Murau hat neue Energie-Visionen

Ein zukunftsweisendes Energiekonzept wird im Bezirk Murau umgesetzt. Vergangene Woche präsentierte die Holzwelt in Konkordanz mit den Projektpartnern das Projekt „Virtueller Bezirksspeicher“. | Foto: Pfister
  • Ein zukunftsweisendes Energiekonzept wird im Bezirk Murau umgesetzt. Vergangene Woche präsentierte die Holzwelt in Konkordanz mit den Projektpartnern das Projekt „Virtueller Bezirksspeicher“.
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Autor: Wolfgang Pfister

Murau will einen virtuellen Bezirksspeicher errichten, um in Zukunft den Strom aus erneuerbarer Energie noch effizienter nützen zu können.

MURAU. In kompetenter Runde wurde die neue Energievision der Murauer vorgestellt. Murau hatte frei nach dem Motto: „Murauer sama, Ideen hama“ schon immer eine eigene Energie-Vision. Als weiterer Schritt in die Zukunft und um die bereits erreichte Energie-Autarkie zu festigen, soll nun ein 5-stufiger virtueller Bezirksspeicher errichtet werden. Gemeinsam mit den Projektpartnern, vertreten durch Ing. Kurt Woitischek, Dr. Kurt Schauer, DI Dr. Gregor Taljan, DI Klaus Neumann, DI Heimo Obenaus und DI Gerd Hofer informierten Holzwelt Klima- und Energiemanager Mag. Erich Fritz und Holzwelt-Geschäftsführer Harald Kraxner im Beisein der 2. Landtagspräsidentin LAbg. Manuela Khom und Bürgermeister Thomas Kalcher über das innovative Vorhaben.

Murau geht eigene Wege
„Murau ist jetzt schon eine Probierstätte für innovative Lösungen“, brachte es Erich Fritz gleich zu Beginn auf den Punkt. Bürgermeister Kalcher fasste die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zusammen und wies dabei auch auf die aktuellen Entwicklungen unseres Klimas hin. Die Wetterkapriolen seien auch im Bezirk Murau deutlich spürbar. Im Zuge des Autarkiebestrebens in der Stromversorgung sei man bemüht, einen möglichst ökologischen Ausgleich zu schaffen. 80 Kleinwasserkraftwerke im Bezirk würden bereits einen Überschuss an erneuerbarer Energie produzieren. Murau habe eine „Klimawandel-Anpassungs-Strategie sowie einen „Black out-Plan“ in Arbeit, damit künftige Generationen nicht unter heute gemachten Fehlern leiden müssen, so Kalcher, der auch das Thema Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit innerhalb der Wertschöpfungskette in der Region erfüllt sieht.
In Zusammenarbeit mit allen Energieversorgern des Bezirkes und der Energie Steiermark wurde das Projekt „Virtueller Energiespeicher“ entwickelt. Die Kosten werden mit rund 130.000 Euro beziffert. Davon werden 78.000 Euro vom „Österreichischen Klima- und Energiefonds“ übernommen.
Auch wenn es in Bezug auf die alternative Energieerzeugung auch immer wieder Meinungsverschiedenheiten gebe, so sei Murau in vielen Bereichen doch Vorreiter und könne die erzielten Ergebnisse durchaus herzeigen. Erst kürzlich wurde auch ein wesentlicher Schritt in Richtung Wasserstoff gesetzt (wir berichteten). Kurt Woitischek und Harald Kraxner seien im Bezirk echte Projekt- und Technologietreiber. Als vorbildlich bezeichnete Khom auch die Zusammenarbeit zwischen den Murauer Gemeinden.

