MURTAL, MURAU
Mehr Kassenärzte braucht das Land

Herausforderung. LAbg. Gabriele Kolar will sachlich an das Thema herangehen und damit nicht  politisches Kleingeld wechseln. 	 	 Foto: SPÖ
  • Herausforderung. LAbg. Gabriele Kolar will sachlich an das Thema herangehen und damit nicht politisches Kleingeld wechseln. Foto: SPÖ
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Finanzielle Anreize zur Eröffnung einer Kassenarztpraxis wurden vergangene Woche von der GKK und der Ärztekammer vorgestellt.

3,85 Millionen Euro werden in einem ersten Schritt als Starthilfe locker gemacht, um Ärzten einen finanziellen Anreiz für die Übernahme oder Neueröffnung einer Kassenarztpraxis zu bieten. Besonders groß darüber ist die Freude bei Gabriele Kolar (SPÖ), die sich als Abgeordnete zum Steiermärkischen Landtag schon seit längerer Zeit für mehr Kassenärzte einsetzt. „Ich bin hocherfreut über das Konzept der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse und der Ärztekammer. Mit dieser Unterstützung können wir sofort in die direkte Umsetzung für mehr Kassenfachärzte in der Region gehen“, erklärt Kolar. Sie ist davon überzeugt, dass es damit gelingen wird, Bewerber für ausgeschriebene Kassenstellen in der Region zu finden.

Medizinische Versorgung

Volle Unterstützung für diese Aktion kommt auch von Klubobmann Hannes Schwarz, dem Gesundheitssprecher der SPÖ: „Wir setzen gemeinsam alles daran, so rasch als möglich die ausgeschriebenen Kassenstellen zu besetzen. Die Förderung im Rahmen einer konzertierten Initiative von GKK und Ärztekammer bezeichnete er als „eine gute Maßnahme, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu garantieren“.

Wie wird gefördert?

Das Konzept sieht unterschiedliche Förderungen vor: „Einzelordinationen und Jobsharing-Gruppenpraxen können 70.000 Euro an Förderung erhalten, Übergabepraxen 35.000 Euro und neugegründete Gruppenpraxen 105.000 Euro“, erläutert Gabriele Kolar in einem Gespräch mit der Murtaler Zeitung.

Vakante Kassenarztpraxen

Vorrangig in diesem ersten Schritt zur Stärkung der ärztlichen Versorgung ist die Besetzung von Planstellen für Allgemeinmediziner (Praktische Ärzte), von Fachärzten für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie vakante Facharztstellen für Kinder- und Jugendheilkunde. Wie eingangs schon erwähnt, wurden dafür steiermarkweit 3,85 Mio. Euro präliminiert. Im Bezirk Murtal will man mithilfe der Förderungen zwei Planstellen für Allgemeinmediziner (Hausärzte) sowie zwei Planstellen für Frauenheilkunde und Geburtshilfe besetzen. Im Bezirk Murau gilt es auch eine Versorgungslücke zu schließen. Hier ist ebenfalls eine Gynäkologie-Planstelle für einen Kassenarzt offen, die seit nunmehr zwei Jahren ausgeschrieben ist. In Judenburg wird die Stelle seit mehr als einem Jahr und in Zeltweg seit einem halben Jahr ausgeschrieben. Das verdeutlicht die aktuelle Situation.
Laut Aussage von Gabriele Kolar wäre LH-Stv. Michael Schickhofer bereit, über die Gemeinden weitere Anreize zu setzen. Wie diese im Detail aussehen könnten, müsste mit den Bewerbern der freien Arztstellen ausverhandelt werden.
In Murau eröffnet am 5. Februar 2019 der Frauenarzt Dr. Klaus Veiter eine Wahlarztpraxis. Würde er eine Kassenarztpraxis eröffnen, könnte er also mit einer Förderung von 70.000 Euro rechnen. Ob das allein Anreiz genug ist, um auf eine Kassenpraxis umzuschwenken?
Dr. Helmut Veit ist derzeit in Knittelfeld der einzige Kassenfacharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Damit ist er der Einzige in der ganzen Region. Aufgrund dieser Situation ist der Ansturm an Patientinnen von ihm und seinem Team kaum noch zu bewältigen. Im Gespräch mit der Murtaler Zeitung schildert er die aktuelle Situation, für die er und sein Team nicht immer Verständnis von betroffenen Patientinnen ernten. „Obwohl wir alle weit über das übliche Maß hinaus arbeiten und uns wirklich bemühen, allen Anforderungen gerecht zu werden. Mehr geht einfach nicht“, so Dr. Helmut Veit.
Insgesamt hofft man mit der jüngsten Initiative 16 Planstellen für Kassenärzte in der Steiermark besetzen zu können und damit die ärztliche Versorgung der Bevölkerung zu verbessern. Denn durch den Mangel an Kassenärzten würde leider auch die Bereitschaft zu Vorsorgeuntersuchungen leiden.
Auch viele Männer in den Bezirken Murtal und Murau klagen über den Mangel an Männerärzten bzw. Urologen. Derzeit ordiniert noch einer in Murau (Dr. Jörg Pferschy) und einer in Knittelfeld (Dr. Johannes Nestroy). Für Dr. Roland Mölzer, der seine Praxis in Judenburg hatte, konnte bisher auch noch kein Nachfolger gefunden werden.

Aktive Unterstützung

LAbg. Gabriele Kolar bietet ihre Hilfe bei der Besetzung der ausgeschriebenen Stellen an und stellt den Kontakt zu diversen Unterstützerinnen und Unterstützern her. „Ich lege aber Wert darauf, das Thema nicht zu politisieren“. Bewerberinnen und Bewerber für die drei Stellen für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Murau, Zeltweg und Judenburg sowie die zwei Stellen für Allgemeinmedizin in Fohnsdorf und Knittelfeld können sich unter 0664/1109090 oder unter gabriele.kolar@ainet.at melden.

Einige Stellungnahmen

STGKK-Obmann Josef Harb: „Wir wissen, dass es immer schwieriger wird, Ärztinnen und Ärzte für die Arbeit in ländlichen oder strukturschwachen Regionen zu begeistern. Unser gemeinsam mit der Ärztekammer erarbeitetes Paket sieht erstmals attraktive finanzielle Anreize für Ärztinnen und Ärzte vor, eine Kassenstelle zu übernehmen. Eine Maßnahme in dieser Größenordnung hat es in Österreich bislang noch nicht gegeben.“ Der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner meint: „Vor allem junge Ärztinnen und Ärzte brauchen Impulse, um sich für Kassenpraxen zu bewerben“.

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