"Es ist nicht einfach in einer Männerwelt"

Bürgermeisterin Eva Leitold hält die Zügel in Kobenz in der Hand. Foto: Verderber
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KOBENZ. Eva Leitold ist die einzige Bürgermeisterin des gesamten Bezirkes Murtal. Im Gespräch erzählt sie, welche Vorteile und Schwierigkeiten das mit sich bringt.

MZ: Sind Sie froh, dass Kobenz nicht von der Fusion betroffen war?
Eva Leitold: Sehr froh! Es war ein großer Wunsch von uns und ich habe darum gekämpft. Wir haben uns das als Erste getraut.

MZ: Wäre die Stadt Knittelfeld kein adäquater Partner gewesen?
Leitold: Wir sind eine Landgemeinde mit Charakter. Jeder kennt hier jeden und wir haben viele Vereine mit engagierten Helfern. In der Stadt geht es viel anonymer zu. Das wollten wir nicht.

MZ: War das der einzige Grund?

Leitold: Ja, das war alles.

MZ: Was gefällt Ihnen an Kobenz am besten?

Leitold: Der Zusammenhalt der Bürger.

MZ: Wo gibt es Aufholbedarf in Ihrer Gemeinde?
Leitold (überlegt lange): Da fällt mir spontan nichts ein, außer dass wir keine Arztstelle haben. Da bin ich permanent in Kontakt mit der Gebietskrankenkasse. Wir stehen auf der Warteliste.

MZ: Kobenz ist eine der wenigen Zuzugsgemeinden der Region - wie wollen Sie das halten?
Leitold: Da gibt es einige Pläne. Wir werden den Wohnbau forcieren, bis 2018 sollen 50 neue Wohneinheiten entstehen. Wir müssen aber auch unsere Kultur erhalten, das läuft vor allem über die vielen Vereine. Wir haben auch einen vollbesetzten Kindergarten und eine Volksschule - beide mit Nachmittagsbetreuung. Ein großer Vorteil sind auch die Fachschule und die Mehrzweckhalle. Die nötige Infrastruktur haben wir also. Bei uns ist alles da.

MZ: Zuletzt war eine Breitband-Initiative in Kobenz angekündigt - wie ist da der aktuelle Stand?
Leitold: Es ist am Laufen, dauert aber noch etwas. Ich will einen optimalen Ausbau, also die beste Technologie. Da gibt es neue Möglichkeiten.

MZ: Auch ein neuer Radweg ist im Gespräch ...
Leitold: Ja, das wird demnächst realisiert. Und zwar vom Ort bis zur Autobahnauffahrt. Wir haben auch eine Förderzusage des Landes.

MZ: Sie sind die einzige Bürgermeisterin des Bezirkes, warum gibt es so wenige Kolleginnen?
Leitold: Mit Beruf und Familie ist das einfach schwer vereinbar. Aber ich muss auch dazusagen: Ich habe ein hervorragendes Team im Gemeindeamt - da fällt es leichter.

MZ: Ist es als Frau in der Politik schwieriger oder hat das sogar seine Vorteile?
Leitold: Ich tue mir nicht schwer damit. Grundsätzlich ist es aber nicht so einfach in einer Männerwelt. Als Frau hat man den großen Vorteil, dass man nachfragen kann. Das ist ein Privileg der Frauen.

MZ: Ihre Gemeinde hat bislang noch keine Asylwerber aufgenommen. Bleibt das so?
Leitold: Ja, wir sind ein weißer Fleck. Wir haben keine freien Wohnungen und auch keine geeigneten Grundstücke. Von privaten Betreibern haben wir immer Absagen bekommen. Wir haben jedenfalls alles getan. Eine Herberge wird gerade geprüft, das könnte eventuell etwas werden.

MZ: Sie wären also nicht dagegen?
Leitold: Ich bin offen dafür, wir haben aber derzeit keine Kapazitäten.

MZ: Was halten Sie von der aktuellen Diskussion über eine Obergrenze?
Leitold: Die ist absolut richtig. Es kann nicht alles zulasten der Bevölkerung gehen.

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