Das ungekürzte Straner-Interview: "Ich bin sehr, sehr traurig"

FOHNSDORF. Johann Straner wurde am 17. 11. 1958 in Baier-dorf bei Mariahof geboren. Damals ist noch eine Hebamme ins Haus gekommen. Öffentliche Bekanntheit erlangte er als Bürgermeister der Gemeinde Fohnsdorf, der er seit April 1998 als Gemeindeoberhaupt vorstand. Diese Zeit war von vielen positiven, aber auch von sehr negativen Ereignissen geprägt. Nachhaltig in Erinnerung blieb ein auf ihn im Jahr 2003 verübtes Schuss-Attentat, von dem er sich trotz seiner schweren Verletzungen überraschend schnell erholte. Schwer geschockt zeigte sich der bei den letzten Gemeinderatswahlen mit absoluter Mehrheit wiedergewählte Johann Straner nach dem Suizid seiner Lebensgefährtin, die ebenfalls im Dienst der Gemeinde Fohnsdorf stand. Eine Tragödie, mit der er bis zum heutigen Tag hadert. Das Geschehene quält seine Gedanken. Von Weihnachtsfrieden im Herzen keine Spur. Das Jahr 2015 war für Straner ein einziger Albtraum, aus dem er nur zwischenzeitig zu erwachen scheint. Dazwischen liegen Phasen tiefer Depression. Mithilfe einer Psychologin versucht Johann Straner, wieder in der Normalität Fuß zu fassen. Soweit das überhaupt noch möglich ist. Sein Leid ist in seinem Gesicht sichtbar. Wer Straner kennt, sieht die Veränderung. Ein Ende September wegen Amtsmissbrauch und Untreue angesetztes Gerichtsverfahren gegen ihn wurde aufgrund seines Gesundheitszustandes auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Der Murtaler Zeitung hat Johann Straner in einem Exklusiv-Interview erzählt, wie er diese Lebenskrise überwinden will.
Murtaler Zeitung: Wie geht es Ihnen zurzeit?
Johann Straner: Nicht besonders gut, weil ich nach wie vor sehr, sehr traurig bin und es sicher noch einige Zeit dauern wird, bis ich das überwunden habe. Mein Leben hat sich durch die Geschehnisse im heurigen Jahr total verändert, was mir auch gesundheitlich sehr zu schaffen macht.
MZ: Was hat Sie neben Ihrem privaten Schicksalsschlag noch bewegt?
Straner: Zum Beispiel, dass mein Abschiedsbrief als Bürgermeister nicht auf dem offiziellen Briefpapier der Gemeinde Fohnsdorf geschrieben werden durfte, weil dies vom neuen Amtsvorstand Dr. Clemens Achleitner strikt untersagt worden ist. Gernot Lobnig wurde am Samstag angelobt, am Montag habe ich den Brief auf die Gemeinde gebracht und gebeten, diesen auf dem Briefpapier der Gemeinde an die Bevölkerung zu senden. Das wurde mir verweigert, was mich menschlich sehr getroffen und enttäuscht hat.
MZ: Wie wurde der Brief dann an die Bevölkerung gesandt?
Straner: Auf dem Briefpapier der SPÖ-Fraktion Fohnsdorf mit mehr als zwei Wochen Verspätung.
MZ: Gegen Sie wurden und werden immer wieder Vorwürfe in Zusammenhang mit Ihrer Tätigkeit für die Gemeinde erhoben. Was sagen Sie zu den Forderungen im Zusammenhang mit den angeblichen Haftungen rund um die Causa ABC-Gruppe?
Straner: Es hat sich bestätigt, was ich immer gesagt habe. Nämlich, dass uns bzw. die Gemeinde Fohnsdorf, keine Schuld trifft. In der Wahl-Auseinandersetzung hat es dazu eine öffentliche Sondersitzung gegeben, die von der Opposition beantragt worden ist. Hier sind vor allem von den damaligen Gemeinderäten Kienzl/Kienzl und Zarfl die Aussagen gemacht worden, dass der Kläger im Besitz des Originals einer Garantieerklärung wäre, woraus der Gemeinde Schaden erwachsen würde. Das hat nicht nur mich, sondern vor allem meine damalige Lebensgefährtin sehr getroffen. In einer Tageszeitung wurde das Thema eine Zeit lang groß gespielt und ich in den Berichten kriminalisiert. Als dann alles zu meinen Gunsten bzw. zuguns-ten der Gemeinde ausgegangen ist, gab es dann nur eine kleine einspaltige Meldung darüber, dass die Klage zurückgezogen worden und vom Kläger auch ein Forderungsverzicht abgegeben worden ist. Diese Kriminalisierung hat sich letztendlich auch gegen meine Familie gerichtet, was aus meiner Sicht von den drei genannten Gemeinde-Mandataren und der Tageszeitung und der dort tätigen Redakteurin absolut verwerflich war, weil es dabei nur gegen meine Person gegangen ist.
MZ: Lassen wir die Vergangenheit ruhen. Was machen Sie derzeit und wie schaut die Zukunft aus?
Straner: Ich bin nach wie vor in psychologischer Behandlung. Gemeinsam mit meiner Psychotherapeutin versuche ich, das Ganze aufzuarbeiten. Unterstützt werde ich dabei großartig von meiner Familie, die mir hilft, wieder nach vorn zu schauen und eine Zukunftsperspektive zu entwickeln.
MZ: Es soll ja auch noch eine Gerichtsverhandlung gegen Sie geben. Die erste Hauptverhandlung in Leoben wurde ursprünglich am 29. September angesetzt. Es geht um insgesamt fünf Verdachtsfälle: Erlassen der Lustbarkeitsabgabe (Diesel-Kino), eine Zahlung in Zusammenhang mit dem Bau der Aqualux-Therme ohne Genehmigung der Aufsichtsbehörde, die Kredittilgung sowie ein Zuschuss für die Therme jeweils ohne Gemeinderatsbeschluss sowie der Vertrag zwischen Ihrem Arbeitgeber ÖBB und der Gemeinde und damit verbundene Zahlungen der Gemeinde ohne Gemeinderatsbeschlüssen.
Straner: Ja, das stimmt. Die Punkte sind bekannt. Der Gerichtsgutachter hat mir aber aufgrund meines Gesundheitszustandes bis Ende Jänner 2016 Verhandlungsuntauglichkeit attestiert. Ende Jänner erfolgt eine neue Begutachtung, ob ich verhandlungstauglich bin oder nicht.
MZ: Sind Sie es?
Straner: Aus meiner Sicht nicht. Mir geht es nach wie vor nicht gut, aber das muss der Gutachter entscheiden.
MZ: Bei der Hausübergabe in Wasendorf, Werkstraße 5, wurde einmal mehr die Wertschätzung sichtbar, die Sie nach wie vor in weiten Teilen der Bevölkerung genießen. Dr. Knitl hat Sie extra hervorgehoben. Was haben Sie dabei empfunden?
Straner: Das hat mich natürlich sehr gefreut. Wir haben da ja gemeinsam wirklich Herzeigbares für Fohnsdorf zustande gebracht.
MZ: Welches Verhältnis pflegen Sie mit Ihrem Nachfolger Gernot Lobnig?
Straner: Ein sehr gutes. Ich bin froh, dass er mein Nachfolger geworden ist. Der Gernot ist ein wirklich feiner Mensch.
MZ: Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen, dass Sie wenigstens während der Weihnachtsfeiertage Ihren inneren Seelenfrieden finden können.

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