"Pensionsschock? Ich hab’ keine Angst"

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Hans Straßegger war 32 Jahre lang aktiv in der Kommunalpolitik tätig: ab 1985 als Gemeinderat, ab 1994 als Vizebürgermeister und seit April 2014 als Bürgermeister der Stadt Bruck. Von 1996 bis 2014 war er zudem SPÖ-Bezirksgeschäftsführer. Zum Abschied gewährte er der WOCHE eine letzte offizielle Audienz.

WOCHE: Sie sind 2014 in die Fußstapfen des Langzeitbürgermeisters Bernd Rosenberger getreten. Sie haben ein anderes Amtsverständnis mitgebracht. Wie sehr kann man als Bürgermeister seine persönliche Note einbringen?
Hans Straßegger: Man hat eigentlich schon viel Spielraum und kann seinen eigenen Stil einbringen. Mir war es immer wichtig, einen offenen Zugang zu finden und alte Strukturen aufzubrechen. Ich hab mich nie gefangen gefühlt.

Bei der Wahl 2015 hat die SPÖ nach Jahrzehnten die absolute Mehrheit verloren. Wie sehr hat Sie das persönlich getroffen? Oder ist es generell ein gesellschaftspolitisches Phänomen, dass in ganz Europa Großparteien zerbröseln?
Ich glaube nicht, dass das ein gesellschaftspolitisches Phänomen ist, sondern dass das Ergebnis in Zusammenhang mit der damals eben erst vollzogenen Fusion mit Oberaich zu sehen ist. In Oberaich ist die SPÖ von 70 auf 37 Prozent heruntergerasselt. Das hat uns ein Mandat gekostet, was uns letztendlich auch auf die Mehrheit gefehlt hast. Es hat mich persönlich sehr betroffen, vor allem direkt am Wahlabend. Weil es aber auch überhaupt nicht erahnbar gewesen wäre.

Wo wird man Ihre Fußstapfen in der Stadt Bruck erkennen? Welche Projekte tragen Ihre Handschrift?
Es ist, wie ich meine, in kurzer Zeit sehr viel passiert: Der Lebensraum Mur etwa ist neu entstanden, es gibt die Stadtvision 2030, der Wohnbau boomt. Ich glaube, es ist gelungen, mehr Bürgernähe zu schaffen und die Stimmung zu drehen, vor allem was die Innenstadt betrifft. Und die Zahl der Betriebsansiedelungen ist auch beeindruckend: nämlich 196 in der Zeit von 2011 bis 2016.

Sie sind seit 32 Jahren in der Kommunalpolitik. War es Ihr großes Ziel, diese mit dem Amt des Bürgermeisters zu krönen oder hat es sich einfach so ergeben?
Beides. Es war einerseits ein Ziel, andererseits hat sichs aber auch so ergeben. Ich wollte immer in der Kommunalpolitik tätig sein und habe mir nie was anderes vorstellen können. Ich hab das auch immer sehr gern gemacht und das Amt des Bürgermeisters war ganz sicherlich das Highlight. Würde ich wiedergeboren werden, würde ich den gleichen Lebensweg wieder einschlagen.

Sie waren über Jahrzehnte hinweg tief mit der SPÖ in verschiedensten Funktionen verwurzelt. Wie treu bleiben Sie der Partei im Ruhestand?
Ich werde mit meinem Rücktritt als Bürgermeister auch alle meine anderen Funktionen in der Partei zurücklegen und sozusagen in einen aktiven Ruhestand treten.

Hat es Tiefpunkte in Ihrer Amtsperiode gegeben? Was ist nicht gut gelungen?
Schon sehr getroffen hat mich, dass die Fusion Bruck-Kapfenberg nicht realisiert wurde, denn die Region hätte unglaubliches Potential mit den drei großen Städten Bruck, Kapfenberg und Leoben. Es wäre eine sinnvolle Sache gewesen, daher muss diese Diskussion meiner Meinung nach weitergehen.

Was nehmen Sie aus dieser Zeit, auch aus emotionaler Sicht, mit in die Pension?
Ich hab nie etwas emotional mit nach Hause genommen, hab das immer ganz gut trennen können. Ich kann also gut damit umgehen und freue mich einfach auf die Zeit mit meiner Familie.

Welchen einen wirklich wichtigen Ratschlag können Sie Ihrem Nachfolger Peter Koch mitgeben?
Gar keinen, denn das mag ich nicht. Ich hätte das auch nicht gewollt. Wichtig ist mir nur ein geordneter Übergang. Peter Koch braucht keinen Rat, er weiß, was das Richtige ist.

Haben Sie Angst vor dem Pensionsschock? Wird es dem Hans Straßegger im Ruhestand nicht plötzlich gar zu ruhig werden?
Nein, da habe ich keine Angst!

^Interview: M. Hackl/A. Kern
Die Fotos sind von Katarina Pashkovskaya

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