Im Test
App gegen Lebensmittelverschwendung hat uns im Pongau überzeugt
Lebensmittel nicht wegwerfen, sondern vor der Mülltonne retten: Das verspricht die Smartphone-App "Too Good To Go". Mittlerweile sind auch einige Pongauer Betriebe als Partner vertreten, wir haben die App im eigenen Bezirk einem Test unterzogen.
PONGAU. Zahlreiche Betriebe und Supermärkte sind bereits Partner von "Too Good To Go" – einer Smartphone-App, die gegen Lebensmittelverschwendung ankämpfen will. Doch was steckt dahinter? Funktioniert dieses Angebot nur in städtischen Gebieten oder kann es auch im ländlichen Raum überzeugen? Wir haben die App im Pongau getestet.
Was ist "Too Good To Go"?
Über das Smartphone kann "Too Good To Go" als kostenlose Applikation heruntergeladen werden. In der App werden nahe des eigenen Standortes Supermärkte, Lebensmittelhändler oder Restaurants angezeigt, die ihre Waren am Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums günstig anbieten. So können Pakete mit den "Restbeständen" des Tages um ein Drittel des Originalpreises erstanden werden. Wie der Name der App verrät, will diese die Verschwendung von Lebensmitteln bekämpfen: Produkte, die zu gut sind, um weggeworfen zu werden, können so vor der Mülltonne "gerettet" werden und für die teilnehmenden Betriebe sogar noch Umsatz bringen.
Einkaufen mit Überraschungseffekt
Bei Supermärkten kann man oft zwischen klassischen und vegetarischen Mischpaketen unterscheiden. Als Käufer weiß man aber dennoch vorher nicht genau, was man bekommt – je nachdem, was am jeweiligen Tag übrig bleibt, wird in die Sackerl gepackt. So kommt man unter Umständen an Produkte, die man sonst nicht kaufen würde, und kann neue Rezepte ausprobieren. Es ist dabei aber freilich nicht ausgeschlossen, Produkte zu erwischen, die man nicht mag.
"Wir werfen weniger weg"
Die Hotelkette harry's home ist an all ihren Standorten in der App vertreten, seit Mitte Jänner auch am neuen Standort Bischofshofen, berichtet Managerin Sandra Weichhart:
"Wir sind sehr zufrieden, das Angebot wird sehr gut angenommen. Bei uns gibt es jeden Tag ein Frühstückssackerl und das wird eigentlich täglich abgeholt. Wir müssen seitdem viel weniger wegwerfen, gerade was das Gebäck betrifft."
– Sandra Weichhart (Operations Manager harry's home Bischofshofen)
Am Standort Bischofshofen will man das Frühstück so regional wie möglich einkaufen: "Die Eier sind zum Beispiel von einem Biobauern aus St. Johann", berichtet Weichhart. Pro Sackerl, das harry's home um 3,99 Euro bei einem Mindestwarenwert von zwölf Euro verkauft, geht knapp ein Drittel als Vermittlungsprovision an die App-Erfinder. Für Unternehmen ist ein Mitgliedsbeitrag von 49 Euro pro Jahr zu entrichten, dieser wird aber mit den Provisionen gegengerechnet. Den Unternehmen bleibt damit trotzdem noch ein Umsatz für Produkte, die ansonsten weggeworfen werden müssten.
Viel Obst und Gemüse
Bei Eurospar in Bischofshofen werden täglich fünf Sackerl angeboten, fast immer werden diese abgeholt. "Manchmal könnten es sogar noch mehr sein. Gerade beim Obst, Gemüse und Gebäck bleibt täglich was übrig", sagt uns Frau Taranoglu, die auch verrät: "Fleisch ist aufgrund der Begrenzung von 15 Euro Warenwert pro Sackerl seltener dabei, weil etwa bei einem Lungenbraten dann nichts anderes mehr ins Sackerl dürfte."
Auch bei Hofer in Radstadt werden die Sackerl regelmäßig gekauft und abgeholt. Die stellvertretende Filialleitung gab uns einen Denkanstoß mit, denn: "Alles, was an 'Too Good To Go' abgegeben wird, wird automatisch von den Spenden an den gemeinnützigen Verein 'Rollende Herzen' abgezogen. Das heißt, die Spenden werden somit gekürzt." Außerdem würde sie sich eine Möglichkeit für Senioren ohne Handy wünschen.
Unser Fazit: viele Vorteile, einige Nachteile
Der Testversuch von MeinBezirk.at und den BezirksBlättern Pongau hat jedenfalls überzeugt: Wählt man ein verfügbares Angebot aus der Liste, kann dieses sofort reserviert und bezahlt werden (Kreditkarte, Paypal, Klarna). Nach erfolgreicher Zahlung erhält man eine Bestätigung, mit der man im vorgegebenen Zeitfenster – meist abends – seine Bestellung abholen kann. Der Grundgedanke der App, die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren, funktioniert gut. Auch der günstige Einkauf kann Menschen mit knapper Kasse sicherlich entgegenkommen. Bei unserem Test hat vor allem die Menge an Produkten beim Preis-Leistungs-Verhältnis positiv überrascht.
Man muss aber schnell sein, oft sind die Pakete rasch ausverkauft. Nachteil ist, dass man insbesondere bei Mischpaketen von Supermärkten keinen Einfluss auf die Auswahl und die Qualität der Produkte hat. Beispielsweise kann man bei Fleisch Bioware mit Ama-Gütesiegel oder aber auch nicht zertifizierte Produkte erwischen. Weil man nur mittels Online-Zahlung einkaufen kann, sind Menschen ohne Smartphone und E-Banking-Zugang (oft sind das ältere Menschen) vom Angebot praktisch ausgeschlossen.
Pongauer Betriebe und Supermärkte bei "Too Good To Go"
Im Pongau sind derzeit folgende Betriebe bei "Too Good To Go" gelistet:
- Bäckerei-Konditorei Steinbauer Wagrain
- Hotel harry's home in Bischofshofen
- Eurospar- und Spar-Filialen im Gasteinertal, in Bischofshofen, Schwarzach und St. Johann
- Baguette-Bistro-Filialen in Bad Hofgastein und St. Martin am Tennengebirge
- Hofer-Filiale in Radstadt
- Kika-Restaurant in St. Johann
Nicht immer täglich, aber doch regelmäßig werden hier Angebote gelistet und können direkt in der App reserviert werden.
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