Es schien ihr, dass ihre Entscheidung der beste Weg war, um sich von ihren Schmerzen um den Verlust ihres Vaters zu befreien.
Abschied und Leidenschaft

- hochgeladen von Hui Yu
Text und Zeichnung von Yu Hui
Eines Abends, es war Anfang Herbst, vergilbte Blätter tanzten zu Boden und vereinigten sich mit der goldenen Abendsonne zu einem harmonischen Ganzen, da ging Hui eilig zu ihrer besten Freundin Mei. Deren Wohnung war nur 10 Minuten zu Fuß von Hui‘s Familie entfernt und so war sie leicht erreichbar. Sie wollte Abschied von Mei nehmen, denn Hui verließ in zwei Tagen ihre Heimatstadt, um nach Hainan zu gehen, eine sogenannte Entwicklungsstadt in China, um dort zu arbeiten.
Damals wurden akademisch ausgebildete junge Erwachsene von der chinesischen Regierung mobilisiert, um einen Beitrag zur Entwicklung dieser noch rückständigen Stadt zu leisten. Hui beschloss daher auch dazu beizutragen, hielt aber ihren Entschluss aus Angst sowohl vor ihrer Schule als auch vor ihrer Familie geheim, damit sie das nicht verhindern konnten. Aber Hui wollte Mei davon wissen lassen und benötigte auch ihre Hilfe, dass Mei ihrer Familie darüber berichtete, sobald Hui ihre Heimat verließ.
„Aber du hast doch vor Kurzem schon ein Jahr lang als Hilfslehrkraft auf dem Land gearbeitet. Eben bist du zwei Monate zu Hause und schon willst du wieder weg? Genügt dir dieses Erlebnis vom harten Leben noch nicht? Davor hast du keine Angst, dass du von deiner Schule entlassen wirst, wenn du dort arbeitest?“ Große Besorgnis spiegelten die großen dunklen Augen von Mei wider. Sie hielt diesen Beschluss für verrückt.
Mei war 2 Jahre älter als Hui. Verglichen mit der großen und dünnen Hui war Mei klein und prall. Sie war die Tischnachbarin von Hui in der zweiten Klasse Oberstufe. Mathematik war ein Fach, das Mei die meisten Kopfschmerzen bereitete. Daher half ihr Hui immer gerne dabei. Im Gegensatz zu ihrer Schwäche in Mathematik waren die Noten in Chinesisch und in Geschichte von Mei aber ausgezeichnet, was Hui sehr respektierte. Von damals an begann eine tiefe wahre Freundschaft zwischen den beiden Mädchen.
"In Hainan werde ich schnell einen Job finden. Wenn es nicht gut läuft, bin ich auch bereit, mich mit den Schwierigkeiten auseinanderzusetzen, um sie zu überwinden. Außerdem wurde ich als Hilfskraft auf dem Land gut darauf trainiert. Also mache dir bitte keine Sorgen um mich." "Hui tröstete Mei mit ihrer Zuversicht und war im Schwärmen von ihrem Ideal.
Nach ihrem Universitätsabschluss wurde Hui als Lehrerin einem Gymnasium in ihrer Heimatstadt zugeteilt. Zwei Jahre später trat die 22-jährige mit sozialem Engagement als jüngste Hilfskraft einem 16-köpfigen Team bei, um die Lehrkräfte in einem anderen Gymnasium zu verstärken. Dieses Gymnasium befand sich in einem sehr abgelegenen und armen Berggebiet, wo Hui sich einer große Herausforderung unterzogen hatte, indem sie jeden Tag zur Mahlzeit nur Kartoffeln oder Weiße Rüben mit Reis zu sich nahm und ganz selten Eier und Fleisch bekam. Aber glücklich und erfolgreich kehrte Hui mit für sie kostbaren Erlebnissen und Anerkennungen zurück.
Der offizielle Aufruf an die jungen Akademiker hatte Ihren Traum von einem anderen Beruf, der im Zusammenhang mit Kunst und Kultur steht, wiedererweckt. Tief in ihrem Herzen war verborgen, dass sie sich eigentlich lieber mit Kunst als mit Naturwissenschaften beschäftigen wollte. Sie hoffte bei dieser Gelegenheit ihren Beruf zu wechseln und in Hainan als Journalistin oder Bildredakteurin arbeiten zu können.
