Debitcard für 700 Asylwerber
Sachleistungskarte kommt jetzt im Zentralraum
- Rotes Kreuz-Direktor Märzinger, Volkshilfe-Geschäftsführerin Chansri, Caritas-Vorstandsmitglied Huber und Landesrat Dörfel (v. l.) präsentierten die nächsten Ausbauschritte der Sachleistungskarte für Asylwerber.
- Foto: Land OÖ/Guggenberger
- hochgeladen von Ingo Till
Das Land OÖ rollt die umstrittene Sachleistungskarte für Asylwerber:innen nach dem Pilotbetrieb in der Region Steyr nun im Zentralraum aus.
OÖ. Rund 300 Personen in der Pilotregion Steyr nutzen sie schon, 700 weitere im Zentralraum bekommen Mitte November eine: Die Sachleistungskarte für Asylwerbende in Grundversorgung. Vorstellen kann man sich das wie eine normale Debitkarte mit Einschränkungen bei Glücksspielen, Internetpornografie oder Auslandsüberweisungen. Abheben können die Besitzer der Karte nur die 40 Euro im Monat an Taschengeld, die sie auch vorher schon Bar auf die Hand bekommen haben.
„Die oö. Sachleistungskarte ist ein Erfolgsprojekt: Wir bekämpfen damit den Missbrauch von Sozialleistungen und vereinfachen das System in der Unterbringung von Asylwerbern. Mit der Ausrollung auf den Zentralraum Linz und Linz-Land erfolgt mit Mitte November der nächste Schritt. Damit kommen wir unserem Ziel einer flächendeckenden Ausrollung in Oberösterreich einen Schritt näher“,
so Integrations-Landesrat Christian Dörfel (ÖVP).
Eckdaten zur Sachleistungskarte:
- Die OÖ-Sachleistungskarte ist eine guthabenbasierte Debitkarte auf VISA-Basis des Anbieters Social Card, monatlich können max. 40 Euro in bar abgehoben werden.
- Auf die Karte wird ein Verpflegungsgeld (7 Euro pro Tag) sowie Schulgeld (max. 100 Euro pro Schulsemester) und ein Taschengeld für Unter-3-Jährige (20 Euro pro Monat) gebucht.
- Leistungen für Minderjährige (bis 18) werden den Eltern zusätzlich auf die Karte gebucht.
- Die Karte ist regional auf Österreich beschränkt, gewisse Branchen wie Glücksspiel, Pornografie oder Crypto sowie Auslandsüberweisungen sind ausgeschlossen.
Vorerst bekommen nur jene eine Bezahlkarte, die in den Quartieren von Caritas, Volkshilfe oder Rotem Kreuz wohnen. Im Februar wird das System auf Asylwerbende in privater Unterbringung ausgeweitet.
- Die Sachleistungskarte verhindere Missbrauch und vereinfache das System, betont Integrations-Landesrat Dörfel.
- Foto: Land OÖ/Guggenberger
- hochgeladen von Ingo Till
Jasmine Chansri, Geschäftsführerin der Volkshilfe Oberösterreich, erläutert die ersten Erfahrungen mit der Karte im Pilotbetrieb:
„Es ist kein Geheimnis, dass wir als Volkshilfe Oberösterreich einer reinen Sachleistungskarte skeptisch gegenüberstanden, da es auch weiterhin Geldleistungen braucht. Nachdem auf unsere Initiative hin mit der Karte Bargeldbehebungen bis zu 40 Euro im Monat möglich sind, waren wir bei der Pilotphase mit einer Unterkunft in Steyr dabei. Bei der Umsetzung ist es zu keinen namhaften Auffälligkeiten und Problemen gekommen, wir sind daher bei der Ausrollung des Projektes mit 17 weiteren Unterkünften in Linz und Linz-Land dabei.“
Rotes Kreuz OÖ-Direktor Thomas Märzinger ergänzt:
„Die erste Pilotphase im Raum Steyr konnte gut in die Praxis umgesetzt werden. Dank der guten Zusammenarbeit im Projektteam, fanden wir für jedes kleine Problem eine passende Lösung. Jetzt freuen wir uns, den Pilotbetrieb in den Bezirken Linz und Linz Land mit rund 200 zusätzlichen Personen in der Grundversorgung zu unterstützen. Die von uns erwarteten Verwaltungsvereinfachungen und der Sicherheitsaspekt, insbesondere bei Bargeldauszahlungen, haben sich bewährt.“
Marion Huber, Vorstandsmitglied Caritas Oberösterreich, kündigt die Ausgabe der ersten Karten mit Ende dieser Woche an:
„Für jene Asylsuchende, die bisher nicht über ein eigenes Bankkonto verfügt haben, kann sich die Karte als Erleichterung erweisen. Die Möglichkeit eines Barbehebungsbetrages ist zentral, um einige für die Zielgruppe typische Einkaufsmöglichkeiten, z.B. Flohmärkte, zu erleichtern. Auch für Ausgaben im Schulbereich braucht es immer wieder Bargeld (Kopiergeld, Ausflüge, Exkursionen u.ä.).“
Bis Ende 2025 bis zu 3.500 Karten im Umlauf
Mit den weiteren Ausbauschritten Zentralraum und Privatverzug werden in Summe knapp 1.100 Personen, also mehr als jeder dritte Leistungsempfänger, ihre Grundversorgungsleistungen bereits über die Sachleistungskarte erhalten. Diese Umstellung soll schrittweise auch eine Vereinfachung im System und eine leichtere Abwicklung für die NGOs bringen. Bis Ende 2025 werden voraussichtlich 3.000 bis 3.500 Karten im Umlauf sein. Derzeit sind in Oberösterreich gut 3.900 Personen In Grundversorgung.
Aktuelle Nachrichten aus Oberösterreich auf
Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.