Architekturfrührühling in Haslach

"Ortskern muss als Sozialraum ernsthaft wahrgenommen werden"

Positive Beispiele für die Ortsbelebung vor den Vorhang holen und Betroffene und Akteure zum Weiterdenken und Handeln zu motivieren. Das gelang Architekt Josef Schütz und den Beteiligten beim 23. Architekturfrühling „Der Ortskern.Kern der Sache“ in Haslach.

HASLACH, BEZIRK ROHRBACH. „Wenn schon die eigenen Kinder dazu beitragen, dass Leerstände im Ort wiederbelebt werden, wie aktuell in meiner eigenen Familie, motiviert das besonders“, so Josef Schütz bei der Eröffnung. „Auch wenn es manches Mal schon zach ist“, gesteht er. Schon bei seiner Diplomarbeit 1985 beschäftigte er sich mit dem Thema Ortskern und ist „drangeblieben“. Seit mehr als 30 Jahren werden vom Architekturbüro Arkade kontinuierlich Projekte zum Thema Ortskernbelebung realisiert. Bei einem Ortsrundgang wurden vielfältige Einblicke geboten – inklusive Ortskernpanorama von der Kirchturmgalerie. Best Practice Beispiele in Haslach wie das TUK-Vonwiller, das Pfarrzentrum, das Primärversorgungszentrum und Wohn- und Bürogebäude wurden vorgestellt.

Ortskernbelebung gegen Bodenversiegelung

Um das beim Bodenschutzgipfel im Herbst 2021 gesetzte Langzeitziel, den Bodenverbrauch auf täglich 2,5 Hektar zu begrenzen – aktuell werden 11,5 Hektar asphaltiert, bebaut und versiegelt – müsse man sich verstärkt der Belebung der Ortskern und der Leerstände annehmen. So eine Erkenntnis der Gesprächsrunde mit Christian Hofmann vom Bezirksbauamt Südweststeiermark, Thomas Rockenschaub von der Abteilung Raumordnung des Landes OÖ, Robert Kornhuber vom Bezirksbauamt Wels, Uli Böker vom Verein LandLuft, Architekt Simon Speigner von den sps architekten und Georg Wilbertz, Architekturkritiker, sowie des zuvor gezeigten Filmes „Stadt Land Boden im Adlerkino.“ Dies erfordere in Zukunft „mehr Kommunikation auf Augenhöhe zwischen allen Beteiligten, um entsprechende Kompetenzen zuzuteilen“, wie Moderator Tobias Hagleitner zusammenfasste. „Ortskerne müssen in Zukunft als Sozialraum ernsthaft wahrgenommen werden", so Architekt Simon Spenger in seinem Schlussstatement.

Politik ist gefordert

Besonders gefordert sei die Politik. Notwendig seien entsprechende „Leerstandsförderungen“ und außerdem müssen Baugründe und Wohnungen im Ort attraktiver gemacht werden als „auf der grünen Wiese.“ „Menschen inspirieren, mit guten Beispielen zur Ortskernbelebung, will Uli Böker vom Verein LandLuft. So wie es Architekt Simon Speigner und Josef Six, Altbürgermeister von Vöcklamarkt bei ihrem Abschlussvortrag versuchten. Dort wurde 2022 ein Gemeindezentrum plus Haus der Gesundheit eröffnet. Aus Leerstand wurde ein lebendiges Zentrum. Es wird noch vieler „Possibilisten“ bedürfen „ausgestattet mit kollektiven Lösungsbegabungen“, die mit Nachdruck an nachhaltigen Lösungen arbeiten, wie es Markus Hengstschläger in seinem Eröffnungsvortrag zum Thema „Lösungen-Begabung“ betonte, die „in Bewegung bleiben und offen durch die Welt gehen.“ „Dranbleiben sonst wird´s nichts“, ruft Architekt Josef Schütz im Abschlussstatement auf. Da will er im kommenden Jahr zum 24. Architekturfrühling in Haslach einladen.