen bekommen.
" Ziel für heuer war es, sich mit Top-20-Platzierungen einen Fixplatz im Weltcupteam zu erarbeiten. Der Plan ist aufgegangen. "Höhepunkt war sicherlich die WM im deutschen Winterberg mit Platz 17 im Viererbob. Im ersten Lauf lagen wir sogar auf Platz 13, da haben wir sogar mit einer größeren Überraschung spekuliert." Im Zweierbob reichte es immerhin für Platz 18.
Anschieber gesucht
In der nächsten Saison will sich Jakob Mandlbauer in beiden Bewerben zumindest in den Top-15 und wenn es gut läuft in den Top-10 platzieren. Im Viererbob muss dazu im Sommer das Team vergrößert werden. "Ideal wären sechs Anschieber und ich als Lenker. Da hätte ich einen Pool an Anschiebern, auf die ich zurückgreifen könnte." Jakob Mandlbauer ist als Heeressportler der einzige Profi im Team, die Anschieber sind etwa Studenten oder berufstätig. Im Zweierbob setzt er auch im nächsten Jahr auf seinen bewährten Anschieber Daiye Nichols-Bardi. "Lake Placid ist auch deshalb so wichtig für mich, weil dort im nächsten Jahr die Weltmeisterschaft stattfindet. Mittlerweile komme ich mit der Bahn schon gut zurecht."
"Olympia ist jetzt ein Ziel.
Lange Zeit war es nur ein weit entfernter Traum.
Die Chance ist da, dass wir uns qualifizieren können."
Jakob Mandlbauer will 2026 nach Cortina d’Ampezzo
Die Qualifikation für die Olympischen Spiele wird zu einer engen Kiste. "Ich kenne die Qualifikationsrichtlinien noch nicht, gehe aber davon aus, dass wir uns schon zwei Mal unter den besten fünf Teams im Weltcup platzieren müssen. Trotzdem ist es jetzt schon viel mehr Ziel, als nur ein Traum für uns."
"Höllisch" teure Sportgeräte
Die Bobs sind Hightech-Sportgeräte. Ein Zweierbob kostet rund 50.000 Euro, für einen Viererbob muss man das Doppelte hinlegen. "Die Bobs werden vom Verband gestellt, auch die Basisausstattung an Kufen." Eine Garnitur Kufen kostet so zwischen 8.000 und 10.000 Euro, zwei Garnituren sind Standard, "ideal wären vier bis fünf Garnituren. Dazu braucht es schon auch private Sponsoren", erzählt Mandlbauer.
Mechaniker wie in der Formel-I oder Servicemänner wie beim Skifahren gibt es im Bob nicht. "Wir schleifen unsere Kufen selbst und halten unsere Geräte selbst in Schuss." Nach einem Sturz kann es schon passieren, dass von den Athleten eine Nachtschicht eingelegt werden muss. "Uns kommt zugute, dass unser Nationaltrainer Wolfgang Stampfer selbst auch Bobs baut. Er steht uns immer mit Rat und Tat zur Seite."
"Fahrschule" für Boblenker
Zum Bobfahren ist er durch Zufall gekommen, obwohl Leichtathleten seit jeher begehrte Anschieber sind. Lenker Klaus Gerold hat einen Anschieber für sein Team gesucht. Ich habe mich gemeldet, er hat mich genommen – und schon war ich Bobfahrer."
Nach zwei Saisonen als Anschieber hat er im Jahr 2019 an einem Ausbildungskurs des Verbandes für Boblenker teilgenommen.
2022 hätte es für Mandlbauer als Anschieber im Bob von Markus Treichl bereits die Chance gegeben, in Peking an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Eine Verletzung hat die Teilnahme vereitelt, dafür blieb mehr Zeit für die Ausbildung als Lenker. Im Jänner 2022 gab es den ersten Europacup-Einsatz und bald darauf den ersten großen Erfolg mit der Bronzemedaille bei der Junioren-EM.
Nach Lake Placid gönnt sich der Mürztaler, der ganzjährig am Trainingsstützpunkt Salzburg-Rif stationiert ist, nur eine kurze Erholungspause. "Mitte April geht es schon wieder mit dem Aufbautraining los." Das wichtigste Trainingselemente im Sommer ist der Startvorgang. "Da muss im Team jedes kleinste Detail passen. Jede Hundertstelsekunde ist wichtig, ganz besonders, wenn sich ein Team mit den Anschiebern neu formiert."
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