Orthopädieschuhmacher
"Beruf hat sich im Lauf der Zeit stark verändert"

Orthopädieschuhmacher stellen in der Werkstatt orthopädische Maßschuhe nach Kundenwunsch her. Auch Einlagen, Zurichtungen von Konfektionsschuhen oder Reparaturen gehören zum Aufgabengebiet. | Foto: Führlinger
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  • Orthopädieschuhmacher stellen in der Werkstatt orthopädische Maßschuhe nach Kundenwunsch her. Auch Einlagen, Zurichtungen von Konfektionsschuhen oder Reparaturen gehören zum Aufgabengebiet.
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Erst vor wenigen Wochen legte die Niederwaldkirchnerin Veronika Hofer die Meisterprüfung als Orthopädieschuhmacherin ab. Im Interview erzählt sie von ihrem spannenden Lehrberuf.

NIEDERWALDKIRCHEN, OBERNEUKIRCHEN. So selten ist das Handwerk des Orthopädieschuhmachers inzwischen, dass nur alle drei Jahre eine Meisterprüfung für ganz Österreich stattfindet. Diese absolvierte Veronika Hofer Ende August mit Erfolg. Die Niederwaldkirchnerin arbeitet bei der Firma Führlinger in Oberneukirchen.

BezirksRundschau: Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf und was hat Sie dazu veranlasst, eine Ausbildung als Orthopädieschuhmacherin zu absolvieren?
Veronika Hofer: Ich habe vor der Lehre die Matura an der HLFS Elmberg absolviert und meine Mutter machte mich auf diesen Beruf aufmerksam. Während eines vierwöchigen Praktikums vor dem letzten Schuljahr bei einem Schuhmacher festigte sich der Berufswunsch und nach der Matura begann ich auch meine Lehre als Orthopädieschuhmacherin.

Was ist für Sie das Besondere an Ihrem Beruf?
Dass wirklich jeder Tag anders ist und neue Herausforderungen auf einen warten. Jeder Mensch beziehungsweise jeder Kunde ist anders und somit ist auch nie ein Arbeitsstück gleich. Ebenfalls werden in diesem Beruf viele Bereiche vereint: Man hat den sozialen Aspekt mit dem Kundenkontakt, wobei hier auch medizinisches Wissen gefragt ist. Dazu kommt das reine Handwerk, welches zum Teil schon seit Jahrzehnten gleich geblieben ist, durch den technologischen Fortschritt aber erleichtert wurde.

Ihr Beruf ist ja recht selten, es gibt nur wenige Lehrlinge. Wie erklären Sie sich, dass sich so wenige Jugendliche für den Beruf interessieren?

Zum einen wissen viele Jugendliche nicht, dass es den Lehrberuf Orthopädieschuhmacher gibt und zum anderen können sich die meisten nicht vorstellen, welche Arbeiten wir durchführen und welche Anforderungen im Berufsleben auf einen warten.

Wie haben Sie die Lehre erlebt?
Meine Lehre absolvierte ich in einem sehr kleinen Betrieb, was den Vorteil mit sich brachte, dass ich in allen Bereichen eingesetzt wurde und so schon von Beginn an alle Arbeiten beigebracht bekam. Durch die geringe Lehrlingsanzahl befindet sich die Berufsschule in Schrems in Niederösterreich, was zwar etwas weiter zu fahren ist, aber man kommt mit Kollegen aus einigen Bundesländern zusammen.

Wie kann man sich Ihren Berufsalltag vorstellen?
Es ist ein abwechslungsreicher Alltag, vom Handwerk geprägt. Wir beraten und betreuen Kunden mit dem richtigen Schuhwerk und unseren Leistungen. In der Werkstatt erstellen wir hauptsächlich Einlagen, Zurichtungen von Konfektionsschuhen und orthopädische Maßschuhe. Die Schuhreparatur ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Zum Teil stellen Kundenwünsche einen auch vor Herausforderungen, zum Beispiel wenn ein orthopädischer Schuh nach einem ganz bestimmten und etwas ausgefallenerem Wunsch hergestellt werden soll.

Mit welchen Problemen oder Beschwerden kommen die Menschen am häufigsten zu Ihnen?
Zu uns kommen Kunden mit den verschiedensten Fußbeschwerden, hauptsächlich jedoch sind es unterschiedliche Fußfehlstellungen, welche oft Schmerzen verursachen. Weitere Punkte sind Arthrosen in den Fußwurzelgelenken und Einschränkungen aufgrund von Krankheiten oder Unfällen.

Wie hat sich der Beruf im Lauf der Zeit verändert? Kommt heute auch Hightech zum Einsatz?
Im Lauf der Zeit gab es große Veränderungen. Mittlerweile wird zum Teil mit 3D-Scans gearbeitet, um einen Leisten – das Fußmodell des Kunden – herzustellen, Laufanalysen werden mithilfe von Kameras und Druckplatten durchgeführt und auch die Materialien haben sich verändert und sind beispielsweise zum Teil thermoplastisch, antistatisch oder auch antibakteriell.

Warum haben Sie sich entschieden, die Meisterprüfung zu machen?
Um das Fachwissen zu vertiefen und somit Kundschaften besser versorgen zu können, war es für mich unumgänglich, die Meisterprüfung zu machen, wobei ich zugeben muss, dass ich mir dieses Ziel bereits vor Beginn meiner Lehre gesetzt habe. Der Vorbereitungskurs zur Meisterprüfung dauerte zwei Jahre und somit konnte ich mich auch lange und intensiv auf die Prüfungen vorbereiten.

"Ganzer Mensch steht im Mittelpunkt"

Chef Peter Führlinger ist stolz auf seine frischgebackene Meisterin. Im Betrieb in Oberneukirchen wird selbstständiges Arbeiten groß geschrieben: "Unser Handwerk ist keine Mathematik. Es ist nicht starr und berechnend, wie bei einer Maschine, sondern erfordert Einfühlungsvermögen in jeden Kunden. Es ist individuell, flexibel, gefühlvoll. So verschieden wie die Menschen sind, so verschieden sind auch die Füße." Führlinger lässt daher auch jedem Mitarbeiter seine Individualität in der Arbeitsweise: "jede orthopädische Versorgung trägt die Handschrift des Mitarbeiters." Im Mittelpunkt der Arbeit stehen nicht nur die Füße, "sondern immer auch der ganze Mensch", weiß der Orthopädieschuhmacher. Bei Bewerbungen achtet Führlinger daher auch weniger auf die Zeugnisnoten, sondern vor allem auf die Freude am Tun und am Erschaffen, die ein potenzieller Lehrling zeigt.

Mehr Infos zur Lehre als OrthopädieschumacherIn gibt's auf berufslexikon.at

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