Corona in Salzburg
Die Verlockungen der Verschwörungstheorien

Kritik und der Hang zu Verschwörungstheorien gehen ineinander über und lassen sich nicht klar trennen. Kritik, auch am Handeln der Politik, ist aber jedenfalls zulässig und immer erwünscht.
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  • Kritik und der Hang zu Verschwörungstheorien gehen ineinander über und lassen sich nicht klar trennen. Kritik, auch am Handeln der Politik, ist aber jedenfalls zulässig und immer erwünscht.
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Der Pinzgauer Politikwissenschaftler Armin Mühlböck weiß, warum wir auch den absurdesten Theorien manchmal Glauben schenken.  

SALZBURG. "Die mächtige Pharmaindustrie hat das Coronavirus selbst konstruiert und verteilt, um Geld mit Gegenmitteln zu verdienen, die es schon lange gibt, die aber zurückgehalten werden." Oder: "Bill Gates will mit dem Virus und den Impfungen die Bevölkerung gezielt reduzieren." Eine andere: "Corona gibt es gar nicht. Das ist alles erfunden, um autoritäre politische System einrichten zu können"; Viele Theorien wie diese geistern durchs Netz. 

"Es liegt in unserer Natur" 

Warum wir auch den absurdesten Theorien manchmal glauben schenken, oder zumindest über sie nachdenken, weiß Armin Mühlböck, Politikwissenschaftler an der Universität Salzburg: "Es liegt in unserer Natur."

"Unsere Welt soll einfach sein"

Der Pinzgauer hat sich für uns mit den gängigsten Corona-Mythen beschäftigt. Warum wir an sie glauben, lässt sich für den Politikwissenschaftler so erklären: "Das geordnete Bild unserer Wirklichkeit wird durch Krisen gestört. Und in der jüngeren Vergangenheit gab es einige davon: Flüchtlingskrise, Klimakrise und jetzt die anhaltende Coronakrise. In Krisenzeiten sehnen sich die Menschen nach Ordnung und Erklärung und danach, die Welt wieder einfach und klar sehen zu können. Das befeuert die Verbreitung von Fake-News und Verschwörungstheorien."

Armin Mühlböck, Politikwissenschaftler an der Universität Salzburg. | Foto: Mühlböck
  • Armin Mühlböck, Politikwissenschaftler an der Universität Salzburg.
  • Foto: Mühlböck
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"Uneinigkeit ist Nährboden für Besserwisser"

Weil die Corona-Pandemie ein globales Problem ist, für das es kein allumfassendes Rezept gibt, ist sie noch undurchschaubarer für uns. "Die Gesellschaft weiß zwar immer mehr über dieses Virus, aber die Wissenslücken sind nach wie vor groß. Auch in der Wissenschaft und der Politik gibt es viel Unsicherheit. Diese tritt durch unterschiedliche Standpunkte z.B. zur Gefährlichkeit des Virus oder zur Angemessenheit von Maßnahmen von Wissenschaftern, Politikern und selbsternannten Experten, immer wieder zu Tage. Das ist ein guter Nährboden für Besserwisser und Angstmacher", sagt Mühlböck.

"Wir Menschen sind auf der Suche nach möglichst einfachen und klaren Erklärungen für das Komplexe. Verschwörungstheorien bieten genau das: Einfache Erklärungen für das Undurchschaubare. Sie bieten Sicherheit und das verlockende Gefühl, zu einem Kreis der Erleuchteten gehören zu können, die die Wahrheit kennen."
Armin Mühlböck, Politikwissenschaftler

So lockt man die Anhänger

Warum Verschwörungstheorien, egal wie abstrus sie sind, ihre Anhänger finden, erklärt Mühlböck so: "Allen Gruppen von Verschwörungstheorien haben etwas gemeinsam. Immer werden zwei gängige Ressentiments als Türöffner eingesetzt. Erste Aussage: Die Nachrichten, die über die Medien verbreitet werden, sind falsch. Zweite Aussage: Die Regierenden haben nichts Gutes im Sinn, sondern schauen nur auf sich selbst und interessieren sich nicht für die 'Normalos'." Verschwörungstheoretiker setzen diese relativ weit verbreiteten Ressentiments gezielt ein. Sie locken damit Menschen an und machen sie empfänglich für ihre Botschaften.

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Wann wird die Kritik zur Verschwörungstheorie?

Ab wann aus einer Kritik eine waschechte Verschwörungstheorie wird, ist laut Mühlböck nicht so einfach zu beantworte. "Kritik und der Hang zu Verschwörungstheorien gehen ineinander über und lassen sich nicht klar trennen. Kritik, auch am Handeln der Politik, ist aber jedenfalls zulässig.“

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Fünf Corona-Mythen im Check

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Kritik und der Hang zu Verschwörungstheorien gehen ineinander über und lassen sich nicht klar trennen. Kritik, auch am Handeln der Politik, ist aber jedenfalls zulässig und immer erwünscht.
Armin Mühlböck, Politikwissenschaftler an der Universität Salzburg. | Foto: Mühlböck
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