Streit in Gemeinde
Werfenwenger Politik zürnt wegen Hotelprojekt
"Zu groß für den kleinen Ort", nennt die Opposition in Werfenweng die geplante Hotelanlage im Ortszentrum. Das Großprojekt mit 330 Betten sorgte für Unmut in der Gemeindevertretung.
UPDATE: Jetzt trat die gesamte Opposition in Werfenweng zurück
WERFENWENG. Nach der Abstimmung über die Flächenumwidmung brodelt die Stimmung in der Gemeindestube von Werfenweng: Die ÖVP will ein Millionenprojekt mit zwei Hotels samt Tiefgarage und zehn Chalets im Zentrum durchsetzen. FPÖ und Heimatliste stimmten dagegen, weil die Bürger nicht ausreichend einbezogen worden seien. Im Herbst soll bereits am Projekt "Hochthron Neu" gebaut werden.
Parkplatzsituation war Ausgangspunkt
Ursprung des Projektes waren fehlende Parkplätze im Ort. Weil Parkflächen vor dem Ort nicht genützt würden, blieb lediglich eine Option für eine Tiefgarage im Zentrum. Im Zuge dessen soll nun ein Großkomplex mit zwei Hotels, zehn Chalets, Tiefgarage, Gastronomie und Geschäften entstehen. Insgesamt sind 330 Betten geplant. Von den 300 Parkplätzen in der mehrstöckigen Garage sind 90 für die Öffentlichkeit angedacht. Als weiteren Mehrwert für die Bürger nennt man ein Café und ein Restaurant sowie einen neu geplanten Nahversorger und Lebensmittelmarkt. Ein neuer Dorftreffpunkt mit Flaniermeilen soll in der verlängerten Begegnungszone entstehen.
Kritik: "Gebäude zu hoch"
Die ÖVP winkte die Flächenumwidmung gegen die Stimmen von FPÖ und Heimatliste durch. Die Oppositionsparteien stoßen sich an den Chalets und an der Gebäudehöhe. "Erstens gibt es schon einen Chalet-Betreiber im Ort, unserer Meinung nach brauchen wir keinen weiteren. Zweitens ist der Baukomplex viel zu groß", sagt Martin Rainer (Heimatliste).
"Laut räumlichem Entwicklungskonzept sind drei Geschosse plus Dachgeschoss mit punktuellen Höherzonierungen vorgesehen. Beide Hotels reichen aber weit über die dreieinhalb Geschosse."
– Martin Rainer (Heimatliste Werfenweng)
"Werden behandelt wie in einer Diktatur"
Die FPÖ hatte – zunächst mit Formfehler, später formal korrekt – einen dringlichen Antrag für eine Bürgerbefragung eingebracht, den die ÖVP abgelehnt hat. "Ich bin erstaunt und verärgert, dass die ÖVP einen Dringlichkeitsantrag für eine Bürgerbefragung ablehnt, mit der Begründung, es sei nicht dringlich", sagt Vize-Bgm. David Rettensteiner (FPÖ). Er verließ aus Protest gar die Sitzung: "Wie mit der Opposition umgegangen wird, ist wie in einer Diktatur. Es ist erbärmlich, dass ein Antrag auf Bürgerbefragung gar nicht diskutiert, sondern direkt abgelehnt wird."
Abstimmung komme zu spät
"Die anderen Fraktionen hätten längst eine Bürgerabstimmung fordern können. Jetzt ist das Projekt für eine Ja-Nein-Abstimmung zu weit fortgeschritten. Es ist derart komplex, dass man nicht über einzelne Teile abstimmen kann", entgegnet Bürgermeister Peter Brandauer (ÖVP). Er attestiert der FPÖ, eine Show zu inszenieren: "Nach dem Formfehler hat die FPÖ sechs Wochen lang keinen Antrag vorbereitet, sondern wieder einen dringlichen Antrag gestellt. Sie hätte das als Tagesordnungspunkt normal einbringen können, dann hätte man das diskutieren können. Das hat nach einer Show gerochen, die Mehrheitsfraktion hat hier nicht mitgespielt."
Diskussion um ausreichend Bürgerbeteiligung
Laut Brandauer seien die Bürger durchaus eingebunden worden: "Es gab bereits 2013 beim räumlichen Entwicklunskonzept eine Entscheidung zugunsten einer touristischen Nutzung, in die auch die Bürger involviert waren. Dieser Beschluss fiel damals einstimmig in der Gemeinde. Wir hatten auch eine professionelle Bürgerinformation per Online-Konferenz zum Projekt." Das sieht die Opposition anders: "Es gab eine einzige, sehr schwache Online-Präsentation, bei der der Bildschirm zum Teil schwarz war", entgegnet Rettensteiner:
"Das Projekt verändert den Ortskern – nicht nur ins Negative. Ich stehe hinter der Tiefgarage und dem Hotel, aber nicht in dieser Bauhöhe und dieser Größenordnung. Es muss kein Palast sein."
– Vize-Bgm. David Rettensteiner (FPÖ)
Diese Dichte sei heute notwendig
Brandauer kennt zum Projekt verschiedene Meinungen, ortet die meisten Kritiker aber in der Gemeindevertretung:
"Das Chalet-Thema sorgt natürlich für Diskussionen. Dass der ganze Ort in Aufruhr ist, diesen Eindruck habe ich aber nicht."
– Bürgermeister Peter Brandauer (ÖVP)
Im Ortszentrum sei diese Dichte zu rechtfertigen, aus heutiger Sicht sogar notwendig: „Es gibt ein Umdenken in Richtung Grundsparen, deshalb muss auch verdichtet werden. Dieses Projekt ist aber nicht annähernd so verdichtet wie beim bestehenden Travel Charme Hotel", sagt Brandauer.
"Messen uns nicht mit Obertauern oder Flachau"
Laut Rainer bekomme der Bürgermeister zu wenig Kritik mit: „Wir haben den Eindruck, die Befürworter gehen zum Bürgermeister, die Kritiker kommen zur Heimatliste oder zur FPÖ. Wir bekommen auch positive Rückmeldungen, aber vor allem viel Negatives, das offenbar nicht zum Bürgermeister durchdringt." Brandauer ist sich der Gratwanderung bewusst, bekennt sich aber zum Tourismus:
"Wir messen uns nicht mit Obertauern oder Flachau, aber auch nicht mit Orten ohne Tourismus."
– Bürgermeister Peter Brandauer (ÖVP)
Mittlerweile ist der Beschluss gefasst und das Projekt eingereicht. Brandauer geht davon aus, dass die Landesregierung ihre Genehmigung erteilt und im Herbst mit dem Bau gestartet werden kann. Nach internen Abstimmungen wollen Heimatliste und FPÖ weitere Schritte überlegen.
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