Bräuche rund um Advent und Weihnachten
Franz Gumpenberger: „Bräuche leben erst vom Menschen, man muss sie leben.“
ROHRBACH (alho). „Wenn ich einen Brauch nur ausübe, weil es Brauch ist, ist es ein toter Brauch“, ist Franz Gumpenberger überzeugt. Von Kindheit an interessierte sich Gumpenberger für Brauchtum und Überlieferungen und die Entwicklung des Landlebens. Gumpenberger wurde dafür vom Land Oberösterreich der Titel „Konsulent für Heimatpflege und Volkskultur“ verliehen. „Ursprünglich hatten die Bräuche eine religiöse oder kultische Bedeutung. Einzelne wurden später umgedeutet", sagt er. "Bräuche kommt von brauchen und sie fallen nicht vom Himmel. Bräuche muss man leben, sie brauchen Gemeinschaften, die sie pflegen."
Kerzen nicht nur Zeitmesser
Bei der Frage nach Bräuchen rund um die Weihnachtszeit braucht der 70-jährige Heimatkundler nicht lange zu überlegen. Er nennt allen voran den Adventkranz. Jeder einzelnen Kerze wird eine zusätzliche Bedeutung zugemessen. Sie sind nicht nur "Zeitmesser". „Wofür können die einzelnen Kerzen brennen? Die erste Kerze etwa für mich, für Persönliches. Die zweite Kerze für einen Menschen, mit dem ich zusammenlebe oder viel zu tun habe. Die dritte Kerze brennt für die Umwelt, in der wir leben. Es gilt, die Welt nicht zu verprassen und entsprechend weiterzugeben. Die vierte Kerze kann ich für Verstorbene anzünden. Das kann jemand sein aus dem Bekanntenkreis oder Personen, an die niemand denkt.“ Leider sind laut Gumpenberger einzelne Bräuche ins Wirtschaftliche abgeglitten. Strikt wehrt er sich gegen Bräuche, die von woanders stammen, wie etwa der Perchtenlauf.
„Viele Bräuche stammen aus einer bestimmten Angst vor bösen Geistern. Diese zu vertreiben oder unschädlich zu machen war vielfach der Zweck, etwa durch Ausräuchern der Wohnung am Heiligen Abend, zu Silvester oder am Dreikönigstag.“ Gerade die Advent- und Weihnachtszeit sind sehr brauchtumsträchtige Zeiten. Neben dem Adventkranz sind Barbarazweige, der Nikolaus und natürlich das Weihnachtsfest mit entsprechenden Ritualen und Symbolen versehen. Im Herbergsingen sieht er einen Brauch, der in verschiedenen Pfarren seit einiger Zeit wiederbelebt wird. „Die zwei größten Feste der katholischen Kirche sind zwei Nächte: Nämlich die Osternacht und der Heilige Abend.“
Baumholen als Zeremonie
Eine regelrechte Zeremonie war laut Gumpenberger früher das Christbaumholen. Er schmunzelt bei der Ergänzung: „oftmals nicht nur aus dem eigenen Wald." Der Christbaum hat heute durch das Friedenslicht noch mehr Bedeutung bekommen. Selbstverständlich hat der Christbaumschmuck immer die Epoche der Zeit widergespiegelt. Äpfel, Nüsse usw., später Glasschmuck. "Nach wie vor ist der Christbaumschmuck der Mode unterworfen. Bei der Ausstattung des Christbaumes kann so mancher seinen Kunstsinn verwirklichen. Es gibt keine Vorschriften.“
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