Klaus Bartelmuss
"Im Endeffekt ist weniger oft mehr"

Ein Leuchtturm: Der neue IBS-Tower in Teufenbach hat rund 8 Millionen Euro gekostet. | Foto: IBS/zappcam
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  • Ein Leuchtturm: Der neue IBS-Tower in Teufenbach hat rund 8 Millionen Euro gekostet.
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Trotzdem hat Klaus Bartelmuss den 27 Meter hohen IBS-Tower gebaut ...

TEUFENBACH-KATSCH. Über 750 Mitarbeiter, davon rund 270 in Teufenbach, und eine Exportquote von über 90 Prozent. IBS-Eigentümer und Geschäftsführer Klaus Bartelmuss erklärt den Erfolgslauf des Vorzeige-Unternehmens.

WOCHE: Bereits bei der inoffiziellen Eröffnung des IBS-Towers haben Sie vom erfüllten Lebenstraum gesprochen. Gibt es weitere Ziele?
Klaus Bartelmuss: Von meiner Seite aus gibt es keine mehr und ich bin fertig. Zumindest müsste ich zuerst darüber nachdenken. Mit 18 Jahren hatte ich mir diesen Bau „eingebildet“ und damit habe ich mittlerweile alles erreicht, was ich wollte. Aber natürlich werde ich immer weitermachen, solange ich gesund bin. Ich möchte lange fit bleiben und habe einfach auch für mich erkannt, dass Dinge wie wunderschöne Autos oder dergleichen eher schon eine Belastung sind. Immer das, was man nicht hat, bildet man sich ein zu wollen. Aber im Endeffekt ist weniger oft mehr. Jetzt möchte ich, dass alles bestehen bleibt für weitere Generationen und dass der Laden läuft. Dafür haben wir ein stabiles Fundament.

Denken Sie mittlerweile an eine Übergabe an die nächste Generation?
Bartelmuss: Definitiv. Es dauert ja Jahre, bis man soweit ist. Aber natürlich muss man sich auch mal um andere Dinge kümmern. Aber ich werde nicht aufhören, solange ich eine Aufgabe habe. Die Freude, in Pension gehen zu können, hält sich bei mir in Grenzen, denn dann gibt es nicht mehr wirklich viel Perspektive. Ich habe schon so vieles gemacht und brauche mir nicht künstlich etwas einfallen lassen. Ich züchte nebenbei meine Fische, gehe Lachsfischen in Kanada, in der Mur Fliegenfischen, also ich bin glücklich, so wie es ist. Ich möchte jedenfalls ein gesundes Unternehmen übergeben, in dem anständige Arbeitsplätze vorhanden sind und die Leute gerne arbeiten gehen. Wenn ich den Tower nicht gemacht hätte, hätte ich viele Millionen für mich zur Verfügung gehabt, denn ich hätte es rausnehmen können – so habe ich es den Unternehmen in der Region zurückgegeben. Mir geht es sehr gut und man muss nicht in London, New York oder Wien sitzen, um Erfolg zu haben. Wir haben von hier aus den berühmtesten oder zumindest den erfolgreichsten Künstler Österreichs auf die Reihe gekriegt (Anm.: Gemeint ist Andreas Gabalier, dessen Manager Klaus Bartelmuss ist).

Was ist in Ihren Augen das Highlight des Towers?
Bartelmuss: Das Highlight ist der Beweis, dass man Ziele, die man sich früh steckt und an die man glaubt, auch irgendwann einmal zu Ende bringt. Aber das Highlight allgemein ist sicherlich auch die Architektur. Er ist sehr auffällig und ist ein Teil eines Wahrzeichens oder kann ein solches werden. Irgendwann sagt man vielleicht einmal: „Wir treffen uns beim Turm dort“. Die Message an die Jugend – Jammern ist leichter als etwas zu tun. Auch ich musste hart für meine Erfolge arbeiten. Inzwischen habe ich Stadien angefüllt, was aber 25 bis 30 Jahre dauerte. So etwas geht nicht von selbst und viele haben mich belächelt - ich habe es trotzdem gemacht. Mit Gefühl, Herzblut und Ehrgeiz. Ein Highlight ist auch der Formel 1-Bolide und dieser steht für mich für die Königsklasse des Motorsports. Die Assoziation dahinter: Alle haben über die Papierindustrie geschimpft und sie verurteilt. Wir sind nicht die böse Industrie, die den Wald kaputt macht, sondern haben eine Notwendigkeit. Ja, sie ist unspektakulär, aber hat es uns ermöglicht, einen solchen Turm zu bauen, und wir sehen uns als Königsklasse mit unseren Produkten in der Papierindustrie.

Die wirtschaftlich schwierige Situation konnte der IBS offenbar nichts anhaben, im Gegenteil. Das Unternehmen hat nach wie vor Wachstum und eine gute Auftragslage – sah man den Bau des neuen Gebäudes trotzdem kritisch?
Bartelmuss: Nicht wirklich. Ich musste einmal durchschnaufen. Aber das war nur ein Moment, ich war jeden Tag hier. Mittlerweile sind wir auch aufgrund der Pandemie etwas besser aufgeteilt und halten die Flächen in den Büros großzügiger und dadurch haben wir zumindest momentan fast zu wenig Platz. Wir hatten Glück, dass wir zu dem Zeitpunkt angefangen haben, denn ein Jahr später hätte es über 40 Prozent mehr gekostet.

Am Bau waren zahlreiche Firmen beteiligt – unter anderem auch diverse Tochter- und Schwesterunternehmen wie die Maschinenfabrik Berger, die Firma Preworks für die Außenbeleuchtung, aber eben auch das soziale Projekt „FanArt“ und noch viele andere. Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit?
Bartelmuss: Die Zusammenarbeit hat bestens funktioniert, man hat einen direkten Einfluss bei den eigenen Unternehmen, da haben sich Synergien ergeben. Gerade in der Pandemie hat es etwa die FanArt mit den behinderten und beeinträchtigen Menschen am meisten erwischt, weil es keine Veranstaltungen gab und darum haben wir sie voll miteinbezogen mit all den Dingen, die sie machen konnten und die Leute nicht einfach heimgeschickt. Aber ich sehe es auch als sozialen Auftrag, den eigentlich andere übernehmen sollten. Aber sie blieben auf der Strecke und darum haben wir sie hier miteinbezogen. Durch den Bau konnten wir dies aufrechterhalten. Und Firmen wie Preworks, die die Konturenbeleuchtung gemacht haben, das ist eine Zusammenarbeit, die wir entsprechend entwickelt haben. Berger war für die Stahlarbeiten zuständig. Der Sinn bei einer solchen internen Aufstellung ist, dass jedes Unternehmen für andere entsprechend einspringen kann, was uns natürlich flexibler und schneller als den Mitbewerb macht.

Interview: Michael Blinzer

Info

Die IBS Paper Performance Group agiert weltweit an 19 Standorten. Der Hauptsitz ist und bleibt in Teufenbach-Katsch, dort sind rund 270 Mitarbeiter beschäftigt.
In den IBS-Tower wurden rund 8 Millionen Euro investiert. Der Turm ist rund 27 Meter hoch, hat eine Fläche von 3.200 Quadratmetern und dient mittlerweile 40 Mitarbeitern als Arbeitsplatz.
Der IBS-Tower in Teufenbach wurde eröffnet - vorerst für die Mitarbeiter
Ein Leuchtturm: Der neue IBS-Tower in Teufenbach hat rund 8 Millionen Euro gekostet. | Foto: IBS/zappcam
Klaus Bartelmuss bei der Eröffnung des Towers. | Foto: Blinzer
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