Im Extremfall
Neue Identität für die Opfer
BEZIRK NEUNKIRCHEN. Eskaliert ein Beziehungsstreit, kommt die Polizei. Die Fälle häuslicher Gewalt steigen seit Jahren kontinuierlich.
64 Betretungsverbote in 6 Monaten
Alleine in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden 64 Betretungsverbote ausgesprochen. "Im Juli waren es bisher acht. Rechnet man die Zahlen hoch, bewegen wir uns annähernd auf dem Niveau des Vorjahres. 2020 hatten wir 156 Betretungsverbote", berichtet Bezirkspolizeikommandant Oberstleutnant Johann Neumüller.
Das Instrument Fallkonferenz
Dem Polizeioffizier ist die Gewaltprävention in den eigenen vier Wänden ein Herzensanliegen. Das erklärt vielleicht auch, weshalb ausgerechnet der Bezirk Neunkirchen landesweit federführend bei der Durchführung sogenannter "Fallkonferenzen" ist. "Wir hatten heuer drei Fallkonferenz im ersten Halbjahr", so Neumüller. Was man sich darunter vorstellen kann? Neumüller: "Dabei werden von der Sicherheitbehörde – in diesem Fall die Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen – alle Organisationen, die mit einem Fall zu tun haben zusammengeholt, und es werden Wege gesucht, für mehr Schutz für das Opfer zu sorgen." Das kann im Extremfall soweit gehen, dass Opfer ihren Namen ändern (müssen), um sich mittels neuer Identität dem Angreifer zu entziehen. "Oft wird über das Frauenhaus-Netzwerk Opfer auch in Frauenhäuser in anderen Landesteilen untergebracht", weiß Neumüller.Gespräch mit TäterAllerdings wird versucht, zum Täter durchzudringen. Neumüller: "Denn ohne einer Verhaltensänderung des Täters wird es zu keiner Veränderung kommen." Von Jänner bis Juni wurden 36 Gespräche mit Tätern geführt. Wie einsichtig sie sich zeigen, sei sehr unterschiedlich.
Tipps der Polizei wenn die Lage eskaliert
- Nachbar als Partner: Spitzt sich die Lage zuhause zu, hilft es, wenn im Vorfeld mit dem Nachbarn ein Zeichen vereinbart wurde, damit er Hilfe alarmieren kann.
- Notfall-Handy verstecken: ein Wertkartenhandy verstecken, um den Notruf wählen zu können.
Gewaltschutzzentrum NÖ: ☎️ 02622/24300
Weißer Ring: ☎️ 0800 112 112
Frauenhelpline: ☎️ 0800 222 555
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