Pflege und Politik in OÖ
2040 brauchen 125.000 Oberösterreicher Pflege
OÖ. Wie gut kümmert sich Oberösterreich um pflegebedürftige Mitbürger und das Pflegepersonal? Die BezirksRundschau hat vier Monate vor der Landtagswahl nachgefragt.
OÖ. Grundsätzlich führte die Pflege auf der Agenda der heimischen Parteien kein Nischendasein. Alleine in diesem Jahr wurden mehrere Reformschritte in diesem Bereich auf den Weg gebracht. Erst im März präsentierte Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) ein Modell zur Anstellung von pflegenden Angehörigen. „Mit der Anstellung pflegender Angehöriger soll ein Beitrag dazu geleistet werden, dass Menschen mit hohem Pflege- und Betreuungsbedarf gut im vertrauten Wohnumfeld bleiben können“, sagt Gerstorfer. Das Modell zielt auf Personen ab, die Vollzeit ihre Angehörigen pflegen und deshalb keiner Erwerbstätigkeit nachgehen können. Voraussetzung ist, dass die pflegenden Angehörigen eine Ausbildung zum Alltagsbetreuer, ein Berufsbild, das noch heuer gesetzlich verankert wird, absolvieren.
Mehr digital im Heim erleichtert die Arbeit
Mehr Digitalisierung soll zudem die Arbeit in den Alters- und Pflegeheimen vereinfachen. "Mit dem Abschluss der Pilotphase zur Deregulierung der Pflegedokumentation kann ab Herbst die Ausrollung in allen Heimen erfolgen. Benutzerfreundlicher und effizienter in der Anwendung kann die digitalisierte Dokumentation dazu beitragen, den Arbeitsdruck des Pflegepersonals zu verringern. Damit können rund 7.000 Pflegemitarbeiter in den oberösterreichischen Alten- und Pflegeheimen entlastet werden“, so Gerstorfer.
Unterstützung bei Demenz
Applaus bekam Gerstorfer für das Digital-Projekt sogar vom politischen Mitbewerber, wenn auch mit kritischem Unterton: „Schritt für Schritt werden unsere Vorschläge für Bürokratieabbau und Vereinfachung von Arbeitsabläufen der Realisierung zugeführt“, sagt ÖVP-Landesgeschäftsführer und Sozialsprecher Wolfgang Hattmannsdorfer. Und weiter: „Angesichts des hohen Zusatzbedarfs an Personal für den Pflegesektor müssen wir alles unternehmen, um das Personal von unnötiger Bürokratie zu entlasten sowie das berufliche Umfeld und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.“
Verbessern will Hattmannsdorfer auch die Angebote für Demenzpatienten, zumal die Anzahl derer bis ins Jahr 2050 auf 48.000 Personen ansteigen könnte. „Wir fordern eine Demenz-Strategie für ganz Oberösterreich und in diesem Zuge auch die Einrichtung von Demenz-Stationen in den Bezirken.“
Tausende zusätzliche Pflegekräfte gebraucht
Die Zahlen sprechen nicht nur im Demenz-Bereich eine klare Sprache, denn: Insgesamt gibt es in OÖ derzeit 86.000 Pflegebedürftige. Bis zum Jahr 2040 wird sich diese Zahl auf mehr als 125.000 Personen erhöhen. Damit steigt auch der Bedarf an Pflegepersonal. Sozial-Landesrätin Gerstorfer verweist diesbezüglich auf die Verdoppelung der Ausbildungsplätze für Pflegeberufe, das Fachkräftestipendium zur Existenzsicherung und den Lehrgang „Junge Pflege“, bei dem Jugendliche nach der Pflichtschule in die Ausbildung einsteigen können. Mit diesen Maßnahmen hofft man die Pflegekräftelücke – bis 2025 braucht OÖ 1.600 zusätzliche Pflegekräfte – nicht allzu groß werden zu lassen.
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