Diplomatische Zwickmühle
Die Scheinheiligkeit unserer Haltung

Der Fall des Investigativ-Journalisten und WikiLeaks-Gründers Julian Assange stellt die westliche Wertegemeinschaft auf die Probe. | Foto: Regionalmedien Steiermark
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  • Der Fall des Investigativ-Journalisten und WikiLeaks-Gründers Julian Assange stellt die westliche Wertegemeinschaft auf die Probe.
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Kaum etwas spiegelt die scheinheilige Moral und die tatsächliche Einstellung zu den angeblichen Werten unserer westlichen Gesellschaft so deutlich wie der Fall des Journalisten und WikiLeaks-Gründers Julian Assange, der seit fünf Jahren in einem britischen Gefängnis einsitzt. Wegen der aufsehenerregenden und hochsensiblen Veröffentlichungen auf seiner Medienplattform droht ihm eine folgenschwere Auslieferung an die mit uns befreundeten USA. Die meisten europäischen Spitzen-Politiker und Journalisten sorgen in dieser Causa für ohrenbetäubendes Schweigen. Ganz anders als im Fall Alexei Nawalny. Auch wenn beide Fälle nicht unmittelbar miteinander zu vergleichen sind, so zeigt sich doch, wie unterschiedlich die politische und öffentliche Beurteilung ausfällt. Die Mitglieder des europäischen Befangenenchors wissen nicht so recht, welches Lied sie anstimmen sollen. Zu groß ist die Angst vor gröberen diplomatischen Verstimmungen zwischen Europa und den USA. Die Sichtweise und Meinung sowie die damit verbundenen Vorwürfe der Amerikaner zum Fall Assange sind klar und deutlich formuliert und zu respektieren. Als kleiner Provinz-Journalist will und kann ich sie auch nicht bewerten. Mich würde aber interessieren, wie unsere politischen Vertreter in der Europäischen Union die Sache sehen. Wenn ich mich nicht irre, teilen wir ja die gleichen Werte, oder? Die Antwort auf diese Frage sollte also nicht allzu schwer fallen. Auf Dauer können sich die europäischen Moralisten nicht hinter ihrer eigenen Scheinheiligkeit verstecken. Sie müssen Flagge zeigen.

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