Aus der Ukraine nach Neunkirchen
Der Krieg zerriss die Familie
BEZIRK NEUNKIRCHEN. Eine Familie ist nun in Sicherheit. Doch die Angst um die Schwester und die Mama im Kriegsgebiet bleibt.
"Als mir für das Interview mit der ukrainischen Flüchtlingsfamilie die Wohnungstür geöffnet wird, sage ich Danke. Danke, dass diese Familie mit uns über ihre traumatisierenden Erlebnisse spricht", schickt BezirksBlätter-Redakteur Thomas Santrucek voraus. Es gibt vieles aufzuarbeiten (mehr dazu an dieser Stelle).
Flucht war rasch beschlossen
"Wir saßen drei Tage im Keller.
Wir dachten nicht lange nach.
Wir wollten, dass unsere Kinder
eine Zukunft haben können."
Olga M.
Die dreifache Mutter Olga M. beginnt zu erzählen, während sich ihr Mann Mikheil dezent im Hintergrund hält. Die Familie zögerte nicht lange, die Flucht in den Westen anzutreten. Ihre Heimatstadt, die 760.000 Seelen-Metropole Zaporizzja, wurde massiv beschossen. "Wir saßen drei Tage im Keller. Wir dachten nicht lange nach. Wir wollten, dass unsere Kinder eine Zukunft haben können", so die 34-Jährige. Am 28. Februar ging es los. Die Flucht per Bahn führte am 1. März nach Lemberg, weiter nach Polen und über Umwege von Villach nach Neunkirchen.
Angehörige im Kriegsgebiet
Doch die Familie ist vom Krieg zerrissen worden. Einer von Olgas Schwestern gelang mit ihrer Familie die Flucht nach Belgien. "Unsere jüngere Schwester aber blieb bei unserer Mama", erzählt Olga. Die Zurückgebliebenen müssen sehr vorsichtig sein. Olga: "Sie gehen nur ins Haus, um zu duschen und um Nachrichten zu hören. Dann gehen sie sofort wieder in den Keller."
Der Wunsch auf Rückkehr
Die große Hoffnung in Österreich heißt die Zeit überbrücken, bis man in der Ukraine wieder leben kann. "Dort gibt es gar nichts; kein Haus, keine Arbeit. Wir wollen schauen, dass wir hier arbeiten. Und wenn zuhause wieder Ruhe einkehrt, wollen wir zurück in die Heimat", so Olga M. Zuhause war Olga Friseurin und Nagelstylistin. Ihr Mikheil arbeitete in der Produktion von Turnmatten mit. Sie hoffen auf Arbeit und auf Frieden zuhause.
Der Zufall wollte es, dass die BezirksBlätter mit der Bäcker-Dynastie von "Der Mann" in Wimpassing ins Gespräch kamen. Die Unternehmer spendeten bereitwillig reichlich Backwerk für die ukrainischen Flüchtlingsfamilien, die in Neunkirchen und Ternitz bereits betreut werden. "Das wurde noch am selben Tag verteilt", zeigt sich Günther Schneider dafür äußerst dankbar.
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