Energiezukunft ist Gegenwart
Laut KEM-Manager Erich Fritz wäre es bereits heute technisch möglich, weltweit auf erneuerbare Energie umzustellen. In Murau ist die Zukunft bereits Gegenwart, worauf man zu Recht stolz ist. Eine Summe an weiteren Maßnahmen soll nun dafür sorgen, dass Energiebereitstellung und -verbrauch harmonisiert werden kann. Eine Netz-Simulation zeige die Möglichkeiten auf. So nebenbei haben die Murauer auch die Möglichkeiten für die Errichtung eines Pumpspeicher-Kraftwerkes geprüft. Das Wölzertal würde sich geografisch dafür anbieten, hieß es. Gleichzeitig wurde dieses Thema aus Kostengründen gleich wieder ad acta gelegt.

Weitere Wortmeldungen
Gerd Hofer (E-Werk Neumarkt) ging auf die Entwicklung der Elektromobilität ein und zeigte die Zuwachsraten auf. „Wir haben als Ausgangspunkt ein Maximal-Szenario gezeichnet, sagte er. Aus der Sicht eines Technikers zeigte er auch die Zukunft der Lademöglichkeiten auf und ging auf die dafür notwendige Lade-Infrastruktur ein.Heimo Obenaus (E-Werk Mariahof) erklärte, dass man daran arbeite, die Last in Richtung Angebot zu verschieben. Man arbeite an Lösungen zur Effizienzverbesserung bei der Nutzung von Strom. Wie groß der benötigte Speicher sein müsse, um einen Lastenausgleich zu schaffen, erklärte Gregor Taljan. Man habe sich im Rahmen des Projektes auch klassische Speichermöglichkeiten angesehen. Neben der Energie-Effizienz sei natürlich auch die Wirtschaftlichkeit ein großes Thema.
Energie-Systeme zukunftssicher zu machen, sei ein ständiges Bestreben. Bei der Wasserkraft gelte es, einen Ausgleich zwischen Sommer und Winter zu schaffen. Dazu sollen Blockheizkraftwerke und Wasserstoff eingesetzt werden. In den Blockheizkraftwerken könnte neben Wärme auch Strom ausgekoppelt werden. Das mache auch mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit Sinn. Technisch sei man so weit, dass man sagen könne: „Das funktioniert!“, so Stadtwerke-Chef Kurt Woitischek, der beim Thema Blockheizkraftwerk auch die Kooperation mit der Brauerei Murau erwähnte.
Zur Wasserstoff-Technologie nahm Klaus Neumann (Energiecamp Holzwelt Murau) Stellung. Diese Technologie würde in Zukunft eine wichtige Säule in der Energieversorgung darstellen. In der Steiermark sei man in diesem Bereich an vorderster Front zu finden. Seiner Meinung nach sei die Umstellung auf alternative Energieträger und neue Technologien nicht ein „Entweder-oder sondern ein Sowohl-als-auch“. Das Thema Wasserstoff sei für die Region Murau geradezu ideal, weil hier die Voraussetzungen „super“ seien. Murau wäre demnach auch als Wasserstoff-Region in führender Position.
Zum Schluss zeigte Harald Kraxner noch vier Entwicklungsachsen auf. Beim Preisausgleich zwischen Sommer- und Winterstrom müsse die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, sagte er.

Energie-Fakten aus dem Bezirk Murau
Netz-Simulation: Murau hat mit 325 Tagen im Jahr bereits einen sehr hohen Eigenversorgungsgrad im Bereich Strom (100 Prozent aus erneuerbarer Energie). Ein künftiger Elektrolyseur zur Herstellung von Wasserstoff kann in der Region zu 100 Prozent erneuerbar hergestellt werden. Murau kann die künftig notwendige Elektrifizierung aller Sektoren durch den Ausbau der erneuerbaren Energie sichern. Eine 100-prozentige Abdeckung ist durch Integration von Speichersystemen aufgrund des hohen Stromüberschusses technisch möglich.
In Murau produzieren 89 Wasserkraftwerke 337 Mio kWh/Jahr, 6 Heizwerke mit Kraft-Wärme-Auskopplung mehr als 14 Mio. kWh, 45 Biomasse-Heizwerke rund 95 Mio. kWh und 10 Windkraftanlagen rund 60 Mio. kWh Strom im Jahr.

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