Land sieht "drastische Überreaktion"
Aktion Tagesmütter OÖ schließt Teilbereich – 480 Kinder betroffen

- 480 Kinder in Oberösterreich könnten bald ohne Tagesmutter dastehen.
- Foto: IgorVetushko/PantherMedia
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Die Aktion Tagesmütter OÖ schließt den Teilbereich der "Tageseltern zu Hause". Betroffen sind 108 Tagesmütter und neun Verwaltungsangestellte – 480 Kinder können nicht mehr betreut werden, heißt es in einer Presseaussendung. Die betroffenen Mitarbeiterinnen seien bereits beim Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet worden. Vonseiten des Landes kommt Kritik an diesem Schritt der Aktion Tagesmütter OÖ. Man habe die Förderungen zuletzt massiv erhöht, heißt es. Auch eine Prüfung des Vereins wurde angeordnet.
OÖ. Auslöser der Misere ist die Gratis-Betreuung in den Krabbelstuben bis 13 Uhr, die das Land mit 1. September 2024 einführt. Da im Rahmen dieser Neuerung "die Finanzierung von Tageseltern zu Hause nicht ausreichend berücksichtigt" wurde, sei eine kostendeckende Weiterführung dieses Teilbereiches nicht mehr möglich, sagt Jasmine Chansri, Vorsitzende des Vereines Aktion Tagesmütter OÖ. Man hoffe zwar noch auf Gespräche mit den zuständigen Stellen des Landes, habe aber bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, dass der Teilbereich "Tagesmütter zu Hause" so nicht fortführbar sei. Schuld sei die Tarifordnung des Landes, die seit 1. April 2024 gelte, so Chansri.
Land kündigt Prüfung – will Kinder bei anderen Vereinen unterbringen
Gänzlich anders blickt das Land OÖ und konkret die zuständige Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) auf das Problem: Man sei über den Schritt der Aktion Tagesmütter "verwundert", dieser sei eine "drastische Überreaktion", da heuer bereits 1,5 Millionen Euro an Fördergeldern an den Verein ausbezahlt wurden. Die vom Verein kritisierte Tarifverordnung sei zudem im Vorfeld gemeinsam mit dem oö. Landesverband für Tagesmütter abgestimmt worden und bringe Finanzierungssicherheit für die Vereine. "Deshalb werden wir in diesem Fall genauer hinschauen. Die Bildungsdirektion als Aufsichtsbehörde hat eine Prüfung des Vereins durch externe Sachverständige angeordnet“, so Haberlander. Von Seiten des Landes wird außerdem mit den bestehenden Trägern Kontakt aufgenommen, um die Übernahme einzelner Tagesmütter zu prüfen.
Gemeindebund: "Verträge sind einzuhalten"
Verwundert über den Schritt der Aktion Tagesmütter OÖ zeigt sich auch Gemeindebundpräsident Christian Mader (ÖVP): "Die 'Aktion Tagesmütter' hat bestehende Betreuungsverträge einzuhalten. Die Gemeinden sind Ansprechpartner und Hilfesteller für die betroffenen Eltern und ihre Kinder. Meine Botschaft an die betroffenen Eltern ist, bei Bedarf jedenfalls mit dem jeweiligen Bürgermeister in Kontakt zu treten, um individuelle Lösungen zu erarbeiten."
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