"Du kannst nicht etwas tun, das unrealistisch oder zu ideal ist, wodurch du viel verlieren wirst." Mei versuchte ihr Bestes, um Hui davon abzuraten, obwohl sie wusste, dass man die Füße ihrer Freundin sogar mit zehn Pferden nicht zurückziehen konnte, wenn sie sich für etwas entschieden hatte.
Meis Mutter war Militärärztin und ihr Vater war Armeekader. Ihre Familie wohnte mit den Familien ihrer Kollegen vom Militär zusammen in einem großen Hof, wo ihnen ein gemeinsames großes Badehaus mit Warmwasser zur Verfügung stand. In diesem geheizten Badehaus brauchte man nur den Wasserhahn aufzudrehen, dann fiel das Warmwasser stürmisch über seinen Körper. Dieses Vergnügen beim Baden hatten nicht alle. Die meisten mussten damals das selbst gekochte Wasser in eine Holzwanne geben, bis genug Warmwasser für ein Bad zusammengekommen war. Wohnungen hatten kein Badezimmer, sodass man sich in der Küche waschen musste, die man mindestens mit einem Nachbarn teilte, oder man konnte sich im eigenen Zimmer mit Wasser aus einer Schüssel reinigen. Deswegen war die Dusche im Badhaus luxuriös.
Mei versuchte immer so, als ob es ihr plötzlich eingefallen wäre, Hui zu ihrem Badhaus einzuladen: „Ich gehe heute Nachmittag ins Badehaus, willst du mitkommen?“ Wenn Hui zustimmte, wurde Mei sehr glücklich über die Annahme der Einladung, die erwies, dass Hui sie wirklich mochte und ihre Freundschaft schätzte. Mei kannte ihre Freundin gut, deren starkes Selbstwertgefühl kein Mitleid akzeptieren durfte. Im Badhaus half sie Hui immer tüchtig beim Rückenrubbeln mit dem Handtuch und Haartrocknen, wie eine eigene leibliche Schwester. Der Umgang mit Mei war für Hui so warm wie die Stimmung zuhause.
Bei diesem Gespräch gab Mei nach ein paar Runden mit Argumenten und Gegenargumenten ihre Anstrengung auf, dachte eine Weile nach und sagte: "Meine Mutter hat eine gute Beziehung zu einem ehemaligen Patienten, sie sind wie Schwester und Bruder. Ich nenne ihn Onkel Chen. Onkel Chen unterrichtet als Dozent an der Universität Hainan. Seine Frau ist Direktorin einer großen Textilfabrik. Sie haben drei Töchter. Du musst unbedingt zuerst zu ihm kommen. Mit seiner Hilfe wird für dich in Hainan alles viel leichter ablaufen".
Als Hui versprach, ihren Rat zu befolgen, war Mei erleichtert und forderte Hui jedoch auf, ihr jede Woche zu schreiben, damit Hui sie am Laufenden halten konnte.
Hui hatte nicht viel Kleidung einzupacken. In ihren Koffer legte sie einige wichtige Bewerbungsunterlagen, ein paar von ihrer Universität preisgekrönte Bilder mit deren Zertifikaten und einige von den in Stadtmagazinen veröffentliche Artikel und Illustrationen. In ihrer Tasche steckte ein Monatsgehalt, das sie gerade Ende August von ihrer Schule erhalten hatte, zusätzlich hat ihr Mei 200 Yuan geschenkt. Natürlich gehörte ein Zettel mit der Adresse von Onkel Chen, von Mei geschrieben, dazu.
Als Hui sich auf den Weg nach Hainan machte, regnete es sehr stark. Nicht mit dem Zug, sondern mit dem Schiff fuhr sie los, zweimal musste sie Umsteigen, um die sehr weit entfernte Inselstadt zu erreichen. Die Fahrt dauerte zwei Tage.
Es war das zweite Todesjahr von Hui‘s Vater. Die Blätter wechselten von grün zu gelb, verdorrten und fielen von den Bäumen, wie die endlose Traurigkeit in ihrem Herzen. Es schien ihr, dass ihre Entscheidung der beste Weg war, um sich von ihren Schmerzen um den Verlust ihres Vaters zu befreien.